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Tageblatt Md Anzeiger. ^ «2. Freitag den 3. März. 1854. 1854 Bekanntmachung. Da die Besitzerin des Erb- und Allodialgut'es Schöne selb, Fräulein Klara Hedwig Gr«« von Eberstein, die bei dieser Besitzung ihr zukändiae Gerichtsbarkeit an den Staat abgetreten hat uno solche in Folge Bmvrdmmg de- Königs. Justiz-Ministeriums vom 31. December 1853 heutigen Lage- von uns in ihrem zeitherigen Umfange und n«ch dm Bestimmungen der Bekanntmachung vom 34. August 1853 für den Staat und auf das Kreisamt Leipzig übernommen worden ist, so wird diese Jurisdictionsveränderung hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht. ArntSharrptrnannschaft zu Borna und KrriSamt Leipzig, den 1. März von Oppell. Lucius. Opitz. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen das Ende jedes akademischen Halbjahres zu haltenden Revision der UniversitätSbibliotbek werden alle diejenigen, welche Bücher zur Zeit entliehen haben, hierdurch aufgefordert, diese in den nächstfolgenden T gen, und zwar die Herren Stürmenden spätestens bis Sonnabend den 5. März, alle übrigen Herren Entleiher bis Mittwoch den 8. März zurückzuliefern. Leipzig, am 27. Februar 1854 Die Universitätsbibliothek. Kranen - Stiftungen. Die t» neuest« Zeit hei Ms geschehene« Stiftungen großer Md kleinerer Art haben bei mir wieder den Gedanken angeregt, «je es wohl kommen mag, daß es nicht auch schon viele mild- tdätige Herzen gegeben hat, die sich armer rechtschaffener Mädchen und Frauen, welche ohne ihr Verschulden in Roch und Elend schmachten, angenommen haben. Der Haupt- diese Erscheinung mag wohl in der Furcht zu suchen möchten wieder klosterähnliche Institute mit ihren Miß bräuchen und Kehlern entstehen. Nur eine solche Besorgniß, nicht die Unkenntniß de- so traurigen Looses vieler unserer Schwestern ihre Lage zu verbessern. Wollen wir hier hartherzig genug sprechen, für solche Personen haben die Armencaffen zu sorgen, so ist die- zwar an sich wahr, aber man möge dabei wohl erwägen, daß es den öffentlichen Lassen meist an den nöthigen Mitteln fehlt, dies in umfassender und aus reichender Art zu thun; daß in solchen Fällen die Hülfe von da in der Regel zu spät kommt, und daß endlich bei solchen Frauen, die wir meinen, das Ehrgefühl (und es kann hier, wo wir von milde» Stiftungen einzelner Menschenfreunde sprechen, die Frage, ob dieses gerechtfertigt sei oder nicht, nicht aus die Goldwaage gelegt werden) so rege und überwiegend ist, daß sie lieber untergehen, als Sch dtwch öffentliche Almosen unterstützen lassen. Bringt man dnglch« « ErmäniMG, -aß sehr viel« unserer arm« Schwestern dieser Art bei Hüffe zu rechter Zeit sehr oft durch nur geringe Unterstützung« zu helfen wäre, so ist es in der That aufrichtig zu beklagen, daß wir namentlich in größer« Städten solche milde VßWmgen noch nicht Hab«. Eia willkürlich angenommene- Vei- Mch wie sich der« in der Wirklichkett viele von dieser und anderer Art auffind« lass«, mag die Sache anschaulicher machen. Eine Familie besteht aus Mann und Frau, einer Tochter und drei Söhn«. Der Man» ist ein Beamter und hat ein spärliche- Auskommen. Die Tochter ist einige Jahre älter als die Brüder. Die Krau stirbt frühzeitig; die Tochter hat bei dem Tode der Mutter kaum das IS. Lebensjahr erreicht; dennoch muß sie die ganz« Sorg« d« Hauswirthschaft, so «ie die Erziehung der Brüder übernehmen. So lange der Ba«r gesund bleibe und das volle Einkomm« bezieht, geht Alles ganz gut, obwohl bte fleißige Tochter nur wenig Zeit behält, für die eigene geistige Ausbildung oder für Erlernung technischer Fertigkeiten sorgen zu können; aber der Vater wird krank, bleibt kränklich, wird pensionirt und verliert damit zwei Lheile seiner zeitherigen Einnahme. Man muß sich noch mehr ein schränken; die Tochter fügt sich in da- härtere Geschick, und sucht dasselbe durch verdoppelte Pflege und Aufmerksamkeit dem beküm merten Vater zu erleichtern. Jnmirtelst wachsen die Brüder heran, müssen auswärts untergebrachr werden, und so wächst die Noch im Hause immer mehr. Die Tochter bemüht sich, dieselbe durch bei Anfertigung von weiblichen Arbeiten erlangten Verdienst zu mindern, sitzt Nächte durch bei spärlichem Lichte und untergräbt so ihre Gesundheit. Nach mehreren Jahren stirbt der Vater, hinterläßt zwar nur wenige Schuld«, welche nochgedrungen gemacht werden mußten, aber die Gläubiger nehmen die wenigen Habseligkeiten an sich, und die Tochter bezieht nun ein ärmliches Dachstübchen, um sich dort vom „Nähen" oder dergleichen Arbeit das Leben zu fristen. Niemand hilft ihr; die Brüder können- entweder noch nicht, oder find un dankbar genug, der treuen Schwester nicht in der Noch zu gedenk«. So lebt sie noch einige Jahre in bitterster Noth, in den akößten Sorgen bei Hunger und Durst dahin, bi- sie endlich der Tob er löset. — Diese Schilderung ist nicht übertrieb«, dergleichen Fälle finden sich in jeder größeren Stadt leider nur zu viele ; ja es ist nicht genug, daß ein solches edle- Mädchen still und ehrbar ei« wahrlich nicht beneidenswerche- Leben fristet, sie muß auch oft genug noch Spott, Verachtung, wo nicht gar Mißhandlung ertragen. Der rohe Männerwitz belegt sie mit Spitz- und Schimpfnamen, und viele Menschen sind so unempfindlich und ungebildet zu mei- ei« so hüls- und schutzloses Mädchen müsse sich eine solche nen Behandlung gefallen lassen, da« sei nun einmal nicht anders. Ich weiß recht gut, daß es viele Mädchen giebt, weiche di- in der Jugend ihn« gebotene Gelegenheit, sich nützliche Kenntnisse zu erwerben, verabsäumt haben, weil sie glaubten, es könne ihn« bei ihrer Kör- perschönheit und bei den äußerlich günstigen Leben-Verhältnissen der Aeltem nicht fehle«, sie würb« eine gute Partie machen und bergt.; ich weiß, baß sich viele durch eitles, hoffährtiges Wes« um die