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Leipziger Tageblatt Mid Anzeiger. 29. Sonntag den 29. Januar. 1854. Verhandlungen der Stadtverordneten am 25. Januar 1854. Beim Vorträge aus der Registrande genehmigte man einstimmig den vom Stadtrath beschlossenen Ankauf eines Friedrich Wilhelm Büttner zugehörigen Feldstücks (Nr. 250 des Flurbuchs) für das JohannishoSpital. Diese- Feldstück enthält ungefähr 2>/2 Acker Areal. Der vereinbarte Kaufpreis beträgt 1200 Thlr., auch hat die Stadt die Kaufskosten zu übertragen. Hierauf theilte der Vorsteher Adv. Francke mit, daß ein für die heutige Tagesordnung bestimmter Gegenstand, daS Gutachten der Baudeputation über die von einer Anzahl hiesiger Bürger beantragte Anlegung einer Schleußt in der Packhofsgasse, noch nicht zum Vortrage gelangen könne, weil die bcrichterstattende De putation hierüber noch weitere Erörterungen anzustellen wünsche. Dagegen werde zu verhandeln sein über eine fernerwelte Mitthei lung de- Stadtralhs in Betreff der bereits in voriger Sitzung ver handelten Gehaltserhöhung für den Inspektor der Gasanstalt, Below, so wie der beantragten Lösung des mit Eommissionsrath Blochmann bestehenden Vertragsverhältniffes — vorausgesetzt, daß man heute auf die Berathung dieser Vorlage eingehen wolle. Die Versammlung bejahte die vom Vorsteher hierauf gestellte Frage, nachdem St.-V. Bierlig beantragt hatte, über diese ganze An gelegenheit ohne Weiteres zur Tagesordnung überzugehen. Dieser Antrag blieb der späteren Verhandlung Vorbehalten, da sich der Vorsteher für verpflichtet erachtete, die Mittheilung des Raths jedenfalls vorher zur Kenntniß der Versammlung zu bringen. Apf der Tagesordnung befand sich an erster Stelle ein Gut achten der Deputation zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen über die Anlegung einer Fahrstraße durch den Park. (Bericht erstatter St.-V. O. Wigand.) Der Stadtrath bemerkt hierüber. „Oer größte Theil der durch die Erdausgrabungen auf dem Baugrunde der projectirten neuen Fleischhalle gewonnenen Mate rialien hat seine sehr zweckmäßige Verwendung zur Auffüllung des nördlichen Theiles des Lagcrhofes gefunden, und das, was noch gewonnen wird, ist erforderlich, um die neu herzustellende Park straße, sei es direct oder indircct, nach den Bahnhöfen fortzuführen, so daß unS zunächst die Frage zur Erledigung vorlag, wie dieser Uebergang zu bewerkstelligen sei. „Die weit verbreitete und von einem erheblichen Theile der Be wohner Leipzigs lebhaft vertretene Ansicht, daß der Park durch eine Fahrpaffage nicht durchbrochen werden könne, ohne seine wesent lichsten Schönheiten zu verlieren, bestimmte uns, darüber das Urtheil eines in der Parkgärtnerei kompetenten Sachverständigen, de- Hofgärtners am Japanischen Palaisgarten in Dresden, Herrn Terscheck, zu hören, und erst, nachdem derselbe sich dahin aus gesprochen hatte, daß bei einer möglichst direkten, nur aber park mäßig angelegten Fortführung der neuen Parkstraße nach den Bahnhöfen der Park keinenfallS wesentlich verlieren werde, viel mehr diese Anlage in Einklang mit dem Vorhandenen zu bringen sei, beschlossen wir, diese neue Fahrstraße östlich vom Müllerschen Denkmale ausführen zu lassen, dergestalt, daß nach den Niveau verhältnissen der Straßendamm in einer Kronenbreite von 24 Ellen, weit und flach nach beiden Seiten hin abgeböscht, geschüttet, die Fahrbahn in der Mitte 16 Ellen breit gehalten und auf beiden Seiten ein vier Ellen breite- Granittrottoir gelegt wird. „Am tiefsten Punkte der Straße ist die Tagerinne mit Ein falllöchern zu versehen und von da au- die Straße selbst durch zwei in die untere Parkschleuße einmündende kleine Schleußen zu entwässern. „Die Fahrbahn selbst wird sorgfältig zu chaussiren und nur der Uebergang über die Promenade mit bossirten Steinen zu pflastern, endlich aber die nölhige Beleuchtung derselben zu beschaffen fein. „Die Herstellung dieses Weges nach vollendeter Schüttung, die zu Lasten desselben nicht besonders zu veranschlagen ist, da die aus dem Grunde des Neubaues auszugrabende Erde ohnehin fort- transportirt werden müßte, wird nach dem Anschläge einen Kosten aufwand von 3341 Thlr. 4 Ngr. erfordern, die Vorrichtungen zur Beleuchtung 211 Thlr. 15 Ngr. kosten. „Diese Kosten werden unter dem Bauaufwands der neuen Fleisch- Halle zu verrechnen sein." Die Deputation, von der Ansicht ausgehend, daß die Eröffnung einer Ausfahrt aus dem Brühle durch das Georgenhaus mit der vorliegenden Angelegenheit im engsten Zusammenhänge stehe, be antragte: a) die zur Herstellung der Fahrstraße geforderten 3341 Thlr. 4 Ngr., d) die für die Vorrichtungen zu Beleuchtung derselben erforder lichen 211 Thlr. 15 Ngr. schon jetzt zu bewilligen, jedoch unter der Bedingung und Voraus setzung, e) daß der Durchbruch durch das Georgenhaus zu Herstellung der erwähnten Ausfahrt baldigst vorgenommen werde. Auf Anfrage des St.-V. I)r. Stephani bemerkte der Be richterstatter, daß die Ausfahrt durch das GcorgenhauS jedenfalls mit Erweiterung des Georgenpförtchens am zweckmäßigsten zu be werkstelligen, das Nähere aber wohl der Verwaltungsbehörde zu überlassen sein werde. St-V. Bierlig wünschte den Termin zum Durchbruch des Georgenhauses noch schärfer bezeichnet zu sehen. Der Bericht erstatter entgegnen, daß der Rath ohnedies bei Anlegung der Fahr straße genölhigt sein werde, mit den Stadtverordneten in weitere Verhandlungen zu treten. Die St.-VV. vr. Vogel und I)r. Heyn er fügten hinzu, daß die angeregte Angelegenheit bereits dem Bauamte vorgelegt worden sek, daß aber der Beginn der hierzu erforderlichen Arbeiten schon deshalb nicht an einen festen Termin gebunden werden könne, weil dieselben von der Witterung abhingen. Das Deputationsgutachten wurde hierauf einstimmig ange nommen. Man ging nunmehr zur Berathung der die Gehaltserhöhung des Inspektors Below, so wie die Aufkündigung deS ContractS mit CommissionSrath Blochmann betreffenden Mittheilung des Raths über. St.-V. Bierlig bevorwortete zunächst seinen schon oben ge stellten Antrag. Er bemerkte, daß die vorliegende Angelegenheit bereits in der letzten Sitzung nach allen Seiten hin berathen und durchsprochen worden sei, so daß sich Jeder darüber eine Meinung gebildet habe. Er theilte ferner mit, daß dem von dem Techniker SmyerS-Williquet in Anwendung gebrachten Verfahren der Gas erzeugung vor dem in der Gasanstalt befolgten der Vorzua zu geben sei, wie die gewonnenen Resultate bewiesen, und daß m nächster Zeit hierauf bezügliche Anträge an den Rach gelangen würden. ES wurde nun zunächst — in Gemäßheit der bereit- erwähnten Erklärung deS Vorstehers über die Nothwendigkeit, bas Schreiben de- Rathes vorzutragen — diese- letztere mitgecheilt. Der Stadt rath sagt darin: x