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O G Feierabend W W U Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 38 Sonntag den 21. September 19 !3 (Nicht ganz s ist so öd' kein Hsidegrund, Daß draus kein einzig Kkümkein steßt, Das taugekront zur Morgenstund' San; heimlich duft'gen Gruß verweht. S« ist so wikd kein Makdestak, Sin muntres (Vöqkein nistet drein, Dsss Lied, geweckt vom Waicnstrahk, Das Scho neckt mit Wekodei'n. Ss wühlt kein Sturm so wikd und tokk, ^m tiefsten Grunde ruht die Sec, Nein Dimmek ist so wokkenvoK, Daß nicht ein Strahk hernieder seh'. Ss ist so arm kein Menschenherz, Das nicht ein Gkück sein eigen nennt: So Litter ist kein Srdenschmerz, Der nicht den Trost der Hoffnung kennt 19. Sonntag nach Pfingsten Ev.uige'ium: Vom großen Hochzeüsmahie. Matthäus 22, 1—14. Der König des Himmels und der Erde wird uns im heutigen heil. Evangelium dargestellt wie ein irdischer Kö nig, der zu dem Krönungsfeste seines Sohnes Einladungen ergehen läßt. Wir wissen, dieser Gnadenruf Gottes erging zuerst an die Juden. Sie waren durch die Propheten und durch wunderbare Führungen und Erbarmungen Gottes vorbereitet worden auf den Erlöser. Aber siehe da, ihre Widersetzlichkeit und ihre Bestrafung. Die Juden wollten einen großen Feldherrn, einen reichen, irdischen König; sie. verschmähten den König der Sanftmut und des Friedens, sie wollten nicht das Joch seines Gehorsams und seiner De mut; sie vergriffen sich an ihm selbst und an seinen Jün gern; sie steinigten den Stephanus und enthaupteten den heil. Jakobus. Da war endlich das Matz der Ungerechtigkeit voll und es ereilte sie die verdiente Strafe. Auf Anordnung Gottes kamen die Römer mit einem feindlichen Kriegs heere; viele Tausend Juden kamen bei der Belagerung Jeru salems ums Leben und ihre große Stadt und ihr herrlicher Tempel ging in Rauch und Flammen auf; kein Stein blieb auf dem anderen, und seitdem wohnen die Inden nicht mehr zusammen, wie die anderen Völker, sondern zerstreut über die ganze Welt. So sind die Juden auch für uns eine immerwährende lebendige Warnung — und wenn du einen Juden siehst, sollst du daran denken —. eine Warnung, daß wir das Evangelium Jesu Christi, die Berufung in den Himmel, nicht etwa aufnehmen wie eine menschliche Ein ladung, die man auch ausschlagen kann. Nein, so dringend ist die Einladung, daß, wer immer sie nicht vollständig ver nimmt, weder im Himmel selig, noch auf Erden wahrhaft glücklich werden kann. Tie Eltern sind manchmal genötigt, bei einem störri schen unfolgsamen Kinde die Rute anzuwenden. Die allge meinen Landplagen: Krieg, Pest, Hungersnot, Ueberschwem- mung, allzu große Hitze, die alles versengt und ausdörrt, allzu große Kälte, welche die Saaten nicht reifen läßt, was sind sie in der Hand Gottes anders als eine Zuchtrute oder Geißel? So manche Unglücksfälle oder Krankheiten, haben sie nicki die geheime oder allen Augen offenkundige Absicht Gottes uns iür den Ungehorsam zu züchtigen, unser Herz von der Eitelkeit der Welt weyzuwenden und Gott und dem himmlischen Reiche zuzuwenden? Wir wollen einsehen ler nen, daß, wenn wir nach unserem eigenen Kopfe und un serem verderbten Herzen uns ein Haus des Glückes bauen wollen, daß wir da auf Sand gebaut haben. So sind auch die Züchtigungen Gottes eine Wohltat, eine neue Einladung an unser Herz, ja dem Rufe Gottes zu folgen; denn nur er. er allein hat eine ewige Seligkeit zu vergeben. Er führt die Schlüssel des Himmels und der Hölle. Diejenigen, welche wirklich an dem großen Gastmahl teilnehmen, das sind aller dings die Christen, aber — da war einer, der kein hochzeit liches Kleid anhatte, er wurde schmachvoll ausgewiesen und kam aus der Gesellschaft der Heiligen in die Gesellschaft der Verworfenen oder Unseligen; und am Schlüsse des heil. Evangeliums setzt Jesus bei: „Viele sind berufen, aber we nige ausgewählt." Ta sind also nicht alle Gottes Gäste im Himmel, die seine Gäste auf Erden sind, und die den Christennamen führen, sind deswegen noch nicht Erben Jesu Christi. Jeder Christ weiß, daß er von Gott zur Seligkeit be rufen ist. Keiner weiß mit unfehlbarer Bestimmtheit, ob er zu den Ausgewählten gehört. Deshalb mutz jeder unter Gottes gnädigem Beistände seine Auserwählung sicher zu machen suchen. Du weißt es nicht, mein Christ, aus eigener Erinne rung, wie dich die Taufpaten zur Kirche getragen haben, aber das weißt du, wie die Liebe Gottes auch in deinen ersten Jahren an dir ihr Wort erfüllte: „Lasset die Kleinen zu mir kommen!" Gott rief dich durch die strengen Ver weise deines Vaters, er rief dich durch das Wort seiner Leh rer und Priester. Er sandte dir als Boten seiner Liebe dei- nen Beichtvater, der dich nützlich belehrt und ermuntert und dir zeigt, wie du den Netzen der Versuchungen entgehen kannst. Und haben wir nicht alle unseren Engel, der mit uns arbeitet und betet, uns warnt und lobt und straft? Ja. gewiß, wir alle gehören zu den vielfach Eingeladcnen. Aber, das ist das Zweite, wir wissen nicht, wir wissen es nicht mit untrüglicher Gewißheit, ob wir einst zu den Auscrwahlten zahlen werden. Ja, wärest dn noch ein Kind, welches die Sünde nicht kennt, dann möchte dir niemand absvrechen, daß du ein hochzeitliches Kleid anbast, daß du nach deinem Tode sin Erbe des Himmels wärest. Aber bist du nicht be reits von mancherlei Versuchungen angefochten worden, und weißt du es gewiß, ob nicht auch eine tödliche Wunde dein Herz getroffen hat? Und wenn du auch in der heil. Beichte befreit worden bist durch Gottes Gnade von deiner Sündenlast, weil die Aufrichtigkeit und der Ernst deines Seelenschmerzes, deiner Reue, dem Allerhöchsten gefiel, wie war es seitdem? Und wenn du jetzt wirklich von jeder Tod- sünde frei wärest und auch in deinem Herzen so rein und un schuldsvoll, daß auch die Engel des Himmels an dir ihre Freude haben; deine ganze Zukunft ist in tiefes Dunkel ge- ' hüllt, und auch dem besten und treuesten Diener Gottes ^ ruft der heil. Paulus zu- „Wer steht, der sehe zu, daß er ^ nicht falle." Suchen wir darum, wie cs unsere Pflicht ist, mit Demut und Eifer dahin zu streben, daß wir unsere Aus erwählung gewiß machen. Zu dem Zwecke prägen wir uns