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Amtsblatt für die könialtchen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud Mittwoch, dco 18. August. 1875 5" sfer -isst«, ichelt. g in Nr. ei werde» illgebäud« viel Beute abzunehmen. Aber 2 Adler, 8 Geschütze und dar. Gegen diese furchtbare Stellung rückten um 5 Uhr 3000 Gefangene sielen doch den deutschen Truppen in die Nachmittags unsere Sachsen mit den preußischen Garden »weimonatl. 1 Ml. SV Ps. und ein- tk,) stad tS mit e letzte wegen werden. August Sobald es sich ergab, daß der Feind nicht im Abzüge begriffen sei, mußte er noch vor Metz halten. Dies war der Fall; und so machten die Sachsen und die Garden eine große Rechtsschwenkung und gingen, mit der Front nac Metz gekehrt, zum Angriff über. Der Feind hielt einen Höhenzug besetzt, der sich von St. Marie auxChönes im Norden bis nach Gravelotte im Süden erstreckte. Es war eine furchtbare Stellung. Die deutsche Artillerie eröffnete auf der ganzen Linie den Kampf, und als im Norden die Sachsen und Garden nach beschwerlichem Marsc auf ihren Positionen angelangt waren, begann Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr das blutige mörderische Stürmen der feindlichen Stellungen. Auf der gesammten langen Linie tobte blutig harter Kampf. Die schwerste Arbeit war bei St. Privat. Das Dorf selbst bot dem Feinde durch seine massiven Gebäude und zahlreichen steinernen Mauern die allerwerthvollsten Deckungs- und Vertheidigungsmittel !achelauf> .llerstraße an. Das feindliche Blei ergoß sich wie Hagelschauer über unsere braven Truppen und das Getöse übertönte jede- Kommandowort. Aber trotzig, furchtbar entschlossen, ging es vorwärts, vorwärts, vorwärts I Hier war es, wo General v. CrauShaar die Fahne des ersten sächsischen Grenadier-Regiments ergriff. Er entnahm sie der starren Hand seines Schwiegersohnes, des Lieutenant v. Pape, den eine Kugel hingestreckt. So führte er die Regimenter zum Sturm, dann siel auch er! Gegen j7 Uhr endlich gelang es, St. Privat mit stürmender Hand zu nehmen und den Feind in regelloser Flucht auf Metz zurückzuwerfen. Mit gleicher Bravour war auf allen übrigen deutschen Linien gekämpft worden. König Wilhelm saß bei Rezon- ville auf einer Leiter, die mit einem Ende auf einen ge fallenen französischen Grauschimmel, mit dem anderen auf eine Dezimalwaage gelegt war. Da sprengte Moltke heran und verkündete den Sieg! Die großen Erfolge desselben konnte man natürlich erst am folgenden Tage übersehens Die Franzosen hatten 50,000 Mann verloren und waren in Metz eingeschloffen. Freilich beweinte aber auch auf unserer Seite jeder Soldat, jeder Offizier liebe, treue Ver- . wandte und Freunde. »Pf. n. !»» , sowie 'N erzug. u- . 67. ill, Io as in t«, r: H, ist, rlle se« st werde» irstall« von mir weisen, was Du so lange getragen hast." „Nein, Vater, ich beschwöre Sie," rief Ludwig leiden schaftlich. „Wozu diese traurige Geschichte, die jetzt doch Jedermann vergessen hat, im Gedächtniß der Menschen auffrischen? Geben Sie mir das Pferd, welches ich brauche — aber rasch — und lassen Sie mir wenigstens die eine Genugthuung, ihm sagen zu dürfen, daß nicht ich es bin, welcher sein Opfer fordert, Vater!" „Das ist ein Anderes," entschied Erich Werdenberg. „Wie ich über die Sache denke, das habe ich ihm gestern Abend schon gesagt, als ich nicht entfernt den eigentlichen Sinn seiner Fragen ahnen konnte. Reite immerhin, mein Sohn, aber komme so bald als Du kannst zurück." Das Pferd wurde vorgeführt. Ludwig preßte nochmals stürmisch die Geliebte an sein Herz, dann schwang er sic in den Sattel und jagte im wilden Karriere davon, di Hände. < Noch war nicht alle Arbeit gethan; noch war Bazaine's i Armee nicht vollständig abgeschnitten, da ihr im Norden ein . Weg zum Entschlüpfen frei blieb, auf dem sie nach Paris , gelangen konnte. Der 17. August verlief ohne Kampf. Es > war namentlich der Tag, an dem man bei uns sehr lebhaft i ragte: wo bleiben unsere Sachsen? Sollen sie nicht mit . Theil haben an der Vernichtung des deutschen Erbfeindes? Weshalb läßt man sie nicht mit eingreifen? Die Antwort auf diese Fragen blieb nicht lange aus. Der 17. August war von sehr großer Wichtigkeit für das deutsche Heer, denn gerade an diesem Tage konnte es die noch am meisten zurückgebliebenen Korps der zweiten Armee — Sachsen und die Garde — näher heranziehen. Der 18. August brach heran und mit ihm die Entscheidung. Der alte Moltke hatte eine meisterhafte Disposition getroffen. Zum Schutze des rechten Mosel-Ufers blieb das Man- teuffel'sche Korps mit einer Kavallerie-Division zurück; das 7. und 8. Korps wurden mit der Front nach Norden gegen Rezonville und Gravelotte aufgestellt. Westlich von diesen zog Prinz Friedrich Karl nach Norden, um die Straße, auf der Bazaine noch abziehen könnte, zu erreichen. Sächsische und preußische Kavallerie gingen zur Aufklärung der Kolonnen voraus. Festung- . , . Am 15. August fiel kein Schuß; aber die vereinigte erste und zweite deutsche Armee hatten sich zwischen Metz und Chalons vorgeschoben, um Bazaine die Rückzugslinie alyuschneiden. Am 16. stand man auf der Hochebene von Vionville und Mars la Tour den feindlichen Korps Decean, Frvffard, l'Admirault, Canrobert und Bourbaki gegenüber; die deutschen Truppen mit der Front gegen den Rhein, mit dem Rücken gegen Paris, während der Feind Front gegen Paris machte und dem Rhein, den er nun doch mal nicht bekommen sollte, den Rücken kehrte. Ein furchtbarer Kampf entbrannte, der allein 16,000 der Unseren todt und verwundet auf das Schlachtfeld hinstreckte. Die Verluste der Franzosen warW nicht minder. Der Sieg blieb auf unserer Seite; da aber die Franzosen sich in das schützende Metz zurückziehen konnten, so war es nicht möglich, ihnen Am Abgründe. Roman von Ed. Werner (Fortsetzung) „Ich kenne den Inhalt dieser Mittheilung bereits, mein theurer Vater," versetzte Ludwig, sein leise schluchzendes Mädchen im Arm haltend, ohne in das Haus einzutreten. „Ich wußte das alles, ehe Herr Viktor es mir vor so kurzer Zeit sagte, und was er zu thun jetzt im Begriff steht, das stand ich eben auch im Begriff zu thun. Da, lesen Sie, Vater — ich wollte Sie verderben, bin aber von dem Abgrunde, an dessen Rande ich so dicht schon stand, im letzten Moment nur noch zurückgerissen worden. Soll der jenige, welcher mich rettete, nun dennoch verdorben werden ? Nein, nein, sage ich! Lasten wir die Todten ruhen! Geben Sie mir Ihr schnellstes Pferd, Vater, damit ich, nachdem ich hier gesehen, wie wahr das alles sei, was mir wie ein unmögliches Traumgebilde erschien, von dannen sprenge und ein Opfer verhindere, welches keinen Zweck mehr hat!" „Der Zweck ist die Gerechtigkeit," sagte Werdenberg düster. „Komm' herein, mein Sohn — ich will nicht Papiere, welche für die Gerichte und für jenen Zeitungs redaktenr bestimmt gewesen waren, in den Händen von Wally's Vater zurücklastend. Er kam schnell genug zur Stadt zurück — aber er fand denjenigen nicht, welchen er suchte und kam auf allerlei verzweiflungsvolle Schlüsse, als endlich der Förster in den Herrn Erich Werdenberg zugehörigen Waldungen, der einen Posten Holz zur Bahn brachte, ihm unterwegs begegnete und, da Ludwig auch an ihn seine Frage richtete, ob er den Bruder des Brendlinger Herrn gesehen habe, antwortete: „Den Bruder meines gnädigen Herrn, Herr Steinbach? Meiner Treu, nun gehen mir erst die Augen auf, wer das gewesen ist! Auf dem Wege aus dem Walde heraus be gegnete mir ein gebückter, recht müde und verfallen auS- sehender, ehrwürdiger grauköpfiger Herr, der sich mühsam weiter schleppte. Ich verwunderte mich bald über ihn, konnte aber nicht darauf kommen, wer er sei." monatl. 75 Pf. Die Redaktion be findet sich Rinnen- gaffe S6i. II. Et. „Und wo war es, daß Sie Herrn Viktor Werdenberg trafen, wo?" „Auf dem Wege von hier nach dem Gloriett," sagte )er alte Förster, welcher der Eiche, an der der Mord ge- chehen war und an welcher er Viktor begegnete, gegen Ludwig nicht gerade erwähnen mochte. „Es schien, als wolle er nach dem Gloriett." * „Ich danke Ihnen!" rief Ludwig zurück. „Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen." Wieder saß er zu Pferde und sprengte aus der Stadt hinaus, indeß der Förster ihm verwundert nachblickte. Bald genug nahm ihn der Wald auf. Er ritt so rasch, als es bei den über den Weg hängenden Zweigen der Bäume möglich war. An der Eiche, wo der Leichnam ge legen, den sein Vater beraubte, erwartete er bestimmt den Onkel Wally's zu finden, und derselbe war auch wirklich hier gewesen. Er hatte diese Stelle ausgesucht, ehe er vor das Gericht trat, um nochmals alles damals Geschehene vor seiner Erinnerung pasfiren zu lasten — obschon jede 190 Was sagte man in Paris zu den Tagen von Metz? Der Ministerpräsident Palikao erklärte am 16. im gesetz gebenden Körper: „Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze lauten gut. Die Preußen suchten um einen Waffenstillstand zur Beerdigung ihrer Todten nach." Parts flaggte und überließ sich dem Siegesjubel. Am 20. August -- also zwei Tage nach St. Privat — erklärte derselbe ministerielle Lügner: er konstatire, daß die Preuße«, welch« Bazaine angegriffen, hätten zurückweichen müssen. Alles jubelte natürlich über den Sieg vom 18. August und es stand bei den Parisern fest, daß die Preußen mindestens 80,000 Mann verloren hatten. Und in Deutschland? Seit der Siegesnachricht von Leipzig rief wohl nie eine Botschaft so herzerhebe^en Jubel hervor, als die Nachricht vom siegreichen Einschluß der Bazaine'schen Armee. In allen Hütten und Palästen ertönte immer und immer wieder: „Lieb' Vaterland, magst ruhig sein!" Drei Gedenktage. Der 14, 16. und 18. August erwecken in uns die Erinnerung' an die blutigen Tage vor Rietz. Nach den zerschmetternden Schlägen von Weißenburg, Wörth und Spicheren hatte die gesammte französische Armee Kehrt gemacht, um eine Vereinigung der Mac Mahon'schen Reste mit der Bazaine'schen Armee bei Chalons herzustellen. Mit staunenswerther Geschwindigkeit setzten unsere Truppen den Vormarsch fort, diese Vereinigung zu verhindern. Die Auf gabe war keine leichte, denn Bazaine hatte vor dem deutschen Heere volle zwei Tagesmärsche voraus. Nur ein Theil seiner Armee stand auf dem rechten Mosel-Ufer zwischen Pange und Metz; ein weit geringerer auf dem Mosel-Ufer, bereit, nach Verdun abzurücken. General Steinmetz griff am 14. August den Feind bei Pange an und leitete somit die furchtbar blutigen Schlachten um Metz ein, die uns 30,000 Mann an Todten und Verwundeten kosteten. Der Kampf raste bis zur Dunkelheit. Bazaine sah sich gezwungen, fortwährend frische Truppen aus Metz herauSzuziehen, wodurch sein Abmarsch nach ChalonS sich um einen Tag verzögerte. Aller feindlichen Anstrengungen zum Spott warf man die frischen französischen Bataillone immer und immer wieder bis dicht an das Glacis von Metz zurück. An diesem Tage verließ Napoleon noch am späten Abend diese Erscheint sedeu Wochentag Abend» 6 Uhr st« den andern Lag. Preis vierteljäh» üch 2 Mark 25 Pf., »weimonatl. 1 Mk. Feuilleton. Die Schläfer von St. Privat. Zum 18. August I87S. Bei Metz am Moselstrande dehnt sich ein Leichenfeld, Worin manch wackrer Streiter die letzte Ruhe hält; Dort liegen sie beisammen in Kammern groß und klein Die Preußen und die Sachsen, der Franzmann mitten drein. Toch wenn die Jahreswende der Schlacht sich eingestellt, So zieht ein leises Flüstern durch diese Gräberwelt; Das dringet aus den Tiefen an der Lebend'gen Ohr Und also tönt die Stimme in dumpfem Geisterchor: „Als wir den Ruf vernommen: in's Feld für's Vaterland! Da nahmen wir begeistert die Schwerter in die Hand; Wir zogen aus und rangen mit voller Manneskraft, Bis uns des Feindes Waffe hat jäh dahingerafft." „Drauf lagen wir entschlummert wohl viele Monden lang Bis Siegesruf von oben in uns're Grüfte drang ; Der zuckte durch die Glieder gleich einem Wetterstrahl Und brachte plötzlich Leben uns Todten allzumal." Da hörten wir sie sagen: Ihr Brüder schlaft in Rub, Jetzt decket deutsche Erde die müden Krieger zu ; Ob Euren Häuptern rauschet das deutsche Banner frei Und Eurer Gräber Frieden bewacht die deutsche Treu!" „Drauf sanken wir beruhigt zurück in Todesschlaf; Toch kommt die Stunde wieder, so uns die Kugel traf, durch uns're stillen Reih'n Und unsre Geister kehren im Heimathlande ein!" So m den Gräbern am Moselstrand hervor, So dnngt die Geisterstimme air der Lebend'gen Ohr; Und wir verstehn die Laute, die Deutung liegt so nah- vergesset nicht der Todten, der Schläfe/von St. Privat! Werner Prössel. WmbtMÄ.11 eiger« Handlung, zu senden. und Tagevlatt. ße 128. rill verkauft