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Leipziger Tageblatt Mld Anzeiger. ^ «s. Sonnabend den 4. März. 1854. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit der Verordnung des hohen Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts vom 26. August 1844 von den Percipienten nachbenannter Beneficien: 1) des Arrrthor'fcherr, 2) deS Triller'fcherr, 3) deS Doerer-Helfreich'fchen, 4) deS dteeff'schen und 5) deS Hammer'fchen, stiftuugsmäßig zu bestehenden Prüfungen sollen Montag den sechsten MLrz L8S4 abgehalten werden, und werden die Herren Commilitonen, welche sich gegenwärtig im Genuß eines der voraufgeführtrn fünf Beneficien befinden, hierdurch aufgefordert, sich gedachten TageS Nachmittags um S Uhr im Convietorio zu gedachten Prüfungen einzufinden. Leipzig, den Itt Februar 1854. Die Ephoren der Königlichen Stipendiaten daselbst. Achtzehntes Abonnement-Loncert im Saale des Gewandhauses. Es ward dieses Concert mit der Ouvertüre zu Lord Byron- Trauerspiel „Manfred" von R. Schumann eröffnet. Mit ge steigerter Theilnahme, mit innigster Wehmuth lauschten wir diesmal den Tönen des genialen Meisters — war doch erst wenige Stunden vor dem Concerte die Nachricht von dem furchtbaren Unglück hier angelangt, welches den Schöpfer so vieler großartiger Kunstwerke betroffen. Dieser erhabene Geist, dieses reiche Gemüth, dieses edle Herz ist in eine entsetzliche Nacht gestürzt, aus der Erlösung in dieser Welt wohl nicht mehr zu hoffen: er, der würdigste Nach folger unserer dahingegangenen großen deutschen Tonmeister, scheint leider der Kunst, den Seinigen und seinen Freunden für immer verloren zu sein. Wie viel Herrliches war von ihm noch zu hoffen, der in der Blüthe deS ManneSalters stand, der in seinen letzten Werken noch bewies, daß ihm der Quell der künstlerischen Erfindung noch immer in unverkürzter Fülle und jugendlicher Frische sprudelte! Die ganze Kunstwelt Deutschlands wird über dieses Ereigniß trauern, denn einen unersetzlichen Verlust hat sie erlitten, eine der schönsten Blüthen in dem Ruhmeskranze unser- Vaterlandes ist gefallen! — Ein Aufall war e-, daß gerade in diesem Concert neben der Manfred- Ouvertüre Beethovens heroische Symphonie erschien — selbst mit Absicht hätte man keine bessere Wahl treffen können, als gerade diese- tieft, eenste und gewaltig erschütternde Werk. Die Gefaiw-vorträge hatte diesmal Herr Schneider über nimm») ek fing dii'große Arie de- Belmgyte aus Mozart- „Entführung" und Beethoven- „Adelaide". Die Leistungen diese- tüchtigen und sehr schätzenswerthen Sänger- fanden den wohl verdientesten Beifall z besonder- schön war die äußerst verständniß- voüe WlededHOd« de- berühmten Beethovenschen Liede-. — Die mit Recht geschätzte Harfenistin unser- Orchester-, Frau Rudolph, trug wir Herrn Grützmacher ein bessere- und tonergiebigere- Instru ment gewünschl. Die Composttion diese- Virtuosen war mir Sach- ken»Miß und Geschick gefaßt, für den Spieler dankbar, doch auch Vermischtes Friedrich de- Großen Justiz-Eifer. Die Nachwelt wird stets den Eifer diese- Königs bewundern, mit welchem er die Ausübung der Justiz in seinem Lande, „daß Jeder vor dem Gesetze gleich sei und Keinem ein Unrecht geschehe", verfolgte. Er war ein Feind der lang auSgesponnenm Prozesse und Recht-Verdrehungen. Seine vortreffliche Absicht in dieser Beziehung drückt sich ganz be sonders in folgenden Worten au-, mit welchen er den ernannte« RegierungSrath v. Massow anredete: „Ich bin eigentlich der oberste Justiz-Commiffariu- in meinem Lande, der über Recht und Gerechtig keit halten soll ; aber ich kann nicht Alles bestreiten und muß daher solche Leute halten, wie Er ist. Ich habe eine schwere Verantwortung auf mir; denn ich muß nicht allein von allem Bösen, das ich thue, sondern auch von allem Guten, was ich unterlasse, Rechenschaft geben. So auch Er; Er muß durchaus unparteiisch und ohne Ansehen der Person richten, e- sei Prinz, Edelmann oder Bauer. Hört Er, da- sage ich Ihm, sonst sind wir geschiedene Leute. — Hat Er Güter?" „„Nein, Ew. Majestät!"" — „Will Er welche kaufen?" — „„Dazu habe ich kein Geld, Ew. Majestät!"" — „Gut, so weiß Er, waS Armuth ist, und so muß Er sich um so viel mehr der Bedrängten annehmen!" — Wohl dem Staate, wo von der obersten Regierung eine solche Controle über die Justiz- Pflege auSgeübt wird! sehr schwierig. Wie gewonnen, so zerronnen! Da- Sprüchwort wird neuer dings zum Wahrworte an der in der Napoleonschen Aeit so be rühmten französischen Schauspielerin Mlle. George-. Dieselbe hat, als sie noch auf der Bühne glänzte, vielleicht mehr Ruhm und Gold geerntet, al- jetzt die Rachel. In Paris, Wien, Moskau, Petersburg, London, in Amerika, Asien (Smyrna) und Afrika (Algier) hat Mlle. George- bei vollem Hause declamirt großen Pariser Ausstellung im Jahre 1855 Schirme und Stöcke gegen kleine Trinkgelder in Verwahrung nehmen zu dürfen." WWWMM-.'