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0. /. J322>. Lied zum Abschiede. Die Blüthe schaut aus grüner Hülle Mit scheuen Augen noch hervor, Nur schüchtern hebt sie sich empor, Der bunten Blätter reiche Fülle, Bis, von Aurorens Strahl geküsst, Sie sanft geweckt den Morgen grüsst. Da regen sich des Mittags Strahlen, Und schmeichelnd lösst ein Zephir-Chor Des Blumenkelchs Juwelen-Thor, Dass glühend sich die Farben mahlen, Und durch die leicht bewegte Luft Weit hin entströmt der Balsamduft. So hat, was in der Brust gebohren, Dem heiligen Asyl der Kunst, Nur Eure Liebe, Eure Gunst Zum lebensfrohen Lied erkohren; Von Eures Beifalls Strahl belebt Sich fesselfrey der Ton erhebt. Und wenn mir Euer Blick dann sagte, Dass mein Gesang zum Herzen sprach, Da wurde die Begeistrung wach, Dass ich mich aufzuschwingen wagte; Denn Kennerlob erhöht das Lied, Wie Sonnenlicht die Blum’ erzieht. Heut’, an des nahen Abschieds Pforte, Begriiss’ Euch scheidend mein Gesang, Zu danken ist des Herzens Drang Nach Sänger Art, durch Ton und Worte; Und Hoffnung mahlt dem Scheideblick Des Wiedersehens süsses Glück.