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- Erscheinungsdatum
- 1904-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190405117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19040511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19040511
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-05
- Tag 1904-05-11
-
Monat
1904-05
-
Jahr
1904
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für alle Truppensendungen übernehmen würde, die au- militärischen Gründen irgendwie nötig erscheiuen. Ich halte hier Sparsamkeit sür ganz unangebracht, ja so- gar für ein Verbrechen E- sind auch so viel Mann hingeschickt worden, al- von militärischer Seite ver langt worden find, und an diesem Standpunkte wer den wir weiter sesthalten, und wir hoffen da aus die Zustimmung diese- Hauses. WaS Herrn v. Trotha avlangt, ift die Sache sehr einfach. Als sich die Notweyd'zteit stärkerer Truppensevdungen herausstellte, ergab sich eine doppelte Schwierigkeit: Einmal war bei der stärkeren Truppe ein General erforderlich, daun aber kann der Leiter der militärischen Operationen aus zwingenden Gründen nicht sogleich al- Gouver neur im Zentrum sitzen bleiben. Aus die preußische Gesetzvorlage gegen den Kontraktbruch gehe ich hier 5!^ gehört in den preußischen Land ¬ tag. (Unruhe links.) Wenn, was ich besteile, ein so große- Maß von Antipathien, von Neid und Haß, wie Herr Bebel behauptet, in der Welt gegen uoL be- stünde, so wäre da- doch nur für uns ein Grund mehr, un- gerüstet zu halten, damit wir allen Even tualitäten der Zukunft mit Ruhe entgegensehen können; devv ein anderes Mittel, um unberechtigten Neid und Haß — ich wiederhole unberechtigt, da wir za Neid und Haß keinen Anlaß gegeben haben — zu entwaffnen, ein anderes Mittel, als da- Schwert scharf zu halten, ist noch nicht gefunden worden. (Lebhafter Beifall.) Kolonialdirekior Dr. Ttübel erklärt aus die von Bebel an ihn gerichteten Fragen, ein Befehl, keine Gefangenen zu machen, sei nirgends ergangen. Aus Frauen und Kinder sei nirgends geschossen worden und verwundete Herero seien bis jetzt nicht gefunden resp. gefangen genommen worden. Unverwundete Herero würden teils von den StammeSgenossen mit fortgeschleppt, teils seien sie gefangen und alsdann vor ein Kriegsgericht gestellt worden. In keinem Falle seien Vergewaltigungen au Hererofrauen konsta tiert worden, weder früher noch jetzt; die Hererofrauen würden geschont. Heute morgen sei ihm noch ein Nachtragtelegramm zugegangeu: Drei weiße Frauen seien von den Herero getötet worden. Die Rettung der übrigen weißen Frauen sei durchweg erfolgt durch eingeborene Christen. Der Krieg werde unsererseits geführt ohne Ausschreitungen, ohne Grausamkeiten, in den Formen eines ordentlichen Krieges. Abg. Hamp (ReichSP.) stellt dem Abz. Bebel gegenüber sest, das neue Kontraktbruchgesetz richte sich gar nicht gegen die Arbeiter, sondern gegen die Arbeitgeber. (Lachen links.) Daß die Kulturausgaben nicht unter unserer Kolonialpolitik litten, beweise die Kaualvorlage im Landtage. (Lachen links.) Abg. Stadthagen (Soz.) bestreitet, daß sich das Kontraktbruchgesetz nur gegen die Arbeitgeber richtet, sowie daß jenes Gesetz nur Preußen angehe und nicht vor das Forum des Reichstags gehöre. Die preußische Vorlage sei ein Einbruch in die Reichsgesetz gebung. Abg. Dr. Arendt (Rnchsp.) wendet sich gegen die Bebelsche Darstellung der Ursachen des Hereroauft stands und rechtfertigt die Kolonialpolitik überhaup'- Soll unsere Auswanderung immer nur Kulturdünge' sür andere Völker bleibcn, und sollen wir unseren B - darf an kolonialen P.obukcn immer nur aus fremder Kolonien beziehen? Damit schließt die Generaldiskussion. Beim Etat des Reichskanzlers bringt Abg. Semler (nat.-lib.) die Ausweisung eines Deutschen namens Steingrube au- TomSk in Sibirien zur Sprache. Ursache der Ausweisung war allein, daß Steingrube auf einer Fahrt im Speisewagen eines Eisenbahnzuges einen Großfürsten nicht gegrüßt habe. Steiugrube, in TomSk ansässig und begütert, sei rui niert, falls die Ausweisung nicht rückgängig gemacht werde. Staatssekretär v. Richthofe« hofft, daß es den Bemühungen deS Auswärtigen AmleS gelingen werde, die Ausweisung zu redre'sieren. Beim Etat des Auswärtige« Amtes kommt Abg. Müller-Sagan auf die Behandlung deutscher Geschäftsreisender jüdischen Glaubens in Rußland zurück Ihm 'ei zuverlässig mitgeteilt worden, da- schon jetzt jüdische Reisende aus Belgien oder aus Nordamerika in Rußland besser behandelt würden, als einheimische und deut'che Juden. Staatssekretär v. Richthofe« antwortet: Er werde dem Vorredner dankbar sei», wenn er ihm die betreffenden Einzelfälle mitteile und ihm dadurch ein Handhabe geben könne, um auch sür unsere GeschästS- reiseuden jüdischen Glauben- eine bessere Behandlung in Rußland herbeisühren zu können. Abg. Eickhoff (freis. Ber.) wünscht Errichtung eine- Reichsschulamt- im Interesse deutscher AuSlandS- schulen und Förderung dieser Schulen. Staatssekretär v Richthofe« sagt den Schulen sein Wohlwollen zu. Ohne weitere Debatten werden Auswärtiges Amt und ein Teil deS Kolonialetats genehmigt. Zum Etat für Südwestafrika beantragt Abg Patzig (nat.-lib.) für die 2 Millionen, welche anläß- lich der durch den Ausstand entstandenen Verluste von Ansiedlern bei der zweiten Lesung bewilligt worden find, die Zweckbestimmung dahin zu ändern, daß die Hilfeleistungen nicht nur „an Bedürftige", sondern auch an die Geschädigten ohne Voraussetzung der „Be- dÜrsiißkrst* gewährt werden. Abg. Lattma«« (Antis.) stimmt dem zu, wünscht aber keine Zuwendungen an Landgesellschasten, sondern nur an Einzelpersonen. Kolonialdirektor Dr. Stützet bittet ebenfalls, der Regierung in bezug auf Gewährung von Unter stützungen freie Hand zu lassen. Abg. Gröber (Zentr.) wünscht, es dabei zu be- lassen, einstweilen nur Darlehen zu geben, Unter stützungen resp. Geschenke dagegen von der Bedürftig- keit abhängig zu machen. Dir Bbgz. v. Rtchthofe« (kons.) und Stock ma«« (ReichSP.) treten für den Antrag Patzig ein, ebenso nochmals der Antragsteller. Der Antrag wird gegen Nationalliberale und Rechte abgelehvt. Nach Erledigung des Kolonialetats erfolgt Ver- tagung. Schluß der Sitzung nach 6^ Uhr. Morgen 1 Uhr: Fortsetzung. Okahandja, bestehend au- einem festen Gebäude und einer Baracke, liegen im ganzen 42 Kranke; die TyphuS-RekonvaleSzenter. sind in einer Extra-Baracke untergebracht, und diese sämtlichen Baulichkeiten liegen 600 Meter vom großen Barackenlazarett entfernt. Zur Wasserversorgung in Okahandja ist eine neue Wasserleitung angelegt, außerdem ist ein Henneberg- scher Wasserbereiter im großen Lazarett, auch ein Röntgenstrahlen-Apparat findet dort Verwendung Ferner ist in AbbabiS ein Erholungsheim eingerichtet, wo sich die Typhus- und Malaria-Rekonvale-zenten wieder kräftigen können. In dem wegen de- Typhus sehr verrufenen Karibik liegen im dortigen Typhus- lazarett 26 Kranke, ein Hennebergscher Wasserbereiter ist dort bereits seit zwei Monaten in Tätigkeit. — Major bo« Glafe«app trifft Mitte dieser Woche zu einem kurzen Urlaub hier ein. Oberst Le«twei« ist mit seinen beiden GeneralstabS-Ojfizieren heute für einige Tage nach Karibik gefahren, um die von dort abmarschierende Nord-Abteilung — eine Kompagnie, zwei Geschütz?, zw:i Maschinengewehre, im ganzen etwa 200 Mann unter dem Kommando des Ober leutnants vo« Zülow — zu inspizieren. Diese Abteilung soll da- Detachement deS Oberleutnants o. Volkmann in Grootfontein verstärken. Die letzten Nachrichten BotkmannS, die vom 14, März stammen, lauteten beruhigend. Nach einer amtlichen Depesche deS Obersten Leutwei« hat Major v. Estorff am 7. Mai übe« Okabarui ausklärend bei Otjikuara Fühlung mit dem Feinde bekommen. O jikuoko bleibt m t Bastards und der 6. Kompagnie besetzt. — Otjikuara liegt etwa 12 Kilometer östlich von Owikokorero und halb sowei. südwestlich von der Wasserstelle Oojatu, wo das Detachement Glajenavp längere Zeil hindurch biwakierte. Ans Küdmestafrika. * Die Ernennung des Generalleutnants von Trotha zum Oberbefehlshaber für Südwestafrika hat, wie vorauszusehen war, auch im Schutzgebiete selbst große Ueverrafchuug hervorgerufen. Ma^ gibt sich dort sogar der Befürchtung hin, daß daS geplante Zusammenarbeiten v. Trothas und Leutweim sich als nicht durchführbar erweisen und den definitiven Rücktritt des Gouverneurs zur Folge haben werd. Ein Telegramm meldet darüber: Wi«dh«ik, 8. Mai. Wie ich au« absolut sicheren Qmllen erfahre, hat Gouverneur Leutwein beschlossen, gleich nach Uebergabe der Geschäfte an den General von Trotha, der am 7. Jali in Sivakop- münd landen wird, «ach Deutschland zu gehen. Die Elite alter Afrikaner erblickt hierin eine emtve«te Gefahr für ganz Deutsch-Südwestafrika, da lein Fortgehen od.r Rücktritt unvediogt den fo fortige« Abfall aller bisher treu gebliebe- ue« Stämme, einschließlich derjenigen IM Silben, bedcuten würde Die Trupp n verlören damit zu gleich ihr unentbehrliches Treiber- uvd Wächter- personal, das von uns trefflich bewaffnet ist; es würde außerdem zu den schlimmsten Mordtaten bereit sein. Die S.tuauon ist demgemäß sehr ernst. Die hier geäußerten Befürchtungen werken auch in deutschen kolonialen Kreisen geteilt. Dem gegen- über sei aber darauf hingewiesen, daß der Rücktritt deS Gouverneurs Leutwein an maßgebender Stelle überhaupt gar nicht in Frage kommt, daß man iw Gegenteil nach wie vor fest auf seine Mitwirkung bei der Wiederherstellung friedlicher und geordneter Zu stände in Südwestafrika rechnet. ES darf daher von dem bewährten Patriotismus LeutweinL erhofft werden, daß er die Sache über die Per on stellt und die ohne hin schon kritische Situation in Südwestafrika durch seinen Rücktritt nicht noch schwieriger gestattet. Weiter sei noch solgeodeS Privattelegramm deS „Lok. Anz." witgeteilt: Wtudhuk, 9. Mai. Der augenblickliche Be stand an Typhuskrauke« in Otjihaenena beträgt 2 O,fiziere und 65 Mann einschließlich der bereit- auf dem Wege der Besserung befindlichen. Die Kranken sind in dem ehemaligen Mission-Hause unter- gebrach», daS jetzt in ein geson erteS Typhu-lazareti umgewandelt ist. 50 Betten und alles zur Ver pflegung Nö ige sind vor einer Woche dort eingetroffcn, und ein von Oberstabsarzt Metzke auS Okahandja ab- gesandter Hennebergscher Trinkwass-rbereiter ist nach O jchaenena unterweg?. Im Windhuker Lazarett liegen noch 40 TyphuSkranke, welche seinerzeit von OnjAu hier eingeliefert wurden. Im Typhuslazarett in Lm WM» SrieMWlatz. * Meldungen über wesentliche «euere Ereig nisse auf dem Kriegsschauplätze liegen heute nicht vor. Wir geben iu Nachstehendem die wichtigsten neueren Nachrichten nach der Reihenfolge ihres Ein- gehens: Petersburg, 9. Mai. Die „Russische Telc- graphen-Agenlur" erklärt die Londoner ZeitungS- meldung für vollkommen uubegrüttdet, wonach der Statthalter Alexejew aus gemeinsames Ersuchen de? Gene als Kuropatkm und deS Admirals Skchdlow zurückberuseu und Großsürst Nikolaus N koloje- witsch zu feinem Nachfolger ernannt sei. Petersburg, 9 Mui. Ja 34 Kreisen de, Gouvernement- Poltawa, Kurtk, Charkow, Rjäss», Kaluga und Tula ist die Mobilisierung erklär! worden London, 9. Mai. Ein Privatkorrespoudent dc« Reaterschen Bureau; meldet au- Petersburg vor h:ut:: Alexejew telegraphierte an den Kaiser, »ah er da» Haupiquaisier nach Chardin v ricgr. Die Sdmirali ä« gab bekannt. daß da- G:'chw»der dc« Atmralr Jessin sich in Wladiwostok b-fi d-. Er h-ißt o fizktl, »atz der G-ueratftab Kurapatkins in L'aujang bleib: uvd nicht die Absicht habe, die gegen wärtige Position aufzugeb-n. Petersburg, 9 Mai. Hier verbreitete sich heute das Gerücht über ein geplantes schreckliches Verbreche« i« Kronstadt. Eine Persönlichkeit, wahrscheinlich ein j panischer Agent, versuchte eine gewaltige Explosion herbeizuführen, wodurch die Fest, ung Kronstadt in die Luft gesprengt worden wäre. Das Verbrechen mißlang glücklicherweise. Der Kom mandant deS Kionstädter Häsens Vizeadmiral Birilow bestätigte, daß ein Verbrechen geplant gewesen sei, und daß eS, falls eS gelungen wäre, fürchterliche Ko.se- qacnzen nach sich gezogen hätte. Sofort wurden alle Mittel angewandt, um einer Wi derholung eine- der- artigen Verbrechens vorzubeugen. Sämtliche fremden Arbeiter, welche in Pyroxilinfabriken, Laboratorien usw. beschäftigt sind, wurden emlass.'n. Die Arbeiten werden künftig nur von Militär auSgesührt. Die strengste Untersuchung ist eingel-itct. Nokohama, 9 Mai. Admaal Togo berichte« über »,e Spcrrunz deS Haie.ieingangS non Port Ar thur am 3. Mai, daß acht Sch ffe versenkt worden sind durch Auflrufen auf russische und auch auf lapani'ch Mmcn Zrhlreiche Per ufte an Offizieren unv Mann ichasien sir>» entstanden, drei Toipcdobooe lnschädig« morden. Die Sch ff« des japanischen Geichra^es sachte« nach der Aktion in all-n Achtungen nach den Urber lebenden von den Sperrschiffen, vermochten aber be ¬ dichten KebelS wegen nicht- zu finden. Admiral Togo sagt, daß von acht Schiffe» fünf beim Einlaufen in die Hafenenge gesunken find, und schließt oarauS, daß die E nkahrt für Linienschiffe und Kreuzer vollkomme« ««passterbar geworden ist. Diese letzte Expedition, säbrt Togo fort, hat sich zu einem großen, von Herois mus getragenen Drama gestaltet; die Verluste st«d Viel größer al- bei den beiden früheren Sperr- v »suchen; da- stürmische Welter erwies sich a'S ein wert voller Bundesgenosse der Raffen. Mit tiefstem Bedauern st zu berichten, daß von den Besatzungen von vier Schiffen keine einzige Perfo« gerettet werden konnte; nicht einmal die Kunde von ihren letzten heroischen Taten ist uns überliefert wordm. Tokio, 9. Mai. Die offizielle Verlustliste der Japaner in der Schlacht am Jaln am 1. Mai beträgt: Bon der Garde tot 1 Offizier und 20 Manu, verwundet 7 Offiziere und 122 Mann; von der 2. Division tot 1 Offizier und 84 Mann, verwundet 13 Offiziere und 305 Mann; von der 12. Division tot 3 Olfiziere und 76 Mann, verwundet 5 Offiziere und 263 Mann. Söltl, 9. Ma«. Der japanische Konsul in Geuian telegraphiert, daß russische Truppe«, deren Stinke nicht bekannt sei, mit beritt«Banditen aus der Mandschurei in einer beträchl'chev Entfernung oberhalb Widschus den Jal« überschritten und auf ihrem Vormarsch nach Südosten Tchaogdschiu, da- etwa 100 Meilen westlich von Liönztscheu liegt« besetzt haben- Scha«haikwan, 9. Mai Die Räumung Niutschwangs wir» fortgesetzt. Die Raffe» ver sprechen eine Nachhut zulückznlassiv, welch: ausreichend sei, um P ünderuttgen zu verhüten. Loudon, 9. Ma« Die Abendblätter veröffent- lich:» eine Peter-buraer Depesche, wonach General Kuropalkin dem Zaren drahtete, daß die rusa fische« Streitkräfte im Osten ungenügend seien, um dem Vorstoß der japanischen Heere Wider stand zu leisten. Washington, 9. Mai- Staatssekretär Hay hatte heute eine Besprechung mit dem Präsidenten Roosevelt über die Frage, ob e- angebracht se>, ein Kriegsschiff nach Niutschwang za sch ck n, wilches die Inte essen der Fremden be> einer eventuellen Plünderung wahrnehme während der Zeit, in welcher di: Stadt von den Russen geräumt und von den Ja panern besetzt wäre Mehrere amerikanische Kriegs schiff: befinde« sich 2 bs 3 TegeSfahrteo von Niue schwang entfernt- „Raleigh" befindet sich in der Nähe von Tfchemulpo. „Helena" und „Wilmington" liege« bei Wentschang und „Cincinnati" ist nach Tfchemulpo notcrweg- Paris, 9-M,'„ Wie au-glaubwücd'ger Quelle verlautet, wird Rußland demnächst aut dem Pariser Markte ern Anleihe iu noch unbestimmter Höhe allinehmen, wahrscheinlich wird si- aber 800 Millionen Frank- erreich n. Die Anle-He wir» in Schatzscheme« zu 5°/o rückzahlbar in 5 Jahren kontrahiert we den- Die Emission werden die Haupt ächUchstcn Pariser Kreditbanken m die Hand nehm n London, 9. Mai. Die amerikanische Regierung «eilt einer Washmglvmr Meldung des „Daily Tele graph" zufolge die Befürchtungen Rußlands be- züglich der Neutralität Chinas nicht. Vor 14 Tagen wies der Staatssekretär des Auswärtigen Hay oen amerikanischen Gesandten in Peking, Conger, an, mit der chinesischen Regierung zu konferieren und den Präsidenten des Auswärtigen Amts, Prinzen Tsching, nachdrücklich aus den Wunsch Amerikas hinzuweisen, oaß alles geschehen möge, um auch die geringste Be» letzung der Neutralität Chinas zu verhindern. Prinz Tsching antwortete darauf mit beruhigenden Bersiche» angen, die das Vertrauen des Staatsdepartements in die H'ltuvg Chinas bestärkten. Petersburg, 9. M«ü. Ueberzeugt, daß Japan im K rege mit Rußland aas China rechne, mit wel chem cs zweifrllos einen geheimen Vertrag abgeschlossen habe, rufen die „Nowosii" die europäische Diplomatie zur einmüt gen Abwehr der allen in China inter essierten Staaten drohenden Gefahr und zu solidarischen M ßnahmen behufs Lokalisierung des Krieges aut. Eine solche Maßnahme habe in der an die chin,fische Regierung gerichteten Erklärung zu be stehen, daß die vereinigten Streitkräfte der europäischen Mächte, nicht etwa Abteilungen, sondern eine ganze Koa t'.ionSarmee daS chin-si che Territorium besetzen würde, salls die chincstiche Regierung irgend eine kriegerische Aktion zulllsse, möge dieselbe von ihr direkt, hren ungehorsamen Generalen oder ihren Untertanen auSgehen. ES handle sich um die Integrität aller europäische« Besitzungen im lernen M vWWiMt Ml«MW. Hua ortsrische Novelle von Johannes Wilda 4- Korts. (Nachdr. verboten.) Karl Schratt ein edles Antlitz und noch dazu eine edle Seele! Das war denn doch zu stark. >9 diese Krauen, wie sie doch alle, alle, ohne Ausnahme am Aeußerlichen haften! „Erlauben Sie die Gegenfrage, mein Hräulein: Lassen unedle Hüge meist auf eine unedle Seele schließen?" „Allerdings!" „Ich danke bestens!" „Warum so pikiert, Herr Doktor? Die An wesenden sind ja stets ausgenommen. Und wer sagt Ihnen, daß ich Ihre Hüge so unedel halte?" „Das ist ja selbstverständlich!" Grimmig lächelnd rückte ich meinen Hwicker zurecht und schielte zu meiner weder anmutig geformten, noch zart gefärbten Nase hinunter. „Durchaus nicht! Wollen Sie stets nur Kom plimente von mir hören? Eben sagte ich Ihnen indirekt eins, anläßlich der Kischerei, und nun soll ich Ihnen schon wieder eine Eloge machen?" „Spotten Sie doch nicht, gnädiges Hräulein. Sie ziehen die Gesellschaft meines Hreundes Schratt der meinigen ja weit vor und ich" — hier kribbelte mich die Empfindlichkeit dermaßen, daß ich Vernunft, Pflicht und alle guten Sitten vergessend in förmlich gereiztem Ton schloß — „habe die Ehre mich Ihnen zu empfehlen!" Und eine linkische Verbeugung ver- Angel zurücklassend. Mochte Sie sich damit amü sieren, das Ding bei jedem Lchraubenhub der Lchiffs- welle resultatlos über das Wasser Hüpfen zu sehen, oder mochte sie, — in die Arme ihres Glückpinsels Asmus eilen!" Unten versuchte ich dem Skatspiel zuzusehen. Ls verdroß mich: Ich versuchte zu schlafen. Es ging nicht. Ich hatte das Bewußtsein mich albern benommen zu haben und überlegte, wie es gewesen wäre, wenn ich das oder das nicht und dafür dies oder jenes gesagt haben würde. Dazu zog ein eigentümliches Knarren und Wiegen durch das Schiff, die beklommene Kajütenluft drückte auf die Lehirnnerven. vorsichtig schlich ich wieder nach oben, und als ich mich überzeugt hatte, daß Sasses selbstverständlich in Asmussens Gesellschaft bei dem dicken roten Kapitän auf der Brücke standen, duckte ich mich binter ein Lokal, in welchem eine Köchin schaltete, die von den Nachteilen der Reinlichkeit offenbar eine übertriebene Vorstellung besaß. Hier konnte ich nicht so leicht entdeckt werden. Das wiegen und Knarren hatte seinen Grund' Lin Wind hatte sich erhoben, der weiße Kämme auf die vorhin so glatte Hläche modellierte und in diese allerlei Höhlungen grub, in welche die „Geres" überall hineintaumelte. Hamos! famos! Jetzt erst ward die Spaziergondelei, zu einer interessanten Meerfahrt! Links lag das Land ganz fern, rechts zeigten sich hügelige grüne Inseln, ohne Wald, auf denen sich weiße rotgedeckte Gebäude erhoben, die wie Kirchen aussahen, aber in Wirklichkeit, wie mir einer der schwedischen Matrosen erklärte, Leuchttürme waren. Bei der Rauhheit des Windes und den Wolkenfluge des hereinbrechenden Abends suchend, lüftete ich meinen zerdrückten schwarzen Lalabreser und verschwand mit langen Schritten unter Deck, Hräulein Minnie verblüfft bei meimrdüsteren bekam das Seebild etwas Dedes, Melancholisches. Kröstelnd knöpfte ich meinen Rock zu. Wie sonnig und warm mochte es zur Zeit noch drinnen im lieben Lchwabenland sein! Ls war mir nicht unlieb, als die Schiffsglocke die Abendmahlzeit ankündigte. Magen und Kehlen befanden sich in einem gepreßten Hustand, der ver mutlich durch Speise und wärmenden Trank gehoben werden konnte. Das verlangen hiernach stellte sich unbezwinglich ein, weshalb ich meine Abneigung, die bedenkliche Kajütenluft zu atmen und den un heimlichen Sasses wieder unter die Hinger zu geraten, unterdrückte Als ich die zum Speisesälchen umgewandelte Kajüte betrat, schrie mir aus der zusammengepferch ten Gesellschaft gleich die Stimme meines Asmus entgegen: „Da ist er ja! Hierher Döderlein! Dein Platz ist reserviert!" Da hatte ich also die Bescheerung! — Durch einen heftigen Ruck des Schiffes befördert, torkelte ich aus den leeren Sessel nieder, der zwischen die Sasses geklemmt stand. Rechts von Minnie tronte Asmus rittlings auf dem seinigen. Man machte mir allseitig Vorwürfe über mein verschwinden Asmus zog mich verleumderisch mit den schwedischen Stewardessen auf, und Hräulein Minnie erkundigte sich, ob ich vielleicht unter dem Bugspriet geangelt habe. Ernstlich unzufrieden schien nur der alte Herr mit mir zu sein, der höchst mißtrauische Blicke nach dem vergnügten Karl warf. Karls Vergnügtheit kam mir höchst verdächtig vor, wie überhaupt die ganze Gesellschaft eine Heiterkeit an den Tag legte, die sich von derjenigen wirklich zufriedener Gemüter wesentlich unterschied. Ieden Augenblick kippte ein Schnapsglas, der Käse geriet ins Rollen, die Makreelen bewiesen eine leb hafte Tendenz zum Hin- und Herrutschen, worüber stets ein allgemeines unbändiges Gelächter ausbrach, welches einen eigentümlich blechernen Klang besaß, wenn das Schiff sich gar zu sehr überneigte, ge rieten auch die Personen nebst ihren Sesseln in kippende Beivegung. Mir war vor allem die schwin gende Lampe unangenehm, obgleich ich mir sagte, daß sie es garnicht war, welche die fatalen Neig ungen ausführte, sondern ich selbst, Luft, Luft! hätte ich rufen mögen bei der erstickenden Hitze der Atmosphäre, aber ich schwieg mit ungewöhnlichem Heroismus und stopfte in größter Geschwindigkeit alles Mögliche in den Mund, ohne daß es so recht ins Gleiten durch die Kehle gelangen wollte. Vor der übrigen Gesellschaft hätte ich mich wahrschein lich nicht geniert, den peinlichen Kampf in dem meine seeungewohnte Konstitution begriffen war, zu offenbaren, nur die Anwesenheit der Person, der gegenüber ich doch am gleichmütigsten hätte bleiben können, hinderte mich daran: Hräulein Minnie! Aber auch sie hatte sich verfärbt. So viel ver mochte ich noch zu unterscheiden. Lin ernstes Lä cheln, das gelegentlich einen Stich ins Geisterhafte erhielt, lag um ihren anziehenden Mund. Auch Vater Sasse schien gedankenvoll zu werden, während Asmus „edles" Antlitz eine Louleur angenommen hatte, die ich genau kannte. So pflegte er als Student Sonntags vormittags nach der Samstags kneipe auszuschauen. Der schöne Asmus! Wenn Hräulein Minnie nur imstande gewesen wäre, die Veränderung des herrlichen Mannes recht wahrzu nehmen ! Hortsetzung folgt.
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