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- Erscheinungsdatum
- 1909-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190909176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19090917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19090917
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-17
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Monat
1909-09
-
Jahr
1909
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-' - Theater, Knast aav Wissenschaft. Chemnitzer Theater. Neues Stadt-Theater: Frei tag: 14. Abonnements-Vorstellung. „Der Wildschütz", komische Oper in 3 Aufzügen von Lortzing. Anfang V,8 Uhr. Ende nach 10 Uhr. _ Telegramme und Neueste Nachrichten 16. September. Tübtugea. In der Schule in Kirchentellinsfurt stürzten während eines Gewitters nach einem starken Donner schlag die Schulkinder, in der Meinung, es habe eingeschlagen, in wilder Flucht aus den Klassen. Auf den Treppen entstand eine Stockung, weil einige Kinder hinfielen. Im Nu waren Hunderte von Kindern eingekeilt und selbst der Lehrer wurde in den Haufen verwickelt. Zwei Mädchen und ein Knabe wurden leblos hervor gezogen. Viele Kinder erlitten mehr oder minder schwere Verletzungen. Frankfurt a. M. Bei dem gestrigen Aufstieg des „Parseval III" wurde ein 18jähriger Gymnasiast, der dicht an der Gondel stand, in ein Seil verwickelt und mit in die Höhe genommen. Er besaß die Geistes- vr»«ircdttr. * Schweres vootsuu-lück bei Helgoland. Wie wir bereits gestern im Telegrammteil unseres Blattes meldeten, ereignete sich bei Helgoland ein schweres Bootsunglück, dem drei Menschenleben zum Opfer fielen. Der Schiffer Franz mit dem Bootsmann Broders, dem Berliner Nervenarzt Dr. Löwenthal und dem bekannten Verlagsbuchhänder Richard Tändler-Berlin segelten Dienstag vormittag um 9 Uhr in südöstlicher Richtung zum Makrelenfang. Auf der Rückfahrt beabsichtigten sie, bei einer Düne zu landen, um dort zu frühstücken. Als sie sich etwa sechzig Meter östlich der Südspitze der Düne befanden, sahen sie ein andres Boot mit dem Fischer Cranje Makrelen fischend, sie wollten des halb nochmals zum Fang zurückkehren und wendeten. In diesem Augenblicke schlug plötzlich eine große Welle seit wärts ins Boot hinein und spülte Alles hinweg mit Ausnahme Broders, der sich an das Holz klammerte und von Cranje mühevoll gerettet wurde. Löwenthal und Franz wurden später von sofort herbeieilenden Booten tot aufge- fischt. Die Leiche Tändlers wurde erst am Mittwoch mittag gefunden. Der Unfall bildet das Tagesgespräch bei den Fremden und der Bevölkerung der Insel. Man versteht es nicht, daß es den Helgoländer Fischern nicht gelang, die Katastrophe zu verhindern. Der Bootsmann Broders ist noch nicht soweit hergestellt, daß er vernommen werden kann. Er ist der einzige, der über den Unfall Auskunft geben kann. * Avfregettbe Stuudeu verlebte Marseille, wo eine Tigerin, ein besonders wildes und gefährliches Exemplar, aus brach und sich unter den Quadern des Hafendammes ver steckte. Alle Zugänge zum Hafen sind gesperrt, beim Versteck der Bestie wurden vergiftete Fleischbrocken ausgestreut, außer dem viele Polizisten und Gendarmen mit scharfgeladenen Gewehren ausgestellt. ' Strandung eines Dampfers. Der Hamburger Dampfer „Sambia" ist bei Suez auf Grund geraten und im sandigen Boden sitzengeblieben. Hilfe ist abgegangen. gegenwart, iri-die Schleife des Seiles zu treten, wodurch er etwas Halt erhielt. Erst als unten eine weiße Fahne sich hin und her bewegte, wurden die Insassen der Gondel auf merksam und landeten nach fünf Minuten wieder, um den jungen Mann aus seiner gefährlichen Lage zu befreien. Frauksurt a. M Gras Zeppelin ist gestern im Auto mobil von Mannheim in Wiesbaden eingetroffen und hat im „Hotel Nassau" Wohnung genommen. Steudal. Vor dem Amtsgericht in Kalbe a. Elbe fand gestern die Vernehmung einiger Ortsbewohner von Takebusch statt. Nach der Vernehmung wurden drei angesehene Land wirte in Haft genommen. Es handelt sich um Vergehen gegen Z 175 des R.-St.-G.-B. Die Verhaftungen erregen in der ganzen Altmark größtes Aufsehen. LI Pofe«. Gestern schlug in Luschkowa im Kreise Kosten der Blitz in ein Haus und traf die am Ofen sitzende Familie. Der Familienvater und ein kleines Kind wurden auf der Stelle getötet. Der 30jährige Bruder der Frau brannte lichterloh und erlitt lebensgefährliche Brandwunden. Müncheu.UEine aufsehenerregende Aeußerung hat der Reichstagsabgevrdnete fürrden 5. bayerischen Wahl kreis, Irl, in seiner Heimatsstadt Erding bei München getan. Sie war einer Rechtfertigung der letzten Steuerbewilligung des Zentrums im Reichstag gewidmet. Der Abgeordnete er klärte dabei, er für seine Person hätte es lieber gesehen, wenn Bayern als Einzel st aat bestehen geblieben wäre, an statt dem Bunde des Deutschen Reiches beizutreten. Budapest. Ministerpräsident Wekerle ist gestern nach hier zurückgekehrt. Die politische Lage wird in ein geweihten Kreisen sehr düster beurteilt. Die Wiederernennung des jetzigen Kabinetts wird als fast ausgeschlossen bettachtet, da eine Einigung unter den Ministern über die Bank- und Wahlreformfrage nicht erzielt wurde und Konzessionen bisher nicht erreicht wurden. Paris. Ueber die vorgestrige Unterhaltung des französischen Botschafters in Berlin, Cambon, mit dem deutschen Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg teilt der „Temps" mit: Der Reichskanzler und Herr Cambon be sprachen die schwebenden Fragen der allgemeinen Politik. Es wird angenommen, daß man in Berlin geneigt ist, der otto- manischen Regierung, die an der Organisation der Türkei arbeitet, noch einige Zett Kredit zu geben. Loudou. Lord Tweedmouth ist gestern gestorben. — Der frühere englische Marineminister Lord Tweedmouth ist bekannt geworden durch seinen Briefwechsel mit Kaiser Wilhelm. Ram. Nach einjähriger Ruhe ist der Vesuv gestern zu neuer Tätigkeit erwacht. Im Zustand der Lava ist bis her noch keine Aenderung eingetreten. Petersburg. In den letzten Tagen wurde aus der Kaserne der reitenden Artillerie-Brigade ein Geschütz ge stohlen. Die einzelnen Teile desselben, die als altes Eisen verkauft worden waren, wurden bei einem Händler aufgrfundrn. Die Diebe, vier Artilleristen, sind bereits ver haftet. Der Vorfall erregt in militärischen Kreisen Aufsehen. Rtw-Nork. Der amtliche Empfang Dr. Cooks ist bis auf weiteres verschoben worden. BorauSfichttiche Witterung Mr Freitag, IV. Septbr.: Nordwestwind, aufheiternd, warm, keine erheblichen Niederschläge. cagergercdlcdtt. Deutsches Reich. — Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt hat das Ministerhotel an der Seestraße zu Dresden bezogen, nachdem dasselbe nach dem Auszuge des Grafen Hohenthal vorgerichtet worden ist. Bisher wohnte der Minister im Ho tel Bellevue. — Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg nahm an einem Mahle beim russischen Botschafter Grafen v. d. Osten-Sacken teil, dem auch der russische Minister des Auswärtigen v. Iswolski beiwohnte. — Die Mannheimer Fahrt des „Z. III". Nicht bloß der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha hat an der am Mittwoch unternommenen Fahrt des „Z. III" teilgenommen, an Bord des Luftschiffes befanden sich, wie schon gemeldet, weitere hohe Herrschaften. Prinz und Prinzessin August Wilhelm von Preußen hatten sich eingesunden, zudem der amerikanische Aviatiker Orville Wright und dessen Schwester, drei Herren und das nötige Fahrpersonal. Graf Zeppelin hatte die Führung. Bis Darmstadt fuhr „Z. III" mit dem Parseval-Ballon zusammen. Es war ein präch tiger Anblick, die beiden Luftschiffe nebeneinander dahinfahren zu sehen. Ueber Darmstadt manöverierten beide Ballons. Bald fuhren sie nebeneinander, bald übereinander, gegeneinan der usw., bis der Parseval mit einer eleganten Wendung Kehrt machte und nach Frankfurt zurückkehrte. Der „Z. III" setzte seinen Weg nach Mannheim fort, wo aus der Friesen heimer Insel glatt gelandet wurde.. Er kehrte am Nach mittag ebenfalls nach Frankfurt zurück und landete ohne Störung. vefterreich»N«sar». — Fast 100 Millionen betragen die Mehraufwen dungen, die Oesterreich-Ungarn 1910 für sein Heer machen will, dazu sollen vier Dreadnoughts für insgesamt 235 Mil- fionen gebaut werden! Das sind stattliche Ziffern, nun fragt ! Wwcde, gestorben wäre, sondern daS Befinden Germer- ist gut. Er befindet sich im hiesigen Garnisonlazarett und wird bald bi- zur Dienstsähigkeit wieder hergestellt sein. — Schneeberg. Der konservative Ortsverein erklärte sich für die Kandidatur des bisherigen nationalliberalen Ab- , geordneten, des Herrn Fabrikbesitzer Bauer in Aue. — vrnnn-öbr«. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde festgestellt, daß die unterschlagene Summe des Ge- meindekassterers Meinel 5629,02 M. beträgt, also für eine kleine Gemeinde ein ganz ansehnlicher Betrag. Meinel ist noch flüchtig. — Plane«. Bet dem Kampfe Mischen einer Schar Schmuggler und zwei sächsischen Grenzbeamten, der, wie bekannt, kürzlich an der sächsisch-böhmischen Grenze bei Oelsnitz stattfand, ist anscheinend etn beim Schmuggeln ganz un beteiligter Mann erschojsen worden. Den Paschern gelang es, mit ihrem Dutzend Ochsen, das sie heimlich über die Grenze bringen wollten, zu entkommen, man fand aber unweit der Stelle, wo das Feuergefecht stattgefunden hat, den im Sterben liegenden Einwohner Robert Roßbach aus dem Grenzort Bergen. Jetzt teilt der Bruder des Erschossenen, Baumschulenbesitzer Arthur Roßbach aus Roßbach i. B, mit, daß sein Bruder Robert am Abend des 7. September um 1/48 Uhr von seiner Wohnung in Bergen nach Gettengrün gegangen sei, um Preiselbeeren zu kaufen. Er habe dabei Anen Korb bei sich gehabt. Das könne durch viele einwand freie Zeugen, welche ihn kurz vor der Katastrophe gesehen hätten, bestätigt werden. Robert Roßbach sei vollständig unbeteiligt gewesen. Die Staatsanwaltschaft in Plauen be schäftigt sich mit der Angelegenheit und wird hoffentlich Klar heit schaffen. In den letzten 5 Jahon sind übrigens bereits 6 Personen von Grenzaufsehern angeschossen worden. Im vorliegenden tragischen Falle ist das Mitleid mit dem Ge töteten umso größer, als Roßbach in der ganzen Gegend beliebt und wohlangesehen war, eine Witwe mit drei kleinen Kindern hinterläßt und die bedauernswerte Frau die Geburt eines vierten Kindes erwartet. sich nur, ob man ein« brwilligungSlustige Volksvertretung finden wird. Kra«tretch. — Es geht nichts über die Offenherzigkeit! Ein Pariser Blatt erklärt, England hätte doch recht töricht gehandelt, als es während der Balkäsiwirren selbst gegen Oesterreich-Ungarn au^trat und auch Rußland, sowie Frankreich gegen die Habs, burgische Doppelmonarchie aufrief. In Petersburg und in Paris sei man diesem Ansinnen auch nicht gefolgt, denn man habe vorausgesehen, daß man Oesterreich dadurch nur um so enger in die Arme Deutschlands schiebe. Speziell Frank reich aber habe an nichts ein größeres Interesse als an einer Lockerung des Bündnisses zwischen Deutschland und Oesterreich. DaS ist wenigstens ehrlich! wsisss 11. bunte Obsi*Lsincksn, : bunte Lkai'nitu^sn, ^ag^sn, r H/unssLetten, TÄssLsntüsLsi' : FF«»«/» : 4 kttcblrhung Oer ZcWrcden VMrierr am 16. September 1809. 100 Jahre sind am heutigen 16. September verflossen, seitdem jn Wesel jene Braven vom Schiflschen Korps durch die Kugeln der französischen Kanoniere den Heldentod fanden für de- armen, geknechteten Vaterlandes Freiheit, die sie vergeblich zu erringen versucht hatten. Jenen Tapferen zum ehrenden Gedächtnis, unS allen aber zu begeisterndem Vorbild sei im folgenden auf jenes unendlich traurjge Ereignis eingegangen. ÄlS im Jahre 1809 die linden FruhlingSlüfte etwachten, schien eS auch noch in einem andern Sinne Frühling werden zu wollen im deutschen Vaterland- Es schien, als sollte auch der Winter furchtbarer Knechtschaft, der seit 1806 auf den deulschen Herzen lastete, endlich weichen. Vaterländisch gesinnte tapfere Männer hieltest die Zeit für gekommen, die Erhebung gegen die Franzoscn- knechtschast durch kühne Taten porzubere'ten ustd zu entfachen. Wohl wußten sie, daß sie damit ihre ganze Existenz ausS Sviel setzten, aber ihre Losung war: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als etn Schrecken ohne Endel" In dieser Gesinnung war in Hessen der Oberst v. Döring gegen den Erbfeind aufgestanden, in Preußen aber war eS der aus Wilmsdorf bei Dresden stammende Maior Ferdinand v. Schill, der der Führer deS Volkes zur Freiheit sein wollte. Schon in den Jahren 1806 und 1807 hatte er sich rühmlich hervorgetan. Jn der Schlacht bei Auerstädt als Dragonerleutnant schwer verwundet, hatte er sich doch bis nach Kolberg durch geschlagen und dort, notdürftig von seiner Wunde geheilt, qn der Verteidigung der Festung in und außerhalb derselben als Führer eine- seldstaeworbenen Freikorps so rühmlichen Anteil genommen, daß dlssse Festung als eine der wenigen, die nicht sich dem Feinde ergeben hatten, dem Vaterland erhalten blieb. Zum Danke für seine treuen Dienste hatte ihn der König zum Major befördert und zum Kommandeur des au« dem Schillschen Freikorps neu- gebildete« Husaren-Regtmenls in Berlin ernannt. Als solcher war er nun, so erzählt Herr Divisionspfarrrr Platz im „Chemnitzer Soldatenherm" am 28. April 1809 auS Berlin scheinbar nur zu einer kurzen Regimentsübung ausgerückt. AlS er einige Meilen weit marschiert war, hatte er Halt machen lasten und seinen Husaren eröffnet: er kehre nicht nach Berlin zurück, er ziehe in >en Kampf geaen die französischen Tyrannen und wer gesinnt sei, wie er, solle ihm folgen! Freudig waren sie alle ihrem kühnen Führer gefolgt. Nun begann etn heldenmütiges Ringen, dessen Ausgang freilich nicht zweifelhaft sein konnte. Wohl glückte eS Schill, eintze feindliche Abteilungen in glücklichen Gefechten zu werfen. Allein, bald zogen von ollen Setten starke Abteilungen gegen ihn heran, so daß ihm schließlich nichts übrig blieb, als mit sewer aus etwa 1500 Mann gewachsenen Schar nach der befestigten Hafenstadt Stralsund sich durchzuschlagen, um von hier auS, wenn möglich,, sich nach England zu retten, wie eS nach ihm der „schwarze" Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig wirklich ! durchführen konnte. Schill aber glückte daS nicht, er wurde viel mehr am 31. Mai in Stralsund von 6000 Mann deutschen und dänischen Hilfstruppen Napoleons angegriffen. Im heißen Straßen kampf sqnd er den Heldentod, der ihn vor einem schweren Schicksal, das Napoleon ihm, dem geächteten „Muherhauptmann", zugedacht hatte, bewahrte. Nur an seiner Leiche konnten die Feinde ihren Haß quslassen. DaS Haupt schlugen sie ihm ab und sandten eS nach Kaffes zum König „Lustigk", Jerome, Napoleon« Bruder, der darauf einen Preis gesetzt hatte. Der ließ es in Spiritus setzen und als SiegeStrophäe ausbewahren. Erst 1837 wurde es von Leyden in Holland, wohin es gebracht worden war, wieder nach dem deutschen Vaterland zurückgeholt und in Braunschweig endlich bem Schoße der Erde übergeben. Der Rumpf war in Stralsund sang- und klanglos verscharrt worden. Umso trauriger aber erging cs seinen Getreuen, die lebend in die Hand des Feindes gefallen waren. Sämtliche Gefangene, etwa 560 Unteroffiziere und Gemeine, sowie 12 Offiziere wurden, nach dem man sie völlig ausgeplündert hatte, so daß sie kaum ihre Bläßen bedecken konnten und ohne daß den Verwundeten die geringste Pflege zuteil geworden wäre, nach Braunschweig gebracht. Dort wurden 14 von den Gemeinen erschossen. Die übrigen Unter offiziere und Soldaten wurden nach Frankreich auf die Galeeren oder in schreckliche Kerker geschleppt und siechten dort in schwerer Gefangenschaft dahin. Erst 1814 wurden die Üeberlebenden befreit und den Ihrigen daheim zurückgegeben. Schwer traf dir Hand Napoleons die Offiziere Schills. Auch sie waren erst nach Frank reich transportiert und dort in Festungen gefangen gehalten worden. Dann wurden sie aber im August bis auf einen, der krank geworden war, Nshalb in Frankreich blieb und dadurch gerettet wurde, so daß er 1814 auch befreit werden konnte, nach Deutschland zurück gebracht und in Wesel inhaftiert. Sie betrachteten sich als Kriegs gefangene und gaben die Hoffnung nicht auf, alS solche auch oe- bandelt zu werden. Im Bewußtsein ihrer gerechten Sache hatten sie auch alle Gelegenheiten zur Flucht, die ihnen wiederholt von ihren Transporteuren, denen das Geschick ihrer Gefangenen selbst nahe ging, geboten worden waren, zurückgewiesen. Jn Wesel aber sollten ihre Hoffnungen traurig getäuscht werden. Sie als Straßenräuber zu behandeln und wie solche abzuurteilen, war Napoleons gemessener Befehl. Noch am 15. September ging er erneut in Wesel ein. Die am 16. September um 9 Uhr zusammen tretende Militärkommisstou fällte denn auch nach kurzer Beratung, ohne auf die Verteidigung der Angeklagten irgendwie Rücksicht zu nehmen, das Urteil, daß sic ass zur „Bande SchillS" gehörend zu erschießen seien. Sofort wurde daS Urteil vollstreckt. Schon am Tage vorher waren drei große Gräber gegraben worden. Seit dem frühen Morgen waren die Tore der Stadt abgesperrt, dpmit die Bürger nicht zur Richtstätte Hinausströmen sollten. Nur einige Bürger, die die Nacht schon im Freien zugebracht hatten, waren daher Zeugen, wie heldenmütig die Opfer napoleonischer Tyrannei endeten. Nur zwei Stunden Zeit war diesen zur Vorbereitung auf den Tod gelassen worden. Da hatten sie an ihre Eltern und An gehörigen geschrieben und sich als Helden unter Gottes Ratschluß beugend ihm ihre Seele im Gebet empfohlen. Um 1 Uhr holte man sie ab zum letzten Gange. Mil Stricken waren sie paar weise, einmal auch drei zusammen aneinander gebunden, so daß sie nur den äußeren Arni frei behielten. Ihr letzter Wunsch war, daß die wenigen Bürger, die Var den Toren waren, sie begleiten sollten, damit diese sehen sollten, wie sie enden würden und es ihren Landsleuten dann erzählten. Der Wunsch ward gewährt und so ging's zur Richtstätte. Dort war vor einem Erdhügel mit den drei tieien Gräbern dahinter im Halbkreis die ganze Garnison Wesels versammelt. Man wollte ihnen die Augen verbinden. Stolz lehnten sie das ab. Noch einmal umarmten sie sich, ent blößten dann selbst Hals und Brust und riefen den zur Exekution befohlenen Kanonieren zu, die Herzen nicht zu fehlen. „Fürchtet nichts", antworteten diese, „französische Kanoniere schießen gut!" Da riefen die Verurteilten einmütig: „Fürchten? Wir fürchten keine französischen Kugeln! Längst schon haben wir uns ihnen geweihf, freilich auf andere Weise!" Das waren ihre letzten Worte. Friedrich v. Flemming, der selbst das Zeichen zum Feuern geben wollte, als die Gegner im Anschlag lagen, warf die Mütze in die Luft und ries: „Es lebe unser König! Preußen hoch! Feuer!" Zum Tode getroffen, stürzten die aneinander Gefesselten zu Boden. Nur einer, Albert v. Wedell, lebte noch. Wohl hatten die Kugeln seine rechte Seite furchtbar zerrisse«, aber er richtete sich noch einmal aus und rief trotz seiner Schmerzen laut und ungebeugt: „Könnt Ihr nicht bester treffen? Hier sitzt das Herz!" Sofort trat eine neue Sektion vor, und unter ihren Kugeln fand auch er den Heldentod. Ein schönes Denkmal ziert die Statte, wo sie geendet. 1835 ist's feierlich am 31. März, dem Tage der Schlacht von Mont Martre, infolge der Paris 1814 in die Hände der Verbündeten gefallen war, eingeweiht worden. Schon im Jahre vorher, am 16. September 1834, gerade 25 Jahre nach ihrem Tode, hatte man ihre Gebeine ausgegraben und sie, in einem Bleisarg gesammelt, in einem schönen Grabgewölbe feierlich beigcsctzt, das zugleich den Sockel zu dem Denkmal bildet. Dieses selbst stellt auf erhöhtem Postament dar, wie zur trauernden Borussia, die wehmütig aus das Henkerbeil blickt, unter dem ihre Söhne geblutet, die Sieges göttin herantritt, in der rechten Hand einen Lorbcerkranz, in der linken einen Palmenzweig. Daß man aber neben jenen Getreuen von Wesel auch den Führer selbst nicht vergessen hat und vergessen will, das beweist außer älteren Gedenksteinen und Erinnerungstafeln in Braun schweig und Stralsund vor allem das schöne Denkmal, daS am 31 Mai 1909, am Jahrhunderttag und an der Stätte seines Heldentodes, dem Major v. Schill errichtet worden ist.
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