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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. U 247 Sonnabend, den 23. Oktober. i875. Zur gefällige« Beachtung. Für die Monate November und Dezember eröffnen wir ein llems , Zwei-Monats-Abonnement ans dm „Freiberger Anzeiger" zvm Preise von 1 Marl 50 Pf. Bestellnngen nehmen auswärts sämmMche Postanstalteu und in Freiberg die mituuterzeichuete Expedition entgegen. Seit der Vergrößerung unseres Blattes und der Einrichtung eines täglich erscheinenden Feuilletons find uns so vielfach Wünsche, namentlich seitens der Berg- und Hüttenleute, unterbreitet worden, daß wir zu folgender Einrichtung uns entschlossen haben. Jeden Sonntag wird dem „Freiberger Anzeiger" eine besondere „Sonntags-Beilage" zugetheilt werden, welche in gedrängter Neberficht die politischen Ereignisse der vergangenen Woche znsammenstellt «nd Jedem, der nicht den Begebenheiten des Tages folgen kann, dennoch einen Einblick in die wichtigsten Weltereignisse gestattet. Außerdem wird die „Sonntags-Beilage" eine eigene, vom Feuilleton des Hauptblattcs gesonderte Erzählung enthalten, die als Sonntags-Lektüre sür alle Diejenigen berechnet ist, deren Zeit ei« tägliches Verfolgen der Novellen des Hauptblattes nicht ermöglicht. Verschiedene kleine Mtttheilungen nnterhaltender Natur schließen sich an. Die „Sonntags-Beilage" wird sich von dem übrigen Theil des „Freiberger Anzeigers" dadurch abhebeu, daß sie durch Juhalt und Format als selbständiges Ganzes erscheint und besondere Nummern trägt. Wir beginnen morgen damit und geben als erste Erzählung die Novelle von August Schrader: „Zwei Krauen". Die Redaktion und Expedition. Erinnerungen ans iZaiern. Die jetzige Krisis in Baiern, hervorgerufen durch das Ueberwuchern des ultramontanen Einflusses im Lande und die geistige Abhängigkeit der größern Hälfte seiner Be wohner, lenkt den Blick unwillkürlich zurück in die Zeit der Reformation, wo die Dinge wesentlich anders standen. Noch im 14. Jahrhundert war das bairische Volk keines wegs hervorragend päpstlich gesinnt. Es stand treu zu seinem Herzog, dem Kaiser Ludwig dem Baier, in seinem Kampf gegen das Papstthum und ließ sich nicht von ihm abwendig machen durch alle lieblosen und abscheulichen Verfluchungen, welche die Päpste Johann XXII. und Clemens VI. gegen denselben schleuderten. Und als im 16. Jahrhundert die Reformation entstand, da breitete sie sich rasch auch in Altbaiern und in der Oberpfalz, wie in Oesterreich aus. Aber Herzog Wilhelm IV. wurde ängstlich und dachte in seinem katholischen Eifer auf Mittel, der lutherischen Lehre Einhalt zu thun. Dazu schien ihm die neugegründete Jesuitengesellschaft am geeignetsten. Er trat mit Papst Paul ttl. in Unterhandlung, um zunächst Lehrer H für die Universität Ingolstadt zu erhalten und bald danach (1556) zog eine Schaar von achtzehn Mitgliedern der Gesellschaft in Baiern ein. Es waren Leute aus aller Herren Länder, Italiener, Spanier, Franzosen, Belgier und aus dem westlichen Dentschland. Großartige Mittel wurden ihnen zur Verfügung gestellt und sie begannen ihre Arbeit. Sie wußten sich bald der Universität, der gelehrten Schulen, Ves Adels, der Frauen und vor allen der Fürsten zu bemächtigen. Der Protestan tismus wurde bekämpft durch geistige und mehr noch durch physische Mittel, durch Gewalt, durch Verfolgung, Zwang, Verbannung. So wurde das bairische Volk nicht blos wieder katholisch gemacht, sondern von dieser Zeit an auch mehr und mehr um alle intellektuelle Thätigkeit und Ent wickelung gebracht. Der Papst wurde durch die Jesuiten der oberste Herr in Baiern und das Land selbst der „deutsche Kirchenstaat." Das Volk durfte sich sinnlich ver gnügen und naturwüchsige Neigungen befriedigen, konnte sich am kirchlichen Pomp ergötzen und hatte reichlich Ge legenheit dazu durch zahlreiche Kirchenfeste. Es wurde durch kirchliche Zeremonien und Unterweisungen betäubt, durch lange Rosenkränze und Litaneien in geistigen Schlaf gelullt. Fehler und Schwächen aller Art waren bei Adel und Volk, wenn nicht erlaubt, doch leicht verziehen und durch Absolution gut gemacht; nur denken durfte man nicht, eine selbständige Ansicht sich nicht bilden, gläubige Unter weisung mußte geleistet werden. Es ist selbstverständlich, daß bei einem Volk, auf welchem Jahrhunderte lang ein solches System lastete, allmälig in Folge des gehemmten Gebrauchs der geistigen Kräfte diese selbst erlahmen und gleichsam verschrumpfen müssen; daß mehr und mehr auch die Lust zu intellektueller Thätigkeit schwindet und aller Geistesmuth, der zu selbständiger Forschung gehört, abhanden komnit. Und Talente, die dennoch auftauchten und sich zu regen anfingen, wurden großentheils im Keim erstickt oder in der Entwickelung gestört. So war es in Baiern, und da es in Oesterreich und in andern katholischen Gebieten Deutschland's kaum bester war, so begreift man, warum der katholischen Hälfte der deutschen Nation ein so auffallend geringer Antheil an den geistigen Leistungen derselben in der neueren Zeit zukommt und fast die ganze Nationalliteratur von der protestantischen Hälfte gekommen ist. Eine andere Erinnerung bezieht sich auf den seit dem be kannten Oggersheimer Skandal vielfach genannten Bischof Haneberg von Speier. Derselbe war zur Zeit des Konzils noch einfacher Abt und richtete als solcher einen Brief an Bischof Hesele, in dem er seine Unterwerfung unter die Unfehlbarkeit motivirte, obwohl seine Studien ihn überzeugt, daß die Dogmatisirung derselben unberechtigt sei. Er bemerkte, daß er sich dem Beschlusse aus Rücksicht auf das katholische Volk unterwerfe, besten fromme Ge- müther er nicht beunruhigen wolle und wegen der Noth wendigkeit des Gehorsams. Er betäubte sich mit den tröstenden Worten: „Vielleicht will Gott in der Steigerung der Primatialgewalt eine Heilung für das Grundübel der Zeit bringen. Gott der Herr, der mit seiner Kirche ist, wird das Opfer der Ergebung in die Hand nehmen und zu einem Lebenskeime machen. Ich kann in dieser marter vollen Stimmung nicht fortleben. Ich mache ein Ende dadurch, daß ich mich im Vertrauen auf Gott, der mit der Kirche ist, ergebe." Das also war das Motiv der Unterwerfung des Herrn Abtes, und das sein Trost dabei! Giebt es wohl eine Pflicht, für die erkannte Wahrheit Zeugniß zu geben? Gab es wohl einen Apostel Paulus, der nicht zugab, daß das Böse deshalb geschehen dürfe, damit Gutes daraus werde? — Der jetzige Bischof wußte als Abt mit der selben Sophistik seinen Abfall von der eigenen Ueberzeugung zu beschönigen, mit welcher er fünf Jahre später seine Auflehnung gegen die königliche Gewalt der Krone zu rechtfertigen sucht. Tligesschnu. Freiberg, den 22. Oktober. Ueber den Aufenthalt des Kaisers Wilhelm in Mailand sind folgende Nachrichten eingegangen. Am Donnerstage machte der Kaiser in Begleitung der Generale Cialdini und Balegno und mehrerer anderer hoher Militärs eine Aus fahrt und besichtigte später den Dom, das Hospital und die Galerie Viktor Emanuel. Später nahm der Kaiser das Rathhaus und verschiedene andere Gebäude der Stadt in Augenschein. Die Bürgerschaften mehrerer italienischer Städte haben dem Kaiser Huldigungsadresten überreicht. — Wie die „Perieveranza" erfährt, würde sich der General- Feldmarschall Graf Moltke nach der Abreise Sr. Majestät nach Rom begeben. — Von der Jagd in Monza kehrte der Kaiser Nachmittags 4'/, Uhr wieder nach Mailand zurück und machte dann noch eine Rundfahrt um die Wälle der Stadt, wo man in langen Wagenreihen seiner Ankunft harrte. Sowohl bei der Rundfahrt, wie bei der Rückkehr in's Schloß wurden dem Kaiser abermals enthusiastische Ovationen seitens der Bevölkerung zu Theil. Bei dem Besuche im Rathhause trug der Kaiser auf die Bitte des Maire seinen Namen auf ein Pergamentblatt ein, das zur Erinnerung an den denkwürdigen Besuch des Kaisers in dem Archive der Stadt aufbewahrt werden soll. Bei der Besichtigung des Doms und der Sehenswürdigkeiten desselben gab die Geistlichkeit ihm in der zuvorkommendsten Weise das Geleite. Nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen tritt der Kaiser Wilhelm am Sonnabend Vormittags >1 Uhr die Rückreise an und trifft um 3 Uhr 48 Min. in Ala, Abends 6 Uhr 5 Min. in Botzen ein, wo im Viktoriahotel Nachtlager genommen wird. Die Weiterreise von Botzen erfolgt Sonntag früh 8 Uhr, in Kuefstein wird Nachmittags 2z Uhr das Dejeuner, in Salzburg, wo die Ankunft um 5z Uhr Nachmittags erfolgt, im Hotel de l'Europe das Diner eingenommen. Die Abreise von Salzburg ist auf 7 Uhr Abends festgesetzt. Nach einem kurzen Aufenthalte in Passau, wo der Zug Nachts 11 Uhr eintrifst, erfolgt die Weiterreife über Plauen und Leipzig nach Berlin. In Plauen findet Montag Morgens von 7z bis 8 Uhr ein halbstündiger Aufenthalt statt, die Ankunft in Berlin erfolgt Montag Nachmittags 2§ Uhr. In Bezug auf die Ankunft des Kaisers in Mailand wird nachträglich gemeldet: Beim Eintreffen des kaiserlichen Zuges trat der Kaiser entblößten Hauptes, den Helm unterm Arm zuerst heraus und ging festen Schrittes auf den König Viktor Emanuel zu, der gleichfalls entblößten Hauptes ihm entgegeneilte und ihm zwei deutlich hörbare Küsse auf beide Wangen drückte. Die Musik intonirte die preußische Hymne, die Kanonen donnerten, worauf der König seinem Gaste die anwesenden Personen vorstellte. Die Reihe eröffnete der Syndikus von Mailand, den der König dem Kaiser als Graf Balinzaghi präsentirte. Der Vorgestellte erhielt bei dieser Gelegenheit zuerst Kenntniß von der ihm vom Könige als Auszeichnung für die prachtvollen Empfangs vorbereitungen verliehenen Grafenwürde. Der Syndikus verneigte sich dankend und sprach dann einige Worte zum Kaiser, die dieser freundlich erwiederte. Darauf folgte die Vorstellung der übrigen Personen, das Abschreiten der Ehrenkompagnie und die Auffahrt nach dem Schloß unter unbeschreiblichem Jubel der Menge. Unter den Geschenken, welche für den Kaiser bestimmt sind, befindet sich auch ein bewundernswerth gearbeitetes und großes Mosaik, das römische Kolosseum darstellend. Es ist die Arbeit eines der hervorragendsten Künstler Rom's. Sämmtliche königliche Geschenke befinden sich zur Zeit in einem eigenen Gemache des Schlosses und bilden eine überaus großartige Ausstellung. — Der Karyatidensaal im königlichen Palast zu Alailand, in dem das Galadiner stattfand, ist ein Raum, der an Größe und Pracht seines Gleichen in keiner europäischen Residenz findet: Er bildet ein immenses Rechteck von 40 Meter Länge und 15 Meter Breite, hat mithin einen Flächeninhalt von 600 Quadrat metern. Die Tafel war in Form eines Hufeisens gedeckt, an besten äußerer Biegung Kaiser Wilhelm, zur Rechten der König von Italien, zur Linken die Prinzessin Margherita saß, die übrigen Eingeladenen folgten nach ihrem Range. Seinen Namen führt der Saal von 40 weiblichen Kolostal figuren, welche die Decke desselben tragen und die Meister werke italienischer Bildhauerkunst sind. Während die ge- sammte nationale Presse Mailands den Besuch des Kaisers in schwungvollen Artikeln feierte, brachte der ultramontane „Ostervatore cattolico" am Tage der Ankunft auf der ersten Seite in Riesenbuchstaben ein „Evviva Pio IX." und darunter einen langen Brief des Papstes. Endlich ist die Entscheidung in Baiern gefallen, und wenn auch in anderer Weise, als wir sie in Nr. 244 be fürworteten, so muß doch die Entschiedenheit, womit König Ludwig zwischen sich und den Ultramontanen das Tischtuch zerschnitten, aufrichtige Freude gewähren. Außer dem be reits gestern erwähnten mannhaften Schreiben des Königs an das Gefammtministerium hat derselbe dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer durch den Oberzeremonienmeister folgenden Scheidebrief zugefertigt: „Ich finde mich nicht