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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Freitag, den 18. Ium. 1875 / euiUkl § n. AtM, Er hob sich langsam von Bem Sitz empor und stieg aus. 'so gut Seit sechs Wochen--7 »gesetzten eNr.33. -r-j n Verkauf cschöna. 2 Uhr: gen wird :d Thüren : 563. lrt werden tarstall» Zopha's ilt stets Zierer, illustriren; aber bezeichnend ist sie immerhin für di» Gährung, welche das Sicherheitsgesetz in den italienischen Gemüthern heworgerufen. i Sohl in men r billig eher ckt. das Andere, und so stach er den Polizeidirektor nieder. Sensation auch auf der Ministerbank.) Weiter: Zu einer Zeit mehrten sich die frechsten Diebstähle in Palermo der art, daß die Behörde Alles aufbot, des Diebes habhaft zu werden. Endlich gelang es auch und wer war der Dieb? Ein Polizeisoldat! (Große Sensation.) Die Wahrheit dieser Thatsachen wird durch Dokumente im Gerichtsarchiv u Palermo erhärtet; eine Kopie davon hat der Herr Mi- »ister des Innern, die andern habe ich — Sie können mir also getrost Glauben schenken. Ich fungirte ja früher selbst als Richter auf Sizilien und dabei passirte es mir, daß ich einmal ein Mitglied der Maffia verhaften und einkerkern ließ. Aber schon eine Stunde darauf wurde es in Freiheit gesetzt und zwar auf Befehl des Präfekten von Girgenti und unter Mitwissen des Ministers. (Große Entrüstung und Zischen auf der Rechten.) tritten. Das macht, die empfindlichste Seite des Italieners, der Lokalpatriotismus, ist berührt. Die stürmischste Sitzung war am 11. Juni, als der Depu- tirte Tajani die Niedersetzung einer Untersuchungs kommission beantragte. Der Redner begann unter allgemeiner Aufmerksamkeit des Hauses die Schilderungen, die von den sizilianischen Zuständen gemacht wurden, als übertrieben heftig anzugreifen. Die „Maffia" sei zwar stark um Gir- genti uild Cantazaro, deshalb dürfe man aber Palermo nicht mit dem Belagerungszustände bedrohen. Die Grund ursache der Maffia findet Redner im Kloster wesen, welches den Müssiggang beschütze und stärke. Er zitirt eine päpstliche Bulle, durch die alle Pfarrer autorisirt werden, mit den Banditen zu unterhandeln, damit diese der Kirche eine bestimmte Steuer entrichten. So gestand eines Tages ein Beichtkind dem Priester, es habe tausend Lire gestohlen, worauf dieser ihm Verzeihung der Sündeil versprach, falls es der Kirche hundert Lire zuwende. Der Gauner wollte aber für die Absolution nicht mehr als sechszig Lire geben und erhielt sie schließlich auch um diesen Preis. (Große Heiterkeit.) Nach dem Jahre I866, schloß Tajani, gerieth ab und zu ein Beamter auf den Einfall, die Maffia durch die Maffia selbst bekämpfen zu lassen, und das war der größte Fehler der Regierung. Eines Tages wurde der Polizeidirektor von Palermo ermordet, weil er ein Mitglied der Maffia aufforderte, der Polizei geheime Dienste zu leisten und es widrigenfalls mit dem Arbeits hause bedrohte. Dem Manne gefiel weder das Eine noch Lanza, der frühere Minister, verlangt das Wort zur > persönlichen Berichtigung. — Präsident: Es liegt kein ' Grund dazu vor. — Tajani: Sollte ich Herrn Lanza, mit einem Worte beleidigt haben, so nehme ich dieses zurück. — Präsident: Sie haben Niemand beleidigt. — Lanza: Herr Tajani hat Ungeheuerlichkeiten erzählt und ich fühle das Bedürfniß. . . . Hier entsteht ein Lärm uud eine Verwirrung, die jeder Beschreibung spotten. Lanza will sprechen, man hört aber keine Silbe, sondern sieht nur seine krankhaften Gestikulationen. Er schlägt mit den Fäusten auf die Bank und trifft dabei den Abgeordneten Sorrentino, der neben ihm sitzt. Sorrentino ruft um Hilfe und will sich wehren ; nun stürzen von allen Seiten Deputirte auf Lanza wie auf Sorrentino zu und es entspinnt sich ein regelrechtes Handgemenge. Alle Glockenzeichen des Präsidenten bleiben bei dem furchtbaren Tumulte unbeachtet; er wirft verzweifelte Blicke zum Himmel und verläßt indignirt den Saal. Nach fünf Minuten kehrt der Präsident zurück; der Knäuel ist nur noch unentwirrbarer, der Lärm noch betäubender; er be steigt nochmals die Tribüne und erklärt die Sitzung für geschloffen. Man hört ihn nicht, aber schon längst haben sich die Deputieren zankend, schreiend, stoßend in die Korridore und über die Treppen ergossen. Der Lärm dauert noch im Hofe fort. Endlich zerstreuen sich die ist mit harten schöner Wiese, übscher m Jn- > Thlr. verden. !t zu 5 stehen lasse. Wti»- g, mit Gras- >a nahe utender ung zu ldressen Vogler 9O...f Parlaments-Szenev. Zur Ergänzung unserrr letzten Betrachtung über ita lienische Zustände lassen wir hier einige Szenen folgen, wie sie bei Berathung des Sicherheitsgesetzes in der Depu- tirtenkammer sich abspielten. Noch unlängst glaubte die Kammer keine Zeit wehr zu haben, die wichtigsten, dring lichsten und unentbehrlichsten -Gesetzgebungsarbeiten zum Abschluß zu bringen; jetzt debattirt sie Tag um Tag, ja Woche auf Woche in leidenschaftlichster Weise, ohne ein Resultat zu erreichen. Dabei phantasirt man sich in eine Hitze hinein, die das Blut auf den Siedepunkt bringt. Der Präsident erklärt mehr als einmal das Betragen des Hauses für unwürdig, ist aber nicht im Stande, den Tumult zu beherrschen. Die heftigsten Szenen der französischen Kam mern sind ruhig und würdig im Vergleich mit diesen Auf- Eigenthumsrecht an den von ihm zurückbehaltenen Schrift stücken in Anspruch genommen habe. Die Beweisaufnahme wurde hiernächst geschlossen und dem Oberstaatsanwalt zur Begründung der Anklage das Wort ertheilt. In seinem Plaidoher wies der Vertreter des öffentlichen Ministerium- zunächst den Einwand bezüglich der Inkompetenz d«S Stadt- gerichts zurück und ging sodann auf das Verhalten des An geklagten über, dem er das volle Bewußtsein seiner un Prozeß Arnim. Der gestrige zweite Verhandlungstag im Prozeß Arnim begann mit dem Bericht des Referenten über ein vom An geklagten eingelaufenes Schreiben, das einige Abschriften von Briefen enthielt, die Graf Arnim während seine- Aufenthalts in Rom an den Reichskanzler geschrieben und aus denen er herzuleiten sucht, daß er schon damals das Sinn gekommen. Fortunato ein Bettelmusikant und der Held eines Straßenquartetts, an dem er mit Leib und Seel» zu hängen schien — sie vermochte es auch jetzt Noch nicht zu fassen und wähnte zuweilen geträumt zu haben. Und was wollte sie nun eigentlich beginnen, was ihm sagen, wie sich mit ihm verständigen ? Als sie seiner an sichtig geworden, hatte sie sich von der Macht ihrer jählings aufgerufenen Empfindungen fortreißen lassen ; denn sie liebte Fortunato, sie hatte ihn bedauert und sich danach gesehirt, . von ihm Verzeihung, für ihre Schuld zu erreichen, obwohl sie in ihrem leichtsinnigen Wesen die Schuld seither immer noch gemehrt. In irgend einem Salon, irgendwo iq. der Sphäre der seinen Gesellschaft, in welcher sie weiter ,: gelebt, glaubte sie ihm . einmal zu begegnen und dann zu / einer Auseinandersetzung mit ihm zu gelangen. Aber so ganz anders war es damit gekommen, daß sie sich selbst nicht wieder zu finden wußte. Viel tiefer hatte sie der/,.: Auftritt ergriffen, als irgend etwas im Leben, und durchs, die Dazwischenkunft der mit Fortunato so vertraut, ver^ ,. kehrenden Straßenspielerin war sie bis zu einey Sittlichkeit' der Empfindungen vvrgedrungen, die sie förmlich in Ber- Wirrung setzte. Schauernd, ivie beim Betreten eines hei- ... ligen Gotteshains, gab sie sich diesem wunderbaren Eindruck „, hin, und sie wähnte, haß sie schon schuldsrei geworden/ indem sie. den Vorsatz in sich entdeckte, gut, reuig und 1 aufrichtig zu sein. S So kam der Wagen vor ihrem Hause an. Wir sind am Ziele, Fortunato, sagte sie jetzt freundlich zu ihm. Der vettelmustkaut. Novelle von Schmidt-Weißenfels. lFonsctzung.) Livia empfand jetzt Mitleid mit diesem, also außer sich ff Serathtnen Weibe, das halb flehend, halb in imposantem Stolz sich gegen sie gewendet. Sie trat von Fortunato - Wruck und wartete gespannt, was er thun werde. Er schwieg, und als hätten die letzten Worte Violanta's I andere Gedanken, andere Empfindungen in ihm aufgerufen, I verlor sich der Zorn aus seinem Gesicht, das Feuer aus t stinen Augen. Die alte Erschlaffung nahm die ansgebrochene L Leidenschaftlichkeit auf und fast blickte er wieder so sanft- M träumerisch, wie wenn er die Wange an die Geige gedrückt I hätte und deren Tönen zu lauschen schien. -- Fortunato, richtete sich das junge, mit neuem Muth «erfüllte Weib gegen ihn, so daß er ihre bittende Geberde 8 bemerken mußte; laß uns mit einander sprechen! Willst Du? M Er schwieg noch immer. M — Laß uns mit einander sprechen, drang sie inniger Um ihn, und sollte es das letzte Mal sein. Aber nun uns das »schrcksal wieder zusammengeführt, können wir nicht so ' fremd an ernander vorübergehen. Willst Du? ,4 o°^"nato blickte sich nach Livia, nach Filippo, nach dem alten Baßgelger um, die alle drei unweit von ihm standen f . und ihn beobachteten. .. 2^ habe, erwiderte er endlich, ihnen gesagt, daß ich sie mcht verlassen will. Ach, es sind mir gute Menschen! , . sollen es D,r auch bleiben, Fortunato. Aber uns sprechen m,t einander. Ich schwöre Dir daß ick Dich nicht trenneu will von ihnen. ' Livia trgt wieder heran. »ns^ni,d!r H*' ^rtunato, und morgen sehen wir gebührlichen Handlungsweise beimaß, das sich schon auS der bekannten Ueberschrist „Konfliktsakten" deutlich ergebe. Bet einem so begabten und befähigten Manne, wie Graf Arnim, sei es durchaus nicht anzunehmen, daß nur ein Versehen " oder ein Jrrthum ihn dazu vermocht habe, gerade di» /l wichtigsten unter den ihm anverlrauten Aktenstücken als sein Eigenthum zurückzuhalten. Der Oberstaatsanwalt führte sodann an der Hand zahlreicher Gesetzesstellen und mit Be rufung auf namhafte Autoritäten den Nachweis, daß die in " Rede stehenden Papiere als „Urkunden" im Sinne des Gesetzes anzusehen seien, was für die Entscheidung von -') wesentlicher Bedeutung sei. Der Strafantrag gründete sich 'k auf die Paragraphen 348 «I. 3, 52 und 133 deS Straf- ' gesetzbuchs und lautete auf ein Jahr Gesängniß. Bon ? den Vertheidlgern plaidirte zuerst Rechtsanwalt Dockhörn. 'si Derselbe suchte zunächst nochmals die Kompetenz des ersten Gerichtshofes in Abrede zu stelle» und beantragte, dem- S gemäß zu erkennen, doch dürfe daS Erkenntniß deS ersten .0 inkompetenten Gerichtshofes immer nur Insoweit umgestoßen werben, als es dem Angeklagten Anlaß gebe, sich zu be schweren. In den Punkten dagegen, in denen der erst» Richter auf Freisprechung erkannt, behalte es bei dem ersten Erkenntniß sein Bewenden. Seinen eventuellen Antrag richtet» der Vertheidiger auf völlige Freisprechung. Der Präsident ließ > - hiernächst eine Pause von etwa einer Stunde eintreten und >' eröffnete die Sitzung erst um 2 Uhr wieder. Nach einer - ; Replik des Oberstaatsanwaltes auf die von dem Rechts- aniyalt Dockhorn vorgebrachten Gründe erhielt der zweite / Vertheidiger, Rechtsanwalt Munkel das Wort. Auch er wünschte die Inkompetenz des ersten Gerichtshofes ausge sprochen zu sehen und ging darauf zu einer sehr ausführ-, lichen Erörterung des juristischen Begriffs „Urkunde" über. , . Freiberg. lei werd« allgebäude, Deputirten und Italien hat seine — interessanteste Kammersitzung hinter sich. Es ist nicht nöthig, diese Szene noch weiter zu Fortunato nickte ihr lächelnd und träumerisch zu. Ja, morgen sehen wir uns wieder Livia. Wohin aber gehen wir? fragte er Violauta. In meine Wohnung, versetzte sie. In Deine Wohnung ? Er sagte dies in fast mechanischer Weise, dann hob er lebhafter an: Und meine Geige, meine Amati, hast Du sie noch! Gewiß, gewiß, sagte sie ermunternd zu ihm. So laß uns gehen! Und willenlos folgte er ihr nun, die ihn hastig durch die Galerie nach dem Ausgang zog, froh, endlich dem wachsenden Aussehen sich entziehen zu können. Auf dem : freien Platz della Scala traf sie zum Glück einen Fiakre. : Sie hielt ihn an und setzte sich mit Fortunato hinein. Corso Venezia! rief sie dem Kutscher zu und nannte ihm die Nummer des Hauses. > Livia, die ihnen nachgegangen, hatte deutlich die : Straße und die Nummer nennen hören. Ihr Zweck war ' damit erreicht, und nun blickte sie ernst, fast finster dem agte er dann ünd betrachtest. Straße erlaubt^, das HäüS^'" schnell davoneilenden Wagen nach. Fortunato sprach während der Fahrt, die nicht lange währte, kein Wort. Er brütete vor sich hin und schien nach der großen Aufregung in eine Abspannung verfallen zu sein, wie sie geschwächten Geistern eigen zu sein pflegt. Aber es lag nichts Düsteres in seinem Auge, und Biolanta, welche keine Ahnung von der seelischen Gebrochenheit ihres Mannes hatte, wiegle sich in dem Glauben, daß sie seinen Zorn bereits überwunden, , . Auch sie schwieg und sammelte sich während d»r Fahrt. Wie unerwartet war Alles gekommen/ und rn wsWu,., füschtMchen Szene halt» sie auf offener Straße spielen^ müssen l Sie zittert» h-ch vor Scham darüber^ Pohl hatte sie oft an Fortunato gedacht und nachgeforscht, . uip ihn wltderzufinden uird ihn zuversöhnen ; doch daß die Begegnung mrt rhm m solcher Weise erfolgen sollte, war ihr nie »n den wgshalber e Nr. 12S. Mut, sonders zu posthausen Wiege- r Gussen- st billigst Solf Sayda. ten i4. MeibergerAlyeiMM «asst se^. II. St. - d und Tageblatt.