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WWMOWerAnzeiM Tageblatt für H nhenstein - Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, EMmch Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falkm, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der »Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- nnd Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei steter Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen sanfter Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nahmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen A» Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzetgengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Rcklameteil die Zeile 30 Psg. Die ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Im übrigen steht die Schlacht noch. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ordnet sich die Armee v. Hindenburgs nach abgeschlossener Verfolgung. In Ober schlesien verbreitete Gerüchte über drohende Gefahr sind nicht begründet. Wie an den Tagen vorher, kam auch in der vergangenen Nacht wieder eine amtliche Mit teilung über die Lage im Westen und Osten, über deren Inhalt wir zufrieden sein können. Danach hat sich die seit zwei Tagen — also nicht schon seit einer Woche — stattfiadende Schlacht östlich von Paris bis nach Verdun aus gedehnt. Der Kampf auf der ganzen Front hat also erst gestern begonnen. Wenn trotzdem schon deutsche Teilerfolge zu verzeichnen sind, so ist das als ein günstiges Omen für den weiteren Verlauf anzusprech-n. Aus dem Osten hören wir, daß die Armee von Hindenburgs sich ord net. Auch diese Nachricht ist geeignet, Zuversicht zu erwecken. Wir erhalten dadurch einen neuen Beweis für die Vorsicht, mit welcher unsere Heeresleitung den Krieg führt Erst Ordnung in die durch die Hast der Verfolgung ausein- andergcstrettcn Massen, dann weitere Kämpfe und Siege. Mit Genugtuung registrieren wir auch die Mitteilung, daß die im Umlauf befind lichen Gerüchte über Gefahren für Oberschlcsien erfunden sind. Je länger ein Krieg dauert, um so mehr werden sich in den beteiligten Ländern wirtschaft liche Sorgen, die sehr leicht zur Krisis führen können, bemerkbar machen. Jede Negierung wird natürlich das äußerste tun, um die ent stehende innere Not nicht publik werden zu lassen. Denn wenn der Stein einmal ins Rol len kommt, so ist es schwer, ihn aufzuhalten. Trotz dieser Bemühungen, den komplizierten Bau des Finanzwesens eines modernen Staates vor dem Zusammbruch zu bewahren, kommen von zweien unserer Gegner schon Nachrichten, daß es mit ihrer wirtschaftlichen Kraft zu Ende geht. Frankreich und Serbien stehen vor dem Nichts I Die Folgen dieser Zerrüttung werden sich sehr bald zeigen, denn in solcher Zeit neue Mittel zu bekommen, um das gefährdete Schifflein über Wasser zu halten, dürfte ein Ding der Unmög lichkeit sein. Interessant ist noch das Zugeständnis der „Times", daß England eine offene Seeschlacht wegen der wahrscheinlich großen Eigenverluste scheut. Wir haben nichts anderes erwartet: Um seine selbstsüchtigen Ziele zu erreichen, müssen Englands Freunde bluten. Vom österreichischen Kriegsschauplatz macht die Meldung, daß sich der Abmarsch unserer Verbündeten in die neugewählte Sellung ohne Schwierigkeiten vollzieht, guten Eindruck. Diese Nachricht gibt uns die Gewißheit, daß es sich tatsächlich bei Lemberg um keine Niederlage, sondern um ein kluges Zurückweichen vor über legener Streitmacht gehandelt hat. Verschörsang der R«««zWs ia Frankreich. Nach der „Bosfischen Zeitung" verschärft sich die Finanzlage in Frankreich unheimlich schnell zu einer Zahlungskrisis. Nach Pariser Informationen werden die Coupons der Pariser Stadtanleihe und die Pfandbriefe des Credite Foneier nicht bezahlt werden. Dies ist um so schwerwiegender, als beide Wert papiere als das Ideal der Vermögeusanlage besonders der kleinen Sparer galten. Die Regierung macht die größten Anstrengungen, um einzelne große französische Banken zu halten, deren Schwierigkeiten bereits offenes Geheimnis sind. Die Einzahlungen auf Lie im Juni ausgegebene neue 8'/rproze«tige An leihe gehen unter diesen Umständen nur in ganz geringen Beträgen ein. * G O Me zweite Lemberger Schlacht. Der Rückzug, den unsere Verbündeten nach fünftägigen heißen Kämpfen in der zweiten Lemberger Schlacht vor einer russischen Ueber- macht von mindestens 350000 Mann auf sicheres Gebiet in der Nähe der Festung Przemysl anzu- tretcn gezwungen waren, braucht nicht pessimistisch aufgefaßt zu werden. Trotz ihrer gewaltigen zahlenmäßigen Ueberlegenheit verloren die Russen nicht nur zahlreiche Geschütze und 10000 Ge fangene, sondern sie waren auch zu einer Ver folgung der österreichisch-ungarischen Truppen außerstande. Bei dem ungleichen Verhältnis der Streitkräfte wären die Armeen Dankl und Auffenberg in Gefahr geraten, im Rücken gefaßt und aufgerieöen zu werden, wenn sie sich nicht gemeinsam mit den bei Lemberg vereinigten Kräften zum Rückzüge entschlossen hätten. Die fünftägige Schlacht war für beide Teile äußerst verlustreich. Die österreichisch-ungarischen Truppen leisteten geradezu Uebermenschliches. Ihr helden mütiger Geist ist nicht erschüttert, und da ihnen jetzt für einige Tage verhältnismäßige Ruhe ge boten ist, während deren sie sich erholen und Verstärkungen erhalten können, so ist nicht daran zu zweifeln, daß sie bald erneut die Offensive aufnehmen und Erfolg erzielen werden. Der Abmarsch der Oesterreicher in die neue Stellung. Der Kriegsberichterstatter der Wiener „Zeit" meldet unterm 14. September 1 Uhr 40 Minuten nachmittags: Der Abmarsch unserer Truppen in die neuen Stellungen erfolgte in vollständiger Ruhe und ohne Belästigung seitens des stark erschöpften Gegner«. Die Truppen zogen mit dem Bewußtsein ab, einen Erfolg errungen zu haben, da sie 80 dem Feinde abgenommene Geschütze und mehr als 10000 Gefangene mit führten. Die neue Stellung ist bereit« bezogen. Der Geist der Truppen ist trotz des schlechten Wetters vorzüglich. Die Armeen Dankl und Auffenberg haben sich mit der Hauptarmee ver einigt. Ein Urteil über die Kriegslage. Der frühere Kriegsminister Freiherr von Schönaich schreibt in der „Neuen Freien Presse" u. a.: Wir stehen in Galizien im Kampfe mit nahezu doppelter numerischer Ueberlegenheit und sind in den hartnäckigen Kämpfen nicht geschlagen worden, sondern haben uns trotz der Ungunst der Lage noch immer nach freiem Entschlusse, vom Gegner unbelästigt, auf sehr kurze Strecken zurückgezogen, immer von neuem den Kampf aufnehmend. Die numerische Ueberlegenheit können wir kaum ausgleichen, aber der Kampfes- mut unserer Truppen hat deren Leistungen be deutend erhöht. Das ist ein Ausgleich in den Chancen des Krieges, den wir Nichtkämpfer mit Genugtuung begrüßen müssen, und diese Aner kennung muß sich durch unerschütterliches Ver trauen in die Zukunft aussprechen Die Stimmung der braven Verwundeten, die die Tage zählen, wann sie wieder zur Front gelangen können, muß der Grundton der allgemeinen Stimmung sein und bleiben. * * Der Wische Einfall zuMMlagen. Wien, 15. Sept., abends. (Amtliche Meldung.) Die über die Save eingebrochenen serbischen Kräfte wurden überall zurückgeschlagen. Syrmien und Banat find daher vollständig vom Feinde frei. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Höfer, Generalmajor. Verzweiflung in Serbien. Die Wiener „Reichspost" meldet aus Sofia: Gerüchten aus Nisch zufolge ist die innere Lage Serbiens verzweifelt. Die Serben geben ihre bisherigen Verluste auf 25000 Mann an. Schrecklich ist der Hunger, der im Lande herrscht. Die serbische Regierung hat sich mit in Bulgarien ansässigen griechischen Lebensmittelhändlern wegen Lieferungen in Verbindung gesetzt, aber trotz Eingreifens der russischen Regierung ließ Bul garien die Ausfuhr der Ladungen nicht zu, da sie das auf der Neutralität beruhende Ausfuhr verbot berührten. Alle größeren Orte sind mit Verwundeten überfüllt. Krankheiten richten Ver heerungen in der Armee und in der Bevölkerung an. * * O RiWad gesteht die ostyrMcht Niederlage ei«. Nun hat sich die russische Armee doch zu dem verschämten Eingeständnis bequemt, daß der Ein bruch in Ostpreußen mit einem Mißerfolg geendet hat. Die Größe der russischen Verluste wagt man in Petersburg allerdings nicht einmal anzu deuten, wie nachstehendes Telegramm zeigt: Rottertza». Eine amtliche Mitteilung aus Petersburg gibt den Rückzug der Ruffen in Ostpreußen zu. Sie besagt: Am 10. September wurde eine überwältigende Bewegung deutscher Truppen gegen den linken Flügel der Armee des Generals Rennenkampf bekannt. Diese Bewegung nötigte die Russen, sich zurückzu ziehen. Am nächsten Morgen unternahmen die Russen zur Aufhaltung der deutschen Offen sive üktive Operationen, aber dann stellte sich heraus, daß die Russen sich einem übermächtigen Gegner gegenüber befanden. An jener Front dauern die Kämpfe an. Besonders vikant wird die Nachricht von Hindenburgs Sieg Dadurch, daß sein Gegner der russische General Rennenkampf war. Dieser Ge neral erfreut sich in der russischen Armee eines hohen Rufes. Seine Niederlage wird demgemäß in ganz Rußland einen tiefen Eindruck machen. Wo Rennenkampf nämlich versagte, da wird kaum ein anderer russischer General sein Glück versuchen. Die russischen Ostseeprovinzen von Truppen entblößt? Aus Berlin wird dem Stockholmer „Afton bladet" depeschiert, daß Generaloberst v. Hinden burg von russischen Gefangenen die Bestätigung erhalten habe, daß die vorher genannte „Millio- nenacmee" in Wilna überhaupt nicht existiere, da sämtliche Truppen und sogar die Girde die Order erhalten hätten, sich an den Kämpfen an der Weichsel zu beteiligen. Tatsächlich sollen die Ostseeprovinzen von russischen Truppen entblößt sein. * G O Me KWse in de» Kolonien. Nach einer unbestätigten Reutermeldung ist eine deutsch-ostafrikanische Schutztruppenabtciluug am 5. September in Vcitisch-Nordrhodesia ein gefallen und hat die Niederlassung Abercorn an gegriffen. Der Angriff wurde zurückgeschlagcn. Nach einem neuen Angriff am 9. September ver ließen die Deutschen ihre Stellung und wurden vom Feinde bis an die Grenze verfolgt. Nach einer weiteren Reuter-Meldung haben Kämpfe an der Grenze von Deutsch- und Britisch- Ostafrika und Uganda stattgefundeu. Englische Verwundete berichteten, daß die Engländer in heftigem Feuer deutscher Maschinengewehre ge standen und einen Bajonettangriff gemacht hätten. Der Angriff sei jedoch mißglückt. Des weiteren meldet das Reuterbureau: Der englische Regierungsdampfer „Gwendolen" hat am 8. September Langenburg in Nyassaland (Deutsch-Ostafrika) beschossen und dort eine Ab teilung gelandet. Der Ort wurde überrascht: es wurde kein Widerstand geleistet. Einen ganz besonderen Charakter erhält diese neueste englische Heldentat dadurch, daß der Ort Langenburg jeder Befestigung entbehrt und als offene Handelsstation am Nyassa-Sce überhaupt nicht beschossen werden dürfte. Aber das ist ja gerade ein Objekt, an dem sich englische Tapfer keit am liebsten austobt. Re AMMng der türkischen KapitMionen. Den Blättern in Konstantinopel zufolge, be reitet die türkische Regierung ein Gesetz vor, in welchem der Tag, an dem die Aufhebung der Kapitulationen erfolgte, als nationaler Feiertag erklärt wird; ferner wird ein Gesetz vorbereitet, das die Vorschriften enthält, die an die Stelle der Bestimmungen der Kapitulationen treten sollen. Die fremden Schulen werden als otto- manische Privatschulen bettachtet. Die Pforte wird ab 1. Oktober Zucker, Kaffee, Tee, Petroleum, Alkohol, Zündhölzchen, Zigaret tenpapier und Spielkarten mit einer Verbrauchs steuer belegen. Schweizerischen Blättern nach hat die Note, mit der die Türkei die Kapitulationen ab 1. Ok tober 1914 aufhebt, folgenden Wortlaut: „Die türkische Regierung, geleitet vom Geiste dir Gastlichkeit und Freundschast gegenüber Europa, hat seinerzeit Verordnungen für die in Orient lebenden und Handel treibenden Europäer fest-