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Lktpziger Tageblatt Md Anzeiger. Bekan ntrnachuu g. Nachdem der hiesige Hülst - Steuerconducteur Herr Ludwig Jager dem Herrn Districtscommiffar, Bezirk-steuereinnehmer Taube in Leipzig, zu der demnächst für da- heuriae ^kr neuen «.«erbe- und Personalsteuer-K-tastration al« Hülftcommiffar in der Maaße beigegeben worden ist da«'derselbe d^^L?e- strationSgeschäft in den kleinen Städten und den Orten de- platten Landes im Steuerbezi.ke Leipzig zu besoraen Kat so wirk fot-K-a den betreffenden Behörden und Beteiligten zur Nachricht und Nachachtung andurch bekannt gemacht. ^ ^ ^ Leipzig, am 4. Januar 1854. Königlicher Kreis-Steuer-Rath deS IL. Steuer-Kreise-. Schulze. Jubiläum. Bei den vielen Jubelfeiern, welche jetzt in Leipzig begangen werdon, möge eS die Redaction gestatten, auch von einer Feier zu sprechen, welche in ihrer Weise von sehr hoher Bedeutung ist. In unserer Stadt lebt ein an Körper und Geist jugendfrischer Greis, welcher weithin al- der tüchtigste Pädagog, als scharfsinniger Menschenkenner, welcher al- gelehrter Theolog, al- ausgezeichneter Docent auder Universität und al- gesinnung-treuer, gewissenhafter Mensch und Christ bekannt ist. Es ist die- der hochwürdige Pro fessor vr. Friedrich Wilhelm Lindner. Don dm Lehrem, welche 1804 bei Begründung der Bürger schule angestellt wurden, ist er der Einzige, welcher noch am Leben ist, und nicht al- altersschwacher Greis — nein, thatkräftig wirkend in Wort und Schrift und vertraut mit fast allen Fächern der Wissenschaft. — Friedrich Adolph Krug und Lindner sind die Männer, welche im Verein mit Vater Gedike die Bürgerschule im eigentlichen Sinne de- Wort- gegründet, gehalten und auf die Stufe der Be rühmtheit gebracht haben, welche dieselbe in früherer Zeit genoffen hat und jetzt noch genießt. Krug ist eS, dem man die neue natur- und vernunftgemäße Art u«d Weise de- besseren ersten Leseunter richts, die Lautirmettzode verdankt, und eben diesen genialen, vor vielen seiner Zeitgenossen höchst begabten und geistreichen Schulmann hat man in Dresden an der AugustuSschule untergehen lassen — iweil man ihn nicht verstehen wollte, nicht verstehen konnte; man . doch nicht ^ Auster» Mitteln dazu zwang. Freilich war aber Krug nur ein Mann nach dem und nicht mach Art und Meinung kurzsichtiger M Herzen Got- Menscheu; ihm Welt 8^ Ruhm tes und nicht stand seine Ehre und sein ewige- Heil höher al- der und Auszeichnung. Krug hat nur bis 1809 an der Bürgerschule gelehrt, Lindner dagegen bis 1844, also volle vierzig Jahre, und noch jetzt ist der edle Greis, Gott sei Dank, so rüstig, daß er jedwede- Direkto rial iibernchmen und gar manchen weit jüngern Schulmann noch ausl-fen konnte. E- ist aus Acten und mit Zahlen nachzuweisen, daß ohne Ltndners Rath und Hilfe die Bürgerschule 1813 wieder eingegan gen wäre, und es «ßffen die Annalen der Bürgerschule darthun, «a- die Fremden, welche die Bürgerschule hier besucht, über die staunenswerthen Leistungen Lindner- geäußert haben. Zeugnist davoa siebt schon da- Programm, welches Herr Vr. Vogel, derzeitiger Direcror der Leipziger Bürgerschule, zur Feier de- 50jährigen Jubi läum- herau-gegeben hat. Das vollgültigste Zeugniß über Lindner- Tüchtigkeit und Wür- aber haben jetzt zweiunddreißig achtbare Krauen unserer Stadt, ehemalige Schülerinnen der Bürgerschule gegeben, indem sie dem würdigen Greise, ihrem geliebten Lehrer, wie sie ihn jetzt noch nennen, am 2. dieses Monats, als er den wichtigen Tag im stillen Kreise seiner geliebten Kinder feierte, in den Vormittagsstunden einen kostbaren silbernen Lorbeerkranz durch eine Deputation au- chrer Mitte überreichen ließen. Diesem Ehrengeschenke haben die Geberinnen da- nachstehende Gedicht beigesügt: Was Sie, Verehrtester, «ns einst gelehrt In jener lieben, theuren Anstalt dort. Wo heute man den Tag der Stiftung ehrt: In vielen tausend Herzen tönt eS fort! Auch ferner sei in Wort und That zu lesen, Daß Sie der Schüler treuer Hirt gewesen; . Drum bringt den Lorbeerkranz aus Herzensdrang Die Liebe Ihnen dar mit Ehrfurcht und mit Dank. Solches Zeugniß gilt mehr als alle Orden; solche-Zeugniß beruht in Wahrheit auf Wahrheit, auf echter Liebe und Verehrung, denn diese Frauen hatten keine äußeren, keine geschäftlichen^ kurz keine weltlichen Rücksichten zu nehmen; sie veranlaßte einzig und allein das reine Gefühl edler Dankbarkeit zu diesem sie selbst ehrenden Schritte, und eS hat solche- Zeugniß de-halb um so höhern Werth, weil eben diese Frauen durch de- Leben- vielfache Erfahrungen ge prüft und gereift zu gerechtem und unparteiischem Urtheile kommen konnten, und sie jetzt frei und ungezwungen nur dem Zuge des dankbaren Herzens folgend sich bestrebten, dem geliebten Lehrer eine Freude zu machen. Hierin stehen die Frauen stet- höher al- die Männer. Nie werden sie sich zwingen lassen, au- irgend welchen Rücksichten bei solchen Gelegenheiten Gefühle an den Tag zu legen, welche nicht in ihren Herzen vorhanden sind. Gerade hierin haben sich edle Frauen aller Zeit ihre vollste Freiheit bewahrt. Darum verdient auch die jetzt bewiesene edle Gesinnung und Handümg achtbarer Krauen au- fast allen Standen Leipzig- dem Andenken der Nachwelt aufbewahrt zu werden, selbst auf die Ge fahr hin, daß da-, wa- sie aeräuschlos und ohne öffentlichen Prunk gethan -haben, gegen ihren Willen an da- Licht der Oeffentlichkeit gezogen wird. , lü. LH. Die ethnographischen Neisebitder im Odeon. Durch die reißende Erweiterung des Verkehrs in diesem letzte». Menschenalter sind un- entfernte Völker näher gerückt worden und Biele-, zu dessenKenntniß vor nicht langer Zeit blos dem Manne von Fach Veranlassung gegeben war, befindet sich heutigen Tage- innerhalb de- Kreise- der Betrachtung, in welchem Jeder sich zurechtfinden muß, der al- ein gebildeter Mann betritt werden soll Zum Glück wird aber auch bereits von vielen Seiten dafür