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- Erscheinungsdatum
- 1900-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190012073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001207
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-12
- Tag 1900-12-07
-
Monat
1900-12
-
Jahr
1900
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denkbar besten Ruf zu erhalten fortwährend von Fremden und gesucht. — Wir schlendern weiter entlang nach dem Markte zu. vorgenommen haben, nacheinander gewußt, und wird Einheimischen auf- die Drcsdnerstraße Da wir uns aber die Geschäfte einer einer Wiederholung der in Frankreich beobachteten Kund gebungen. Die Aeußerungen der deutschen Presse stellten den Gegensatz zwischen der Haltung des französischen Bölkes und der deutschen Regierung in «ine noch schärfere, und für die Schwärmer, die hofften, durch die europäische Lärmreise gewisse Mächte in einen Hader mit England zu verwickeln, noch unangenehmere Beleuchtung. Andererseits gehe daraus in einer für die französischen Nationalisten unbehaglichen Weise die Klugheit des Kabinets Waldeck- Roufseau in seinem unwandelbar korrekten Verfahren Eng land gegenüber hervor. Das Bureau Laffan meldet aus Peking: Die Deutschen ergreifen energische Maßregeln, um ihre Leute vom Plündern abzuhalten; sie haben bereits in Tientsin einen Soldaten erschossen, der trotz strengster Befehle plünderte. daß diese andre Route nicht nach Peking, sondern nach Szetschuan führen dürfte. Nach den letzten ver läßlichen Meldungen aus Singanfu ist es zweisellos, daß der Hof im Begriff steht, diesen Ort zu verlassen. Das „Konzert der Mächte" will wirklich noch nicht zusammenstimmen: die endgiltige Form der Frie densbedingungen ist auch in der letzten Beralhung der Gesandten in eking nicht festgestellt worden. Eine Einigung wird zwar bestimmt erwartet, aber wann sie zustande kommt, diese Frage bleibt offen. In New- york ging folgende Meldung aus Peking vom 4. d. ein: „Wie erwartet, kamen die Gesandten in ihrer heutigen Zusammenkunft nicht zu einem endgiltigen Beschluß, da sie nicht sämmtlich von ihren Regierun gen Weisungen hinsichtlich der Form der an China zu richtenden Präliminarnote erhalten haben. Nach der Zusammenkunft erklärte Conger (der amerikanische Gesandte), offenbar hätten alle das Bestreben, zu einem befriedigenden Schluß zu kommen; er sei der Ansicht, die nächste Zusammenkunft werde auch die letzte sein, sie werde jedoch nicht eher stattfinden, als bis alle Gesandten endgiltige Weisungen erhalten hätten; er persönlich sei von dem Verlauf der heutigen Zu sammenkunft befriedigt." — Das ist freilich wenig für die Freunde des Friedenswerkes. Man muß sich doch wundern, daß die Gesandten erst überhaupt zusammengetreten sind, wenn sie nock keine endgiltigen Weisungen hatten. Peking, 5. Dez. Die deutsch-italienische Kolonne, welche die Expedition nach Kalgan ausgeführt hat, ist heute wieder in Peking eingetroffen. Der Gesundheits zustand der Truppen ist ausgezeichnet. Drei Wochen, genau so lange, wie vorausgesehen, hat die Expedition gedauert und allen Erwartungen entsprochen. Die chinesischen Truppen, die in Stärke von einigen Tausend Mann nordwestlich von Peking im Gebirge standen, eine beständige Drohung für die Sicherheit der Hauptstadt, sind aus Tschili hinausgejagt worden. Fürs erste sind hiermit wohl die größeren militäri- schen Operationen in Tschili abgeschlossen. Den Truppen wird daS nicht unwillkommen sein, denn die Kälte wird in Tschili immer intensiver. Da ist es gut, daß die Bahnlinie Tientsin-Peking in Bälde wieder hergestellt sein wird. Auch an der Wieoer- herstellung der Telegraphenlinie Tientsin-Peking wird von den Chinesen eifrig gearbeitet. Der General direktor der chinesischen Bahnen und Telegraphie, Taotai Scheng, machte in Tientsin bereits Quartier für 40 chinesische Telegraphisten. Graf Waldersee meldet aus Peking vom 4. Dez.: In der Provinz Schansie sollen reguläre Truppen unter General Ma stehen und die Pässe im Gebirge und an der Grenze von Tschili besetzt halten. In Paotingfu fand beim Räumen eines Pulvermagazins eine Explosion statt. Todt I Pionier, verwundet Leutnant Wolfgram und 4 Pioniere. Zur Besetzung der Kaisergräber berichtet die „Mor- ningpost" aus Peking: Die Engländer halten den Tempel des Himmels besetzt, die Amerikaner den Tempel der Kaiserlichen Vorfahren, die Franzosen halten die östlichen Gräber, die Franzosen und die Deutschen die westlichen Gräber. Dies unterbricht die Fortdauer der Mandschu- Herrschaft so lange, bis der Hof die Negierung wieder übernimmt. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: In einem Tele gramm Li-Hung-Tschang's an den hiesigen chinesischen Gesandten, das von diesem dem Auswärtigen Amte unterbreitet wurde, wird mitgetheilt, daß der neue Generalgouverncur der Provinz Schansi, SihliangS, im Gegensatz zu dem fremdenfeindlichen Vorgänger Nutzsten seit der vor zwei Monaten erfolgten Ueber- nähme des Postens mit aller Strenge gegen die Boxer vorgeht; über 80 Anführer der Aufständigen habe er öffentlich hinrichten lasser, und die Missionare mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln geschützt. Branche zu besuchen, um vergleichende Betrachtungen anstellen zn können, so sparen wir uns verschiedene dort befindliche Läden für später auf und treten erst einmal in das Geschäft von Ferdinand Unger. Ein großer Procentsatz aller Weihnachtsgaben besteht aus Handarbeiten, entweder gestickt oder ge- häkelt, vielleicht auch auf dem Wege der Brandmalerei angefertigt; und gerade hier finden wir ein reichhaltiges Sortiment angefangener Stickereien, Gegenstände zur Brandmalerei u. dergl. mehr, das wohl allen Ge schmacksrichtungen Rechnung trägt. — Wir nehmen darauf das Leinen-Geschäft der Firma Paul Liebe Wittwe am Altmarkt in Augenschein, bewundern den reichen Vorrath ganzer Wäsche-Ausstattungen und begeben unS zurück in die Dresdnerstraße bis zum Putz geschäft von Emma Bilz, wo uns das originell auf gebaute Schaufenster anzieht. Aber bei all' dem Be trachten und Bewundern haben wir garnicht auf die Zeit geachtet. Gerade als wir das Geschäft betreten wollen, rrrrasselt uns der Rollladen vor der Mst herab, denn es ist neun Uhr und die Polizei nimmt es gar streng mit dem 9-Uhr-Laden- schluß. Da müssen wir freilich für heute unsere Wanderung einstillen, denn überall erlöschen die Lichter und ertönt das liebliche Geräusch der Rollläden: also bis Morgen Abend! (Wird fortgesetzt.) stellt sich die Einwohnerzahl von Stollberg auf 6829 gegen 7028 im Jahre 1895; es ist somit ein Rückgang von 200 Köpfen zu verzeichnen. Die chinesische» Wirren Die Machthaber im Reiche der Mitte stellen sich immer noch so, als wollten sie die ernsten Forderungen der Mächte nicht verstehen; anstatt die Hauptschuldigen wirklich unschädlich zu machen, begnügen sie sich mit einer formellen „Bestrafung" und belassen die Be troffenen im übrigen ganz ruhig in den einflußreichsten Stellungen. So geschieh! es jetzt mit dem berüchtigten Tungfuhsiang, der seines Ranges und seiner Titel verlustig erklärt wird, dabei aber Befehlshaber der Truppen in der wichtigen Provinz Kansu bleibt. Jedenfalls schützt ihn weiterhin die Kaiserin-Wittwe, von der verlautet, daß sie nach der Provinz Szetschuan gehen will. In diesen beiden Landschaften des inneren China wird man also den Herd des künftigen Wieder standes gegen die Fremden suchen müssen — gegen diese und vielleicht auch gegen den Kaiser Kwangsü selbst, der für feine Person nun wirklich nach Peking zurückkehren zu wollen scheint. Für die Friedens wünsche der Verbündeten ergäben sich mit dem Wider einzug des Kaisers in seine Hauptstadt, trotz aller Opposition der „Unversöhnlichen" sehr günstige Aus sichten; denn die große Menge des chinesischen Volkes würde in diesem Schritte die Aussöhnung des Herr schers mit den Fremden erblicken, die Vicekönige des Südens in ihrer fremdenfreundlichen Haltung bestärkt werden. Freilich sind nach den bisherigen Erfahrungen Zweifel noch immer nicht abzuweisen, ob die Kaiserin- Wittwe denn auch Kwangsü wirklich aus ihrem Macht bereich entlassen wird. Während die Meldung von beabsichtigter Rückkehr Kaiser Kwangsüs nach Peking für wahr gehalten wird, trägt sich die Kaiserin-Wittwe offenbar mit anderen Plänen. Sie ließ bei Tschang- tschitung und Liukunyi anfragen, ob sie ihr für die Sicherheit deS Hofes in Peking einstehen könnten, und verlangte die Stellung einer Leibgarde unter dem Vor geben, daß der Weg durch die Provinzen Schensi und Schansi unsicher sei und sie deshalb eine andere Route ür ihre Rückkehr wählen wolle. Man glaubt jedoch, — BorlLufiges Ergebnitz der Volkszählung in Hohenstein Ernstthal: 1063 Wohngebäude, 3330 Haushaltungen, ) Person 7003 weibliche ) 13428 Personen zus. 1895 zählte Hohenstein 7551, Ernstthal 4937, zusammen 12488, somit Zunahme 940 Personen. — Oberlungwitz. Vorläufig sei mitgetheilt, daß nach der Volkszählung 1900 Oberlungwitz 8528 Einwohner zählt, also um 616 zugenommen hat. N»lksrStzl««g»ebgebuisse. Bor Weihnächte«. Alljährlich, wenn wir unS dem schönsten Fest der christlichen Kirche nähern, beginnt ein frisches, eigenartiges Leben im Geschäftsbereiche und im ' Familienkreise zu pulsieren. Zuerst fällt für den Ge schäftsmann dar Weihnachtsgeschäft in die Wagschale. , Lange vorher hat er sich mit Vorräthen versehen, und , er sinnt eifrig auf Mittel und Wege, damit der Er- , folg seinen Erwartungen entspreche. — Im Privat- t leben äußert sich natürlich die Weihnachtsaufregung , durch andere Symptome. Mit Hast wird jede freie , Minute benutzt, eine als Geschenk bestimmte Hand- , arbeit fertig zu bringen. Dann kommt es vor, daß, - wenn irgend ein Familienglied plötzlich ins Zimmer - tritt, schnell etwas versteckt wird. Die Schlüssel aller Schubfächer, welche vielleicht daS ganze Jahr hindurch Niemand anrührt, werden jetzt von ihren Besitzern wohlverborgen in der tiefsten Tasche getragen. Die freudige Aufregung, die sich durchaus nicht blos auf die Kinder beschränkt, steigert sich mit dem Nahen des Festes immer mehr, bis endlich unter dem strahlenden Tannenbaum der die großen u. kleinen Geheimnisse be deckende Schleier gelüftet wird. Freilich kann es da ' Jemandem ähnlich ergehen, wie jenem alten Erbonkel, den seine zahlreichen erblustigen Nichten und Neffen mit insgesammt 11 Paar gestickten Hausschuhen und 8 Cigarrentaschen „überraschten" —, aber was thut's, es ist eben Weihnachten. — Gern nimmt man sich jetzt einmal die Zeit zu einem Rundgang durch die Stadt, besonders wenn am Abende Helles Licht die festlich geordneten Schaufenster überstrahlt. Viele der Geschenke sind noch einzukaufen, und man will sich doch auch erst vorher orientiren, wo etwas Passendes zu haben ist. So begleite Du mich jetzt einmal, lieber Leser, im Geiste auf einem Rundgange oder vielleicht richtiger gesagt auf einer Kreuz- und Quer streiferei durch die Stadt. Um einen Führer brauchen wir nicht verlegen zu sein, denn giebt es wohl einen besseren als den Anzeigentheil unserer Zeitung? Hier finden wir die Anzeigen der leistungsfähigsten Ge- schäftsleute unserer Stadt, die vollkommen in der Lage find, Ihrer Coneurrenz in der Grotz- stadt die Spitze zu bieten. Dazu kommt end lich, daß unseren Geschäftsinhabern ein Licht aufgegangen ist, wie es zugeht, daß der und jener seinen Bedarf in der Großstadt deckt, anstatt am Orte zu kaufen. Die Qualität der Waaren ist's nicht, die Preise sinds auch nicht, sondern die Reklame ist's. Das Publikum von heutzutage hat sich völlig daran gewöhnt, daß der moderne Geschäftsmann durch Anzeigen in den Tagesblättern seine Waaren empfiehlt, und es beherzigt mit Recht die Worte des berühmten Benjamin Frank lin: „Mein Sohn, mache Geschäfte mit Leuten, die an zeigen, Du wirst nie dabei verlieren!" — Doch zu rück zum Ausgangspunkt dieser Abschweifung. Folge mir, freundlicher Leser, zuerst einmal in das größte hier befindliche Geschäftshaus seiner Art, der Firma F. W. Raun-f-ld ä- Co. gehörig, DreLdnerstr. Wir haben schon ein Weilchen die mächtigen, reich ausgestatteten Schaufenster be trachtet und treten nun in die Verkaufsräume. Der große Laden nimmt fast alle Räume des Erdgeschosses für sich in Anspruch. Hier ist wohl alles aufge- speichert, was man sich unter Confection denken kann: Damenkleiderstoffe in allen möglichen Ausführungen, weiße Kleiderstoffe; ferner giebt es Gardinen, Tisch wäsche, Bettzeuge, Barchente, Flanelle, Decken, Läufer und Teppiche, Linoleum, Wachstuche ufw. Bekannt ist nicht minder das Lager in Herrenstoffen u. Herren wäsche. Die oberen Stockwerke dienen theils Wohn ungszwecken, theils befinden sich in den Räumen be- r deutende Reservelager. Man nimmt bald wahr, daß das ganze Gebäude ein wirkliches modernes Geschäfts haus darstellt. Wer einmal bei Rannefeld kaufte, wird sich überzeugt haben, daß dort die gute Quali tät der Waare sich zu mäßigen Preisen gesellt. Doch wir wollen noch viel in Augenschein nehmen i und brechen auf. Gleich nebenan, Ecke Schul- und j Drcsdnerstraße befindet sich das ebenfalls recht be- i deutende Geschäft des Herrn - Gustav Günther. C. H. Schellenberger Rachf. ! Hier werden wir hauptsächlich auf ein großes 1 Lager von Sammeten, Seidenstoffen, Seidenband usw. i aufmerksam gemacht. Auch dieses Geschäft hat sich den abend, nach dem „Malin", folgendes Telegramm ge richtet: „In dem Augenblick, wo ich den französischen Boden verlasse, erfülle ich eine angenehme Pflicht, in dem ich Ew Excellenz den Dank abstalte für die wohl wollende Ausnahme, die Sie mit Ihrer Regierung mir angedeihen ließen. Ich spreche auch meinen Dank aus diesem bewunderungswürdigen, großmüthigen französischen Volke und sende ihm meine besten Wünsche für sein Ge deihen." Die Nachricht, daß Präsident Krüger nicht in Berlin empfangen wird, veranlaßt die Königliche „LeipzigerZeitung", folgendes offene Wort zu schreiben: „Präsident Krüger geht nicht nach Berlin, da der Kaiser es abgelehnt hat, ihn zu empfangen. Es steht uns nicht zu, die Gründe zu prüfen, die für diese Entscheidung maßgebend waren. Aber ein tiefes Be dauern wird durch das ganze deutsche Volk gehen, daß ein solcher Empfang des greisen Helden durch unseren Kaiser nicht zu Stande gekommen ist. Die Aufnahme, welche die Bevölkerung Kölns dem Präsi denten bereitet hat, steht an Begeisterung nicht hinter der zurück, die ihm überall das französische Volk ent gegengebracht hat. Die Londoner „Daily Chronicle", der die Kundgebungen der Franzosen stark in die Nase gefahren sind, und die für Berlin ähnliche erwartete, sprach von dem Pariser und Berliner Mob, der auf die betreffenden Regierungen einen Druck zu Gunsten der Buren auszuüben suche. Nun, ein solcher Gentle man wie John Bull kann eben nicht jeder sein. In aller),Bescheidenheit möchten wir das Blatt aber doch ersuchen, zuerst vor der eigenen Thür zu kehren und vielleicht noch einmal die Scenen beim Empfang der City-Freiwilligen in der Sülle zu überdenken, ehe eS begeisterte Volksmassen anderer Nationen, die keinerlei Ausschreitungen begangen haben, mit dem Ehrentitel „Mob" belegt. Die dem Präsidenten Krüger von den Kölnern zugedachte Serenade und der Fackelzug sind polizeilich verboten worden. Auch noch andere kleinliche Maß regeln wurden getroffen, die dazu beigetragen haben, die ohnehin nicht geringe Erbitterung der Kölner, und nicht nur dieser allein, zu vertiefen. Die Bonner Studentenschaft beabsichtigte, in studentischem Wichs den Präsidenten zu begrüßen. Als sie auf dem Bahnhof Bonn zur Abfahrt bereit standen, wurde ihnen vom Rektor nach Rücksprache mit den Polizeibehörden mit getheilt, daß diese officielle Begrüßung von der Polizei nicht geduldet würde. Sie mußten daher nach Hause eilen und erschienen verspätet in schwarzen Anzügen vor dem Präsidenten. Köln a. R., 5. Dez. Präsident Krüger em pfing heute nachmittag eine Anzahl Privatpersonen und besichtigte um 4 Uhr den Dom. Trotz des Regens hatte sich eine sehr zahlreiche Menschenmenge einge funden, welche den Präsidenten, der den Weg vom Domhotel bis zum Südportal des Domes zu Fuße zurücklegte, herzliche Ovationen bereitete, für die ec durch Äbnehmen des Hutes fortwährend dankte. Kolossal ist der Umfang der Briefpost Krügers. In der Umgebung des Präsidenten Krüger sieht man, wie bekannt, die militärische Lage in Südafrika keines wegs als verzweifelt an; man bedauert nur, daß man die von Christian de Wet befolgte Taktik nicht längst cingeschlagen habe. — Zu der morgen Vormittag statt findenden Abreise Krügers sind von den Behörden die größten Sicherheitsmaßregeln getroffen worden. Krüger äußerte mehrfach zu seiner Umgebung, daß, obgleich er das Innere der Stadt nicht in Augenschein nehmen und nicht in engere Berührung mit Kölns Bürgerschaft treten konnte, die hier verlebten Stunden ihm unvergeßlich bleiben würden, und daß ihm die dargebrachtcn Ovatio nen ungemein wohlgethan haben. — Die Behörde gab nach langen Verhandlungen ihre Zustimmung dazu, daß drei Mitglieder des Alldeutschen Verbandes dem Präsi denten Krüger morgen bei der Abfahrt auf dem Bahn steige einen offiziellen Gruß zum Abschied entbieten dürfen. Aus Washington wird telegraphirt: DaS Mitglied des Repräsentantenhauses Fitzgerald Hot eine Resolution ausgesetzt, daß Präsident Krügers Bemühungen, den Beistand der Nation zur Erlangung eines Friedens unter angemessenen Bedingungen zu gewinnen, die Billigung Amerikas verdienen. Berlin, 5. Dez. Im Auftrage des Präsidenten Kcüger legte der Legationsseccetär der südafrikanischen Republik Jonkheer van der Hoeven heute Mittag 12 Uhr einen prachtvollen Kranz am Sarge Kaiser Wil helms l. im Mausoleum zn Charlottenburg nieder. Die Schleife des Kranzes, welche in den Farben der südafrikanischen Republik gehalten ist, trägt die Wid mung: „Dem unvergeßlichen Kaiser in dankbarer Er innerung Präsident Krüger". Sehr interessant ist die folgende telegraphische Meldung: Haag, 5. Dez. In der Zweiten Kammer er- klärte Ministerpräsident Pierson bei der allgemeinen EtatSberathung, er könne augenblicklich nicht den psychologischen Moment voraussehen, in welchem Holland schiedsgerichtliche Enffcheidung im südafrikani schen Kriege würde Vorschlägen können. London, 3. December. Die „Times" bemerken, die Botschaft des Kaisers Wilhelm müsse für Präsident Krüger eine bittere Enttäuschung, aber fast ebenso unan genehm für die französischen Zeiiungöleute gewesen sein, die Krüger nach Deutschland folgten in der Erwartung Köln, 4 Dezdr. Präsident Krüger hat auch heute daS Domhotel nicht verlassen. Die für heute Vormittag geplante Rundfahrt durch die Stadt wurde infolge schlechten Wetters abgesagt. Nachmittags be- suchten zwei Herren im Auftrag des Präsidenten die am Sonnabend auf dem Bahnhof verunglückten Per- sonen im Hospital. Der Präsident ließ dem Verun glückten, welchem das Bein amputirt werden mußte, wiederholt seine Thcilnahme ausdrücken. Der Kaiser hat, wie die „Frkf. Ztg." zuverlässig erfährt, dem Präsidenten Krüger durch den Gesandten von Tschirschky nicht nur mittheilen lasten, daß er zu seinem Bedauern nicht in der Lage fei zu empfangen, sondern er hat ausdrücklich sagen lassen, er wünsche, daß Krüger jetzt von seiner Reife nach Berlin Abstand nehme. — Auf das Telegramm Krüger- an den Kaiser aus Herbesthal ist am Sonntag Mittag folgende Antwort eingetroffen: „Se. Majestät der Kaiser dankt Sr. Excellenz dem Präsidenten Krüger für seine guten Wünsche, aber er bedauert sehr, Seine Excellenz jetzt nicht empfangen zu können, da früher eingegangene Verbindlichkeiten ihn nicht in die Lage setzen, dieses zu thun. An den Präsidenten Loubet hat Krüger am Sonn Sächsisches. , Hohenstein-Ernstthal, 6. Dezember 1900 : Mttthellungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eventl. honorirt. ' - — Eine hochbedeutsame Auslassung bringt dar gestrige „Dresdner Journal", indem es schreibt: „Wie uns von zuständiger Seite mitgetheilt wird, hat das i Kultusministerium über den Inhalt der Ansprachen, , die Se. König!. Hoheit Prinz Max, Herzog zu Sach sen, am 14. Oktober d. I. in Plauen i. B. in einem Predigt- und Beichtgottesdienst für die italienischen Arbeiter römisch-katholischer Konfession, sowie in der > Versammlung eines römisch-katholischen Verein- ge halten hat, und die nach der in der Presse ihnen ge gebenen Auslegung in weiten Kreisen Beunruhigung I hervorgerufen haben, alsbald nach den ersten Ver« : öffentlichungen eingehende Erörterungen angestellt. Bei diesen Erörterungen, die aus naheliegenden that- , sächlichen Gründen eine längere Zeit in Anspruch ge- ' nommen haben, hat sich ergeben, daß die zur Be schwerde gezogenen Aeußerungen Sr. Königl. Hoheit > des Prinzen Mar wenigstens theilweise mißverstanden, > theilweise auch nicht ganz richtig in der Presse wieder- : gegeben worden sind. Insbesondere darf jetzt als ' feststehend angenommen werden, daß Se. Königl. Hoheit ! bei der Behauptung, es sei die römisch - katholische l Kirche jetzt in Sachsen schwer geschlagen und vielen Leiden ausgesetzt, durchaus nicht an gesetzgeberische und sonstige Maßnahmen der StaatSregierung, sondern in erster Linie an die inneren Leiden der Kirche, die schwere Erkrankung deS Bischofs und Aehnliches ge dacht, sowie, daß Se. Königl. Hoheit bei dem Gebrauch des Ausdrucks „iusickeli" die evangelisch-lutherische Be völkerung in Sachsen nicht im Sinne gehabt, vielmehr die Gottesleugner, die den Atheismus zu verbreiten suchen und die ungläubigen Sozialisten gemeint, übrigens auch von den sittlichen Gefahren eines Um ganges mit Andersgläubigen gar nicht gesprochen hat. Es ist nach den eigenen Erklärungen Sr. Königl. Hoheit anzunehmen, daß derselbe, schon um nicht eine erneute Erregung hervorzurufen und anderweiten Mißverständnissen und unliebsamen Erörterungen in der Presse ausgesetzt zu werden, in absehbarer Zeit selbst nicht auf den Wunsch zurückkommen wird, öffentliche kirchenamtliche Funktionen in Sachsen aus zuüben. Sollte dies aber doch geschehen, so wird die Staatsregierung bei der alsdann ihrerseits zu fassen den Entschließung der ihr gesetzlich obliegenden Ver pflichtung, den öffentlichen Frieden zu schützen, ganz gewiß eingedenk bleiben." Der Vorstand des Sächsischen Landesvereins des Evangelischen Bundes hat dem Reichstag angesichts der unmittelbar bevorstehenden Berathung deS soge nannten Toleranz-Antrages des CentrumS, bei welcher eventuell ein Zurückgreifen auf den Wechselburger und Tammenhainer Fall, sowie den Sr. Königl. Hoheit deS Priesters Prinzen Max zu erwarten ist, zur kon fessionellen Frage in Sachsen einiges Material über reicht. Dasselbe gipfelt in folgenden Schlußbemerk ungen: „Unermüdlich wird von der klerikalen Presse das Königreich Sachsen als eine Brutstätte der Un duldsamkeit und der Bedrückung der Katholiken hin- gestellt. Alle die Unwahrheiten, Verdrehungen und Erfindungen zu widerlegen, mit denen diese Behaupt ung glaubhaft gemacht werden soll, ist hier unmöglich. Hier seien zum Schluffe nur folgende Thatsachen ein ander gegenübergestellt: einmal die Fürsorge von Re gierung und Landtag, wie für die evangelische, so auch für die katholische Kirche, bis zu dem etatmäßigen Bei trag für den katholischen Badegottesdienst in Bad Elster; ferner die zum Theil langjährige gastliche Auf nahme katholischer Gemeinden in nicht wenigen evangelischen Kirchen, Schul- und Pfarrhäusern Sach sens, z. B. in Schwarzenberg, Schneeberg, Markneu kirchen, Zittau, Dresden, Löbtau, Glauchau, Gröba bei Riesa, in welch letzterem Orte der evangelische Ortspfarrer sogar den Priester Prinzen Max zur Predigt in seinem Konfirmandensaale herbeirufen zu sollen geglaubt hat, — und er ist gekommen —, so dann die Thatsache, daß erst in diesem Jahre die Be freiung von Gliedern der evangelisch-lutherischm Landeskirche von der dienstlichen Nöthigung zur Knie beugung vor der Hostie in der katholischen Hofkirche zu Dresden durchgesetzt worden ist; und daß viele sächsische evangelische Pfarrstelleu noch immer der Kollatur von Katholiken, darunter des Domkapitels zu Bautzen, unterliegen, — ein kaum noch zu ertragen der kirchlicher Zustand! — Dies: Thatsachen zeigen, was an den klerikalen Ausstreuungen über die angeb liche Unterdrückung der Katholiken in Sachsen ist." Ort am 1. Decbr. 1900 Haush. 1895 Haush. Lichtenstein 6890 (3368 m. 3522 w) 1728 6468 1574 Hermsdorf 1393 661 732 332 1369 325 Bernsdorf 1860 955 905 416 1750 400 Rüsdorf 500 248 252 108 462 106 Langenberg 929 457 471 236 957 235 Langenchsdf. 1863 874 989 293 1875 441 Pleißa 2702 1255 1447 597 2540 Schönau 3636 Lugau 7641 Oelsnitzi.E. 13276 6826 6450 3002 6927 284711571 2508 Mittelbach 2123 Altwaldenbg. 897 399 498 1998 298 916 258 AlstadtW. 1668 792 876 427 1682 409 Frankenberg 12719 5871 6888 11912 Zwönitz 3151 — Ttollberg, 5. December. 2890 Nach vorläufiger Feststellung des Zählungsergebnisses vom 1. December
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