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Sn lefeterer Sejiehung beutete bet Au«fd)uß unter Anberem auf bte im Publicum mehrfach laut geworbene Sefürd)tung hin, baß bie @a«anftalt jefct nid)t mehr burd)gängig fo gute Äofylen ver; wenbe, al« früher. SSeibe Einträge würben einftimmig angenommen. E« folgte bie SSEalft eine« SRitgliebe« jum Sd)(etter ; ßomitö. Sie Abftimmung ber anwefenben 49 ftimmbered)tigten SD?itglieber ergab für St.;V. Sal. Jpir}el . . .38 Stimmen, „ Sacfirer 9)1 üIler . .10 „ Stimme. 4 4 4 3 3 2 2 1 1 Äaufm. Otto ®runer . . St.;V. Äfm. Sachfenröber Erfaßen. Sud)hblr. ® ei bei . „ Äfm. 35entmann . Antoniu« Simon . . . St.;V. üeppoc Äfm. Aug. Auerbach . . St.;V. Äfm. Soren} . . . Sanqu. Alep. 5rege . . . St.;V. Äfm. Srem« . . . Sen übrigen Sheil ber öffentlichen Sißung naf)m bie weitete S5eratf)ung be« bie«jäl)rigen $au«haltplan« in Anfprud). (lieber biefen werben befonbere, jufammenf)ä'ngenbe SRittheilungen erfolgen.) Sn ber nicht öffentlichen Sifeung gab ba« ßollegium bejüglid) ber Ernennung be« biäfjertiqen Ptebiger« an ber Seorgenhau«kird)e 9Rag. an fei jum Oberbiakonu« an ber Sfeufirdje einftimmig bie Erklärung ab: baß e« gegen bie Werfen, bie Sehre unb ben Sebenäwanbel be« Seftgnaten etwa« Erhebliche« nid)t einjuwenben tjabe. Sie bem lutherifd)en Sekenntniß nicht angehörigen 9Ritglieber enthielten fid) babei ber Abftimmung. „ Äaufmann Soren} . 1 Stimme. St.;V. Jpir jel nahm bie Söahl banfenb an. hieran fchloft fich bie Vorwahl }U Scfeßung ber erlebigten Stabtrath«ftelle auf Seit, E« fielen babei auf Sanquier Anton SRaper .38 Stimmen, Äaufm. Otto ®runer . . 9 „ Die frier von illojints l)undertjäl)riflein ©cburU- tagc in fcipjig. Ser für bie ®efd)id)te ber Äunft bebeutfame, für unfer beutfche« Vaterlanb feftlidje Sag warb von ben beiben erften großen Äunft; inftituten unferer Stabt burd) entfpred)enbe Aufführungen begangen, an benen fid) — wie ba« nicht anbet« }u erwarten war — öa« für bie Äunbgebungen ber Äunft, unb vor}ug«weife ber 9Ruftk, fo fehr empfängliche Publicum Seipftg« lebhaft beteiligte. — Sie beabsichtigte Vorfeier be« Sage« mit Aufführung einer SRojart; fd)en Oper mufite leibet unterbleiben, ba ein ba}U unentbehrliche« SERitglieb unfere« Opernperfonal« erkrankt wat unb e« ben Se= mütjungen bet Sitection nid)t gelang, eine au«wärtige Sängerin }u einem Saftfpiele für biefen Abenb }u gewinnen. — Sa« Sirectorium be« großen ßoncert« gab am Vormittag be« 27. Sanuar }ur geier be« Sage« eine 9Rufikauffüf)rung im Saale be« ®ewanbt)aufe«, öeten Ertrag }ur Segrünbung eine« 9Rojart= Stipenbium« am ßonfervatorium ber 9Rufik beftimmt war. Seim Eintritt in ben Saal warb man burd) ben Anblick ber fehr fd)ön angeführten, in ber SfRitte be« Ord)eftet« aufgeftellten coloffalen Süfte9Rojart« überrafdjt.— Ein von Jpertn 53 e h r gefprod)ener Prolog eröffnete bie würbige Seiet. Ser Sichter, beffen SRame un« bi« jeßt ungenannt geblieben, hat mit biefem Prolog ein in ber gorm fd)öne«, an Inhalt unb namentlich an tteffenben poetU fd)en Silbern reiche« ®ebid)t gegeben, ba« von befter SBirkung war unb al« Vorbereitung auf bie folgenben 9Ruftkgenüfte feinen 3wecf vollftänbig erfüllte. E« wäre }u wünfdjen, bafj ba« ge= lungene, innig unb warm empfunbene Sebid)t burd) Abbrucf in b. Sl. aud) nod) weiteren Äreifen jugänglid) gemacht würbe. — Selbftverftänblid) burfte man bei biefet Gelegenheit nut ßompo; fitionen be« gefeierten unsterblichen 9Keiftet« bringen. Plan hatte ba« Programm mit Umfid)t jufammengeftellt unb babei vorjug«; weife auf bie verfdjiebenen Epochen in bem reichen Äünftlerleben SW 0} art« 9iücfftd)t genommen. Sa« Erfte, wa« wir an SRufik hörten, waren Sruchftücfe au« einem hier wenigften« noch ganj unbekannt gewefenen Söerfe be« ÜReifter«: bie -Duvet; türe mit ber ftd) <m biefelbe anfd)liefjenben SRomanje für Se= not unb ein Suett au« ber Oper „n rö pastore“ (ber königliche Sdjäfer), welche SRojart 1775 al« geftoper bei ©elegenheit eine« SBefud)« be« Erjhercog« SRapimilian am Sofe be« ßrjbifdjof« von Saljburg fd)rieb. E« ift biefe Oper ein Sugenbwet! SSRojart«, aber fdjon finben wir hier neben bet gewaltigen Sd)affen«kraft be« urfprünglidjen Senie« bie geübte ^anb be« SReifter«, welche bie §otm unb bie Sonmittel unumfd)ränkt beherrfd)t. Sie Ouvertüre ift in knapper, }ierlid)er (form gehalten, aber welche« anmuthige SBilb giebt un« ber Eomponift in biefem kleinen fRahmen. Unb welch fchb'ner, urfräftiger, melobifd)et §lufj, welche tiefe unb ed)te Empftnbung }eigt fid) un« in ber von Jperrn Schreibet von }üglid) gefungenen 9toman}e unb in bem von biefem Sänger unb gtäulein 93iand)i in eben fo trefflicher Art vorgetragenen Suett! Siefen für un« neuen 9Rufifftücfen folgte ba« mit anerkannter SReifterfchaft von ben Sorten Eoncertmeiftern Srepfd)ocf unb Savib wiebergegebene ßoncert für Violine unb 53ratfd)e (conv ponirt 1778). — Al« ein erhabene« Senfmai au« einet weiteren Entwicfe(ung«periobe be« 9Reifter« fteljt bie Oper ,,3bomeneu«, Äönig von Äreta" ba (}um erften 9Rale aufgeführt am 29. Januar 1781 in 9Ründ)en). 2ßit horten au« biefem SEerfe bie Ouvertüre mit ber fid) baran fchltefjenben Einleitung, eine von Jräulein 93iand)i vorgetragene Arie, ben SRarfd) unb bie Sdftufjfcene be« }weiten Acte«. Sie Solopartien fangen gräulein 33iand)i (Electra), gräulein Äod) (Sbamante) unb Schneiber (Sbomencu«). Au« ber Epodje, in ber 9Ro}art« ©enie bie hö<hfto $öh c or= reicht h«tte, gab man un« ben Prieftermarfd), bie Arie „O 3fi« unb Oftri«" unb ben berühmten Priefterd)or au« bet „3auber= flöte' 7 (}um erften SRale aufgeführt am 30. September 1791 in VJien); ferner bie Ouvertüre }u „Situ« 77 (am 6. September 1791 in Prag jum erften SRale gegeben), ben bei ber Aufführung auf ber SBühne ftet« wegbleibenben lebten Sheil be« }weiten ginale« au« „Son 3uan" (in Prag am 28. October 1787 }um erften SJlale gegeben) unb }um Sd)lu§ bie großartige C dur-Spmphonie mit ber Sd)lufjfuge (componirt im Auguft 1788). Ueberfd)ritt ba« ßoncert bei biefer 9ieid)haltigfeit be« Programm« aud) weit bie üblichen }eitlid)en Srenjen rein mufifalifchet Aufführungen, fo konnte bod) bie«mal ba« Sntereffe an bemfelben nicht ermüben, unb bi« }ulefct mufjte man mit ber gefpannteften Aufmerffamfeit ben Sönen be« 9Reifter« laufchen. Sßiie follte aud) bei ben gewal; tigen Sönen ber „j-Jauberflöte 77 , be« „Son Suan", be« fpmphonU fd)en 2Berfe«, in welchem 2Ro}art mit fo wenigen Witteln fo viel Sian} unb Pracht entfaltet, Ermübung unb Abfpannung fid) einftellen können! gür bie vot}üglid)c Auöfüljrung aller 9lum; mern be« Programm« finb wir bem Sirigenten, Serrn ßapelfc meifter fRiefe, unfetem braven Ord)efter, ben Solofängern iaußer ben genannten traten al« foldje noch Serr Eilet«, .Sperr Vehr unb gräulein Vretfd)neiber auf) unb ben ßhören (Pauliner Sängerverein unb Shomanerdjor) }u lebhafteftem Sank verpflichtet. Eben fo fegen«reid) wie für ba« ßoncert ift SRo}art« Süirken für ba« beutfche Sheater, wie überhaupt für bie SBeiterentwickelung ber Oper aud) bei ben anbeten beiben muftkalifd)en Völkern ge= wefen. E« war baljer in ber Orbnung, baß auch unfer Stabt; theater ba« ®ebäd)tniß be« großen SRannc« burd) eine ßeft; Vorftellung ehrte. Sn bem feftlich erleuchteten unb überfüllten Jpaufe begrüßte un« }uerft bie Ouvertüre }u „Son Suan 7 '. Ein von Jperrn SBöekel mit Verftänbniß, SBärme unb Schwung ge; fprochener Prolog von ßeonharbt Söohlmuth bereitete bie Verfammlung auf ba« folgenbe Äünftlerleben«bilb „SRojart 77 von bemfelben Sid)ter vor. SBa« biefe« Stück betrifft, fo barf man allerbing« an baffelbe nicht ben plaßftab anlegen, mit bem ein eigentliche« Srama gemeßen werben muß. Ser Sichter giebt un« in jebem ber vier Acte nur fcenifche Silber au« bem Eeben be« Sonmeifter«; er hat einige wichtige kunftgefd)id)tliche SDlomente au« 9Ro}art« Äünftlerlaufbahn herau«gegriffen unb biefelben in bramatifche §orm gebracht. E« ift allerbing« fehr fchwer, wenn nicht ganj unmöglich, au« einem foldjen Stoffe ein wirkliche« Srama }u fd)affen, ohne bet gefd)id)tlid)en SBahrheit }u fehr }U nahe }u treten, unb e« fei bafjer bamit bem Siebter, ber e« gewiß fehr gut meinte, kein Vorwurf gemacht. Sßohl aber wäre }u wünfd)en gewefen, SEohlmuth hätte un« ben ßharakter unb ba« eigentliche SBefen 9Ro}art« wahrl)eit«getreucr wiebergegeben. Ser Vleifter war kein fentimentaler Schwärmer, er hat wohl nie an feiner gewaltigen Äraft, an feinem @eniu« gejweifelt; er war gan} wie e« fid) in feiner ftRufik au«fprid)t — ein heiterer, leben«; froher unb babei bod) tief empfinbenber SRenfd), beffen .!pet} t>eiß für bie gan}e 9Renfchh«it fdjlug, ber begeiftert für alle« ®roße unb Schöne, ein treuer greunb, ein liebenber Satte, ein gläubiger ßhrift, ein treuer Anhänger be« öfterreid)ifd)en Äaiferhaufe«, bennod)