Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt und Anzeiger -E- ^ 2«. Donnerstag den 26. Januar. 1854. Das Unterzeichnete, von der Königlichen Ausstellungs-Commission in Dresden emannte Local-Comite für Leipzig fordert hierdurch die Herren Gewerbtreibenden innerhalb dieses Bereiches auf, bei der vom IS. Full bis IS. Oktober in München stattfiudenden ^ Allgemeinen deutschen Jnvnfteie - Ausstellung, in welcher neben der Industrie der Zollvereins - Staaten auch die der österreichischen Staaten vertreten sein wird, zahlreich unh in an gemessener Weise sich zu bethekligen. Das Local-Comits wird auf Anfragen in Beziehung auf die Ausstevuua im Elnvernehmen mit der Ausstellungs-Commission alle nöthige Auskunft ertheilen, die Anmeldungen entgegennehmen, wegen deren Zulassung beschließen und die ihr zur Ausstellung anvertrauten Güter tran-portfrei nach München spediren. ^ Cs ist wünschenSwerth, daß die Anmeldungen so bald als möglich erfolgen, namentlich soll die Anmeldung von Maschinen bis Ende Januar geschehen. Die hierbei zu benutzenden Anmeldeformulare, so wie die von der König!. Ausstellungs-Commission ausgegebenen: „Vtnheren Bestimmungen wegen der allgemeine» deutsche» Industrie - Ausstellung in München" sind in der Handlung der Herren ^ »mLwnee (Grimma sche Straße, im Mauricianum) unentgeltlich zu erhalten, und ebendaselbst sind auch die auSgefüllten Anmeldrdogrn wieder abzugede». Zuschriften «erden erbeten unter der Adresse des mitunterzrichaetm Vorsitzenden. Leipzig, am 7. Januar 18S4. Das Leipziger Local - Comit^ für die allgemeine deutsche Industrie - Ausstellung in München. Dr O. Mardach, K. S. Hoftath «. Prof. d. Technol. an der UnivechtLt, als Vorsitzender. W. Apel, Kramermeister (Firma: Apel L Brunner). G. Gohring (Firma: Göhring L Böhme). A. Gütz, Ingenieur. SR. Härtel, Stadtrath (Firma: Breitkopf <L Härtel). G. Stührer, Mechanikus. F. G. Wieck, Herausgeber der „deutschen Gewerbezeitung". Nowdies und Loafers. (Schluß.) Wenn die Rowdies die Eiterbeulen, so sind die Loafers nur da- Unkraut im hiesigen Volksleben. Obgleich sie zwei streng von einander gesonderte Stände bilden, so werden sie doch stets zu sammen genannt und vielfach mit einander verwechselt; ja die Schurkenstreiche der Rowdies kommen in den meisten Fällen mit auf die Rechnung der Loafers. Letztere sind aber an sich ganz harmlose Individuen, die Niemandem etwas zu Leide thun. Ein Loafer, so sagt Christian Scudder von New-Pork, der in dieser Beziehung als vollgültige Autorität dasteht, ist ein Mensch, der vollauf Zeit hat und thut, was ihm gefällt. Loafer in seiner eigentlichen Bedeutung ist also ein Tagedieb, ein Flaneur, ein Bummler; letztere Bezeichnung, die seit dem Jahre 1848 das Bürgerrecht in der Schriftsprache erlangt hat, scheint mir die passendste zu sein. Wie eS feine und rohe Bummler giebt, so giebt es auch noble und geringe Loafers, und wenn zwischen beiden ein Unterschied stattfindet, so bezieht er sich weniger auf das Wesen, als auf die äußere Erscheinung. Sei der Loafer nun ein eleganter Broadway-Pflastertreter, ein sog. Llaelrlex (schwarzbeiniger, d. h. mit feinen schwarzen Beinkleidern), oder der schmutzige Kneipenheld in etißer der 8)orftädte, so bezeichnet dieser Umstand höchsten- ihren Rang. Bride machen aus dem Nichtsthun ein Geschäft, und wenn der Eine im Hazard de- Spieles eine unerschöpfliche Hülfs- quelle für seinen Luxus findet, so sucht der Andere vielleicht durch den Hazard einer Prügelei oder durch die Uebertölpelung eines „Giünen" sein Leben zu machen. Die zahlreichste und respektabelste Sötte der Loafers sind die „IiouvS«-»" (Lun-errr, Müßiggänger). Sie sind aber Amerika nicht eigenthümlich und nur eine blaffe, geschmacklose europäische Copie. Sie begegnen ihnen in jedem Eisenbahnwagen und Dampfer, in jedem Theater und Concert, in jedem Bade und Hotel. Am Vollendetsten freilich treten sie in den großen Haupt städten auf, in London, Paris und New-Pork, und verleihen dort der Regentstreet, den Boulevard- und dem Broadway da- ihnen eigene glänzende Leben. Graf d'Orsay und Brumme! waren solche Prachtexemplare in Europa; hier macht man Versuche, ihnen nachzueifern, bis jetzt aber ohne Erfolg. Eine himmelweite Kluft besteht zwischen diesen „I^ounZers" und den vorzugsweise sog. Loafer-, dem Mittelstände der ganzen Species, wenn ich so sagen darf. Letztere treiben sich gewöhnlich in den größeren Städten de- Landes herum und haben fast überall dieselbe Uniform. Sie setzen nämlich den Hut auf'S rechte Ohr in den Nacken, tragen Jahr ein Jahr aus aufgekrempte, zeisig grüne oder andere auffallende Hosen, haben stet- die Hände in den I Hosentaschen stecken, schmücken sich mit einer goldenen Uhrkette und einer schwarzen Atlasweste, kauen viel Tabak, speien mit einer unerreichbaren Virtuosität die braune Jauche aus und fluchen gerade nicht mit Auswahl. E< giebt keinen Skandal, bei dery sie nicht zugegen sind, kein öffentliche- Ereigniß, bei dem sie nicht activ mit auftreten. Haben sie für den Augenblick keine Tätig keit, so schaffen sie sich eine; sie fehlen bei keinem Fackelzuge und bei keiner Demonstration, sie lassen es sich nicht nehmen, berühmte ankommende Fremde zu bewillkommnen, und verbinden sich zu diesem Zwecke oft mit den politischen Rowdies. So begrüßten sie den Capitain Porter, als dieser nach de« der „CreSkeqt Eitp" in Havanna widerfahrmen Beleidigungen in New-Mork wieder einltef, ohne seinem Rechte etwas nachgegeben zu haben. Im Pprk hatten sie ein paar Kanonen aufgefahren und feuerten damit nach Herzens^