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Ltatsjahre verbraucht worden: 330 000 Kuvert» und über 18 Millionen Bogen Papier zu Drucksachen (2»/, Millionen Bogen mehr al» 1907/08), ferner wurden noch verbraucht: 32S265 Bogen Briefpapiere, 108 774 Bogen Löschpapier, 937 000 Bogm gewöhnliche» Konzeptpapier, 5080 Groß Stahl federn, 3500 Liter Tinte, 278 000 Bogen gewöhnliche» Schreib papier und für die älteren daran gewöhnten Herren überdies noch neun Bund Federposen. * Der älteste M»u »er Provinz Pose«, der Renten- empfänger Torka, ist einem Telegramm zufolge im A ter von HO Jahren in Gnesen gestorben. Trotz seines hohen Alters war Torka bis zuletzt ziemlich rüstig. Er machte täglich Spaziergänge in der Stadt und ließ sich, als er — 105 Jahre alt war, zum vierten Male Ehefessrln anlegen. * Peinfoll. Der jetzige chinesische Botschafter am Ber liner Hofe, der bereits zum zweiten Male China vertritt, mußte für einige Zeit nach Peking zurückkehren. Dort ging er dr seiner Tracht über die Straßen in dem Fremdenviertel spazieren, und niemand sah es dem langbezopsten, vornehmen Chinesen an, daß er die deutsche Sprache durchaus beherrschte, sogar recht gut berlinern konnte. Unmittelbar hinter ihm gingen zwei Berliner Herren, die laut und ohne jede Rücksichtnahme ihre Ansichten über China austauschten, und, da sie in dem Chinesen nur den Chinesen sahen, sich auch ungeniert ein bißchen über ihn lustig machten. Plötzlich aber drehte der Chinese sich um, zeigte mit den Fingern gegen die Stirn und sang das in Berlin recht bekannte Lied: „Du bist verrückt, mein Kind, geh' doch nach Berlin." DaS fassungslose Erstaunen der beiden Herren kann man sich ungefähr vorstellen. Verblüfft stammelten sie einige Ent schuldigungen, der Botschafter aber lachte herzlich und sagte: „Det nehm' ick Ihnen absolut nich übel, aber Sie sehen, -meine Herren, man muß auch in China vorsichtig sein!" * Der schlaue Schaltheitz. Ein nettes Geschichtchen passierte, wie man der „Franks. Ztg." erzählt, kürzlich in einem Schwarzwalddorfe. Ein Bauer, der wegen seines Eigen sinns und GÜzes im Dorfe verschrien war, wollte eines Abends seine Gänse in den Stall treiben, als unter mäch tigem Geratter und Geknatter ein „Teufelskarren" die Land straße dahergesaust kam. Der Bauer kroch in die Scheune und überließ die Gänse ihrem Schicksal. „Glücklich" läuft eine Gans „vor das Rad" und wird zu Tode gefahren. Der Bauer, der aus einer Dachluke dem „Mord" zugeschaut hat, bewaffnet in der Elle einige Knechte mit Sensen und Heu gabeln und eilt dem Auto nach. Nach halbstündigem Dauer lauf finden sie die Insassen des Wagens an der Landstraße, wo sie gemütlich ihr Nachtmahl verzehrten. Ohne alle Um schweife packen sie den Führer und führen ihn ins Dorf zu rück, und zwar vor den Schultheiß. Dieser verurteilt den Führer zur Zahlung der Gans. Der Bauer verlangt 3 Mk. 50 Pfg. für das Tier, das der Führer alsdann behalten dürfe, da es für ihn doch keinen Wert habe. Der Fremde erklärt sich bereit, dem Bauer 3 Mk. zu zahlen, wenn dieser die Gans behalte, da er auch keine Verwendung dafür habe. Da bekommt der Schultheiß einen göttlichen Einfall. Er nimmt dem Bauer seine Gans ab, verlangt vom Autler 3 Mk., legt SO Pfg. darauf und gibt die 3 Mk. 50 Pfg. dem Bauer, worauf sie alle befriedigt von dannen ziehen. Der Bauer freut sich seiner 3 Mk. 50 Pfg. und daß er die Gans los ist, der Fremde, daß er die Gans nicht mitzunehmen brauchte, der Schultheiß aber freut sich seines Gänsebratens für 50 Pfg. * A« Strande. Junge Frau: „Sieh nur, Egon, wie das Meer kocht!" — Egon: „So wie Du, Elly." — Elly: „Wie. meinst Du das?" — Egon: „Nun, ebenso versalzen." Hör«, „wie hier ein Familienbeschluß vorbereitet werden soll, bei dem alle Mitglieder des Namens Gernow nach dem Gesetz vertreten sein müssen. Es fehlt dann gerade derjenige, der nach unserer Ansicht aus der schlesischen Linie dem Majorat am nächsten steht." „Einen Familienbeschluß planten allerdings meine Herren Klienten in dieser Angelegenheit nicht," meinte Neumann. „Sie hatten es sich vielmehr als ein Privat abkommen zwischen sich und den Herren Egbert und Ernst von Gernow gedacht." „Aha l" machte Hörn und zog sein spöttischstes Gesicht, als ahnte er bereits, was nun folgen würde. Herr Boguslaw warf einen stechenden, mißbilligenden Blick auf den Iustizrat, und Herr Viktor gab sich Mühe, seine würdige und sichere Miene beizubehalten. Er hatte es sich ziemlich leicht gedacht, mit den märkischen Vettern einig zu werden. Ihr unangenehmer Rechtsbeistand, der ihm schon früher so impertinente Briefe schrieb, schien die Sache jedoch recht erschweren zu wollen. „Vielleicht erzählt uns der Herr Major einmal, wie er sich die Regelung der Streitigkeit eigentlich denkt." Hörn schaute Herm Viktor gespannt an und lächelte etwas boshaft. Der Angeredete bekam vor Aerger einen roten Kopf. Vieser Mensch dort hatte eine Art, sich gegen ihn aus- judrücken, die auf die Nerven ging. — Erzählen?! — Er tat ja geradeso, als wäre er, der Major von Gernow, Herr auf Chudnitz, ein arabischer Fabelerzähler I Ohne den Zustizrat eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich an Herm Egbert und begann mit der ihm eigenen Ge spreiztheit: „Verehrter Herr Vetter, von der wohl unleugbaren Tatsache ausgehend, daß Ihr Herr Sohn leider nicht die Ahnen nachweisen kann, die für die Nachfolge im Majorat Arielitz erforderlich find, bei dem gerechten Zweifel an der Stichhaltigkeit Ihrer Einwände gegen die Nachfolge der meisten Agnaten aus unserer Linie und in Anbetracht der bedauerlich mißlichen finanziellen Verhältnisse in Grielig, über die wir ja ziemlich genau unterrichtet sind, glauben wir Ihnen einen Gefallen zu tun, wenn wir versuchen, die Angelegenheit, die uns hier zusammenführte, auf güt lichem Wege zu regeln. Ein neuer Prozeß würde wieder Unsummen verschlingen, die Ihnen Herr Vetter, selbst bei einem für Sie günstigen Ausgang, sehr schwer werden würde aufzubringen, anderenfalls aber Ihren gänzlichen Ruin herbeisühren müßte —" „Verzeihung, wenn ich unterbreche," warf Hörn mit dem, Herrn Viktor so auf die Nerven gehenden Lächeln wieder ein, „aber Herrn Egbert von Gernow und seinem Sohn stehen Mittel zur Verfügung, die völlig ausreichen würden, selbst den langwiegsten Prozeß in allen Instanzen auszufechten." „Wir konnten das allerdings nicht wissen," meinte der Major, der nur schwer seinen Unmut verbarg. „Die häufigen und dringenden Ersuche an uns, Grielitz MÜ neuen Pfandbriefen bepacken zu lassen, oder wenigsten» Sport und Sptel. «rüftuu» der »exe« Ehemutyer Stadreuubah«. In folge des anhaltenden Regen» der letzten Tage ist der Bau der neuen Radrennbahn und deS SvortplatzeS zurückgeblieben. Des halb steht sich die Direktion de» Sportplatzes Chemnitz veranlaßt, die auf den 3. Oktober angesetzten Eröffnungsfeierlichkeiten, be stehend aus Kommers, Pret-korfo und großem EröffuungS-Rennen auf den 10. Oktober zu verlegen. Derei»*»«chricht<« ««» Klodt »d Kon» Der Sa»Ute«abe«d des Evauaeltfch« Arbeitervereins am vergangenen Sonntag im ,R»ß" war nicht io besucht, wie man eS sonst bei Veranstaltungen deS Vereins gewöhnt ist. Schuld daran war wohl, daß viele der Mitglieder am Sonntag bereit» oder doch in der Nacht zum Montag ins Manöver rückten. Immerhin der Saal war gut besetzt. Für vortreffliche Unter haltung sorgte Herr Lehrer Hähner auS Chemnitz. Der hier bereits gut bekannte Sprecher rezitierte mit bestem Geschick ernste Dichtungen von Anthes (Was will Majestät mit dem Jungen), Liliencron (Pidder Lüng), Wildenbruch (Die Tochter deS Inka), Seidel (Die Musik der armen Leute) und Urban (Der Eisberg) und Heiteres von Joses Feller (DaS schwimmende Hölzl), Eberl (D' Leich), Rosegger ('s Wixerl) und Müller (Bet d'r Rettschul'). Herr Hähner besitzt ein klangvolles Organ, daS er gut in der Gewalt hat, so daß er die Dichtungen recht wirkungsvoll wieder zugeben vermag. Er erntete lebhaften Beifall. — Der blinde Klavierspieler, Herr Meyer, spielte während der Pausen einige Stücke. Auch er wurde mit starkem Beifall belohnt. Ein Tänzchen beschloß den Abend. Weryandcungs-Wiederschrift über die 12. öffentliche Sitzung des Stadt verordneten-Kollegiums am 13. Septvr. 1SVS. Abwesend die Herren Stadtverordneten Breitfeld, Dr. Hözel, Katter- mann, Köhler, Kunze, Rahnfeld, Rau, Schweitzer. Seifert, Steiner. Die Sitzung wird abends kurz nach 6 Uhr vom Vorsitzenden, Herrn AmtSgerichtSrat Dr. Bähr, eröffnet. Nach Feststellung der Präsenzliste wird dem Kollegium Kenntnis gegeben von den Beschlüssen deS RateS, auf die Anregungen de» Stadtverordnelen-KollegiumS bezüglich 1. der An- leihekaffc, 2. der StiftunaStaffe, 3. der Dienstbvtenkrankenkaffe, 4. der Einladungen zu den AuSschußsitzungen, 5. der Aushändigung von Druck- stücken ortsstatutarischer Bestimmungen. Weiter teilt der Herr Vorsteher mit, daß die Geschäftsordnung neu gedruckt «erden müsse, wobei die bereits früher angeregte Abänderung berücksichtigt werden soll. Zum Zweck der Durchsicht der Geschäftsordnung werden die Herren Vorsteher Dr. Bähr, Vizevorsteher Beyer, Dr. Költzsch, Breitfeld, Weißbach, Leipart und Glauch bestimmt. Ferner erhält daS Kollegium noch Kenntnis von einem RatS- beschluß, den Beitritt zum Stadtverordneten-Beschluß wegen Berwilligung eines Festbeitrags für daS abgehaltene Sängerfest betr. Zu Punkt 2 der T.-O. berichtet Herr Stv. Böhme über eine Rat»- Vorlage «egen unentgeltlicher Abgabe von elektrischem Strom und Glüh körpern zum Betriebe einer öffentlichen Uhr mit Normalzeit seitens deS Herrn Uhrmachers Prenzel. Der Herr Berichterstatter befürwortet die Vorlage, wünscht aber mit Rücksicht auf die anderen Uhrmacher, daß Herr Prenzel die Hälfte zu den Kosten auS eigenen Mitteln trage. Nach statt gefundener Aussprache beschließt daS Kollegium einstimmig den Beitritt zum Ratsbeschluß. Zu Punkt 8 der T.-O. referiert Herr Stv. Fiedler über einen Rat8- beschluß, wonach für den Verein bildungsfähiger Krüppel ein Beitrag von 100 Mk. verwilligt worden ist. Auf Empfehlung de» Herrn Fiedler tritt daS Kollegium dem RatSbeschluß einstimmig bei. Zu Punkt 4 der T.-O. berichtet Herr Stv. Leipart über die An schaffung eine? neuen KrantentranSportwagen» mit einem Kostenaufwand von 400 Mk. Der Herr Berichterstatter befürwortet die Anschaffung eines neuen WagenS und empfiehlt den Beitritt zum vorliegenden RatSbeschluß. DaS Kollegium tritt nach erfolgtem Meinungsaustausch über die Frage, ob ein Wagen mit Pferdebetrieb geeigneter sei oder nicht, dem RatS beschluß gegen 5 Stimmen bei, nachdem noch ein Antrag deS Herrn Stv. Fiedler auf Zurückweisung an den Rat wegen Beschaffung eines Kranken wagens mit Pferdebetrieb abgelehnt worden war. Hierauf berichtet Herr Stv. Kühn zu Punkt 5 der T.-O. DaS Kol legium' verwilligt dem RatSbeschluß gemäß 85 Mk. 08 Pfg. anteiligen Rest der Kosten für Ausbesserung der durch da» Hochwasser verursachten Schäden an der Nlxsteinbrücke, und zwar einstimmig. Zu Punkt 6 der T.-O-, über welchen der Herr Vorsteher, AmtS gerichtSrat Dr. Bähr, berichtet, verwilligt daS Kollegium einstimmig die Kosten für ein Obergutachten bezüglich der Festsetzung deS Kaufpreises für die geistlichen und kirchlichen Grundstücke. Herr St». Leipart referiert zu Punkt 7 der T.-O. Durch den Krankenhauianbau macht sich eine Verlegung de» von der Margoreten- ftraße nach dem Amtsgericht führenden Fußwege« deogestalt nötig, daß dieser Weg nunmehr entlang der vormal« Klugeschen Wirtschaft in Ver längerung der Gnauckstraße angelegt und ein interimistischer Verbindungs weg mit dem verbleibenden Teil deS sog Gerichtswege» geschaffen werden soll. Der Rat hat die vom Ltadtbaumrister aus OSS Mk. und 150 Mk. ver anschlagten Kosten nachverwtlligt. Der Herr St». Leipart empfiehlt den Beitritt zum RatSbeschluß. Herr Stv. Bankdirektor Beyer schlägt vor, ! den Weg zwischen Kran'enhau« und Barthel» Grundstück Herstellen zu ! lassen. Der Herr Vorsteher, AmtSgerichtSrat Dr. Bähr, empfiehlt den Beitritt zum RatSbeschluß. An der weiteren Aussprache beteiligten sich , die Herren Vorsteher Dr. Bähr und Vizevorsteher Beyer, Stv. Hunger, . Schramm, Kühn, Leipart, Glauch. Da» Kollegium lehnt den RatSbeschluß ' gegen 9 Stimmen ab. Punkt 8», v und ä wrrden abgesetzt. Zu Punkt 8d berichtet der Herr Vizevorsteher Beyer über die Real schulkaffenrechnung auf daS Jahr 1008. Die Rechnung wird auf Em pfehlung de» Herrn Bankdtrektor Beyer einstimmig richttggesprochen, nach dem der genqnnte Herr nochmal» den Skontoabzug in Erwähnung ge bracht hatte. vr. mock. Költzsch, Schriftführer. Airchennachrichte«. Ebersdorf und Ltchtsmpald«. Freitag', den 24. September vorm. 1V Uhr Wochenkommunion in der Dtift»kirche; StistSpf. Jäßing, von z uvlsss u. bunte Obs^Lenioken, z z bunte Sai'njtui'sn, /k^SFSN, r z H/unssLstten, TÄssLentüoLei' r » omp/tzo^Ü »n -»-o»»«- -äueioaLt r« /Versen Otto 8ekLkvr L O«., lolopdon 250, empfiehlt sich zur Anfertigung aller in das Fach einschlagenden Zement« und Terrazzo-Artikel und hält stets auf Lager Bauwerkstücke Treppenstufe« Zemeutdielen Waffertröge Brunueuriuge und -Decke« Einsteigschächte und Senkkästen Zement- und Steinzengrohre Grabsteine «nb -Einfassungen Beeteinfaffunge« EffenanSPutzer Futzbodenplatten verschiedener Muster und Preise Biehkrippe« «nd -Tröge Klinkersteine für Ställe und Fußwege Merzdorfer «ud Freiberger Saud uub Garten- graupelt Zement-Dachziegel, bestes Dach der Gegenwart, Zement in Tonne« ««d Säcke« billigst. Solide Ware. VMge Preise. einen Teil des Amortisationsfonds zur Ausschüttung zu bringen, ließen allerdings auf das Vorhandensein größerer Kapitalien nicht schließen," schnarrte der Geheimrat da zwischen. / „Davon hat hier auch meines Wissens kein Mensch ge sprochen," entgegnete ihm Hörn. „Na, wo soll denn sonst das Geld Herkommen?" rief Klaus brüsk über den Tisch. „Soweit ich die Sache zu beurteilen in der Lage bin, dürfte das weder Sie, noch einen Ihrer Verwandten etwas angehen," fertigte ihn Hörn ab. Herr Klaus brummte wütend eine Antwort in den Bart, der Major blätterte, um seinen Zorn zu verbergen, eifrig in einem Aktenstück; sein Bruder wurde vor Aerger noch blasser und trommelte mit den Fingern auf die Tisch platte; Detlow war plötzlich sehr nachdenklich geworden. Vielleicht hatte der märkische Namensvetter dort doch Geld! Dann könnte er ihn ja »acyyer einmal anpumpen. Klemens der bisher ziemlich tellnahmlos dagesessen hatte, schaute interessiert auf den streitbaren alten Herrn, und Herr von Meerstein amüsierte sich sichtlich. Persönlich ging ihn die Sache ja gar nichts an. Er betrachtete den Familienrat als ein belustigendes Intermezzo in seinem sonst nur durch Diners, Bälle und sonstige Geselligkeiten ausgefüllten Leben. „Vielleicht hat der Herr Major die Güte, in seinem Vortrag fortzufahren," meinte Hörn, ohne von der Wirkung seiner scharfen Bemerkung anscheinend Notiz zu nehmen. „Wenn es den Herren Bettern genehm ist?" Viktor tat, als wäre der Justizrat Luft für ihn, und schaute Egbert und Ernst fragend an. „Bitte, Herr Vetter." „Jedenfalls mußten wir annehmen, daß die Grielitzer Verhältnisse nicht glänzend wären, und um der Gemahlin unsres verehrten Familienhauptes und seinen Kindern unter allen Umständen eine sorgenlose Zukunft zu bieten — beschlossen wir" — der Major wurde etwas unsicher und verlegen — „Herrn Ernst anzubieten — seine Erbansprüche — hm! — gegen eine bedeutende Zahlung — freiwillig — an uns — hm I — abzutreten." Hörns Miene nahm bei den zögernd vorgebrachten Worten des Majors einen geradezu diabolischen Ausdruck an. Er lauerte nur auf den Moment, dem Major eine Antwort entgegenzuschleudern, aber Herr Egbert kam ihm zuvor. Alles Blut war aus seinen Wangen gewichen. Kaum hatte der andere geendet, als er empört aufsprang. „Wie können Sie es wagen, meinem Sohn den schmach vollen Antrag zu stellen, sein Erbrecht sich abkaufen zu lassen!" donnerte der sonst so ruhige Majoratsherr den Major an. „Herr!" Viktor von Gernow war leichenblaß von seinem Stuhl aufgesprungen, den er wie zur Abwehr gegen den zornsprühenden Vetter vor sich stellte. „Das ist eines Edelmanns unwürdig!" Herrn Egberts Stimme klang grollend durch das Zimmer. „Und nun und nimmermehr werde ich diesem ent ¬ würdigenden Vorschlag zustimmen," rief Ernst in Hellen) Zorn. Den meisten der Anwesenden war die Situation sehr ungemütlich. Sie hatten es sich doch weit anders gedacht. Stumm und verlegen schauten sie vor sich hin. Nur Herr Klemens machte ein Gesicht, als wolle er „Bravo" rufen, und Herr von Meerstein beugte sich höchst interessiert vor. Das war ja amüsanter ass eine Premiere in Berlin! Wirklich hochdramatisch I „Meine Herren," rief Justizrat Neumann entsetzt und hob beschwörend beide Hände. „Ich bitte Sie, beruhigen Sie sich. Wie können Sie annehmen, des Herr Major hätte Sie beleidigen wollen! —" „Allerdings, nichts hat mir ferner gelegen," lenkt? Herr Viktor auf einen energischen Fußtritt seines Bruders hin ein. Der Geheimrat sah bereits die unangenehmstSfi Kon sequenzen aus dem Streit erwachsen. Duell, Skandal, kurz alles Mögliche konnte daraus entstehen. Seine Ernennung zum Unterstaatssekretär stand bevor. Was würde der Minister sagen, wenn er in eine nicht ganz reinliche Affäre verwickelt würde? Fatal! höchst fatal! „Bon einem Abkaufen des Erbrechts kann ja auch eigentlich gar nicht die Rede sein," suchte er die erregten Grielitzer zu beruhigen, „denn wie mein Bruder ja ganz richtig erwähnte, ist unser verehrter Vetter Ernst durch jene leidige Klausel in der Stistungsurkunde von der Erb folge ausgeschlossen. Es sollte mehr eine Entschädigung für Vie Enttäuschung sein, die wir ihm bereiten mußten." Hörn hatte sich bisher darauf beschränkt, die Streitenden zu beobachten. „Wie wollten Sie sich denn, Herr Ge heimrat, mit Leo von Gernow auceinandersetzen, wenn wein Klient wirklich zugunsten her schlesischen Linie verzichten würde?" warf er jetzt ein und schaute den Sprecher durch dringend an. „O! mit ihm hätten wir uns wohl geeinigt," meinte Herr Boguslaw etwas verlegen. „Ja! Ja! — die Einigung wäre voraussichtlich sogar höchst einfach geworden." Hörn lachte spöttisch. „Was wollen Sie damit sagen, Herr Iustizrat?!" Der Geheimrat war noch um einen Schatten bleicher ge worden. „Sollte Ihnen wirklich unbekannt sein, daß der Knabe hoffnungslos krank liegt?" Hörns Blick schien den Gegner durchbohren zu wollen. „In der Tat — hm! — ich mußt? nicht, daß es so schlimm um ihn steht." — „Verfluchter Kerl, woher weiß er denn das?!" grollte Boguslaw leise. „Von Ihnen, Herr Vetter, mußten wir es allerdings annehmen," mischte sich Ernst in das Gespräch. „Daher auch meines Vaters und meine Empörung infolge Ihres Vor schlags, Sobald nämlich Vetter Leo tot ist, müssen ja doch dfe Statuten geändert werden, dq auch von Ihnen keiner unzweifelhaft nächst lgeberechtigt ist, Ich wäre dann aber beseitigt, ginge ich aps Ihren Antrag »in, und hätte für ein Linsengericht meid Recht verkauft." (S-risttzuna f»»at.)