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DRITTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, 21. OKTOBER 1937, 77= UHR Dirigent: Hermann Abendroth * ERSTER TEIL Suite für Orchester (D-dur) von Johann Sebastian Bach (1685 — 1750). I. Ouvertüre. II. Air. III. Gavotte I. Gavotte II. IV. Bourree. V. Gigue. In seinen Orchestersuiten setzte Bach gleichsam ein Stück musikalischer Familien tradition fort: Ali die »Bache«, die in Thüringen in ihren Orglnisteriämtem sai.,SC. pflegten diese Formgattung, eine Reihung volksliednaher Tanzweisen, mit besonderer Liebe. Der Genius Johann Sebastians aber erfüllte diese Formen mit allem Adel seiner Persönlichkeit und schuf so Abbilder seiner Zeit und ihres Geistes, eine Musik voll Kraft und Anmut zugleich. Der greise Goethe meinte, als ihm ein Freund die D-dur-Suite auf dem Klavier vorspielte, »eine Reihe geputzter Leute feierlich eine große Treppe heruntersteigen zu sehen«. Konzert für Klavier mit Orchester (G-dur op. 58) von Ludwig van Beet hoven (1770 —1827), vorgetragen von Herrn Professor Max Pauer [Jugenheim a. d. B.!. I. Allegro moderato. II. Andante con moto — Rondo: Vivace. Das Problem der Konzertform führte Beethoven in seinem vierten Klavierkonzert, das er in der Zeit seiner Arbeiten am »Fidelio« schrieb, einer idealen Lösung zu: Das Widerspiel zwischen Solist und Orchester wird hier zum Ausgangspunkt der musi kalischen Entwicklung. Bezeichnend dafür ist es, daß das Soloinstrument ohne Be gleitung das Werk eröffnet, ein Fall, der hier zum ersten Male in dieser musikalischen Epoche begegnet.