Volltext Seite (XML)
Die alte Dame lächelte still. „Man sagt, die Welt sei voll selbstsüchtiger „Jch"menschen, meine Meinung ist, sie werden dazu gemacht, noch dazu traurigerweise in aller- bester Absicht." Lin Wiedersehen „So kann ich dich endlich, dn altes Haus, Noch einmal im Leben begrüßen! Doch gütiger Himmel, wie siehst du aus: Du stehst ja auf — hölzernen Füßen!" Da rollten dem alten Kollegen im Nu Die Tränen herab von den Wangen; Er sprach: „Du siehst, ich bin leider zu Den Pfahlbauten übergegangen!" I. Bergmann. Kunte SiL-er aus Dosmen und der Herzegowina Bon Ad. Spetlak, Zittau Schlutz Nachdruck verboten Der herzegowin. Bauer kann wegen des geringen Gras wuchses nur meist Kleinvieh, Schafe und Ziegen, die sich an den felsigen Hängen ihr karges Futter suchen, halten. Ställe für das Vieh sind in der Herzegowina noch wenig bekannt das Kleinvieh sperrt man abends in eine Hürde und für Pferd oder Esel bietet im dortigen Klima ein einfaches Dach gegen die Unbilden des Wetters ausreichenden Schutz. An statt der Scheuer ist die landesübliche Hambras, ein kleines Häuschen mit vielen Luken, im Gebrauch. Und weil den größten Teil des Jahres schönes Wetter vorherrscht, welches den Aufenthalt im Freien ermöglicht, so begnügt sich der dortige Bauer mit einem kleinen Wohnhause. Eine Bauern wirtschaft oder Gehöfte in unserem Sinne tritt dem Deut schen in der Herzegowina nicht in die Erscheinung. Nach der Einsegnung des Hauses durch den hochw. Herrn Dr. P. wurde zu Ehren des Besuches ein Teppich auf dein Fußboden ausgebreitet und alsdann der schwarze Kaffee mit süßen Weintrauben kredenzt, ein sonderbar Gemisch. Mein Tagebuch meldet aber auch den nächsten Tag von einer Magenverstimmung. In dem Räume, wo wir bewirtet wurden, sah ich süße Mandeln und getrocknete Feigen aus gehäuft und an der Wand war schöne gekämmte Schafwolle aufgeschichtet. Der untere Raum des Hauses barg große Bottiche dunkelroten Mostes, der den Haustrunk liefert. Am Hause waren goldgelbe Tabakblätter, ein edles Kraut, an Schnuren zum Trocknen aufgehangen, während in der Hambeas die Maiskolben ausbewahrt lagen. Der außer gewöhnliche Besuch war in dem Dorfe nicht unbemerkt ge blieben, denn bald erschien ein stattlicher, freundlicher Mann und erbat sich unseren Besuch; wie mir mitgeteilt wurde, war es der reichste Bauer des Ortes. Hier fand ich wieder das Beisammenwohnen von Sippen; die Blutsverwandten eines Stammes bilden eine Dorfgemeinschaft. Auch um das Wohnhaus unseres Bauern gruppierte sich ein kleines eben erdiges Haus an das andere. Der herzegowinische Landmann, dem die Natur ihre reichen Gaben fast mühelos Jahr für Jahr in den Schoß legt, erfreut sich, gegen seinen bosnischen Bruder, eines gewissen Wohlstandes. Nur der Tabakbau bedingt besondere Pflege und Arbeit im Gegensatz zu den übrigen Natur- Produkten. Wir wissen, daß die Tabakfabrikation Monopol der österreichischen Regierung ist und daß der Bauer den Tabak zu einem festen Preise abliefern muß, den Hausbedarf darf er jedoch von seinem Gewächse decken, es ist ein fein duftendes Kraut, was dort der Bauer raucht. Eine öster reichische Kubazigarre, die ich dem Bauer reichte, fand keinen Beifall. Eine Neuerung fiel mir bei unserem Freunde in die Augen, ich bemerkte unter einein breitästigen Maulbeer baume eine rohe Holzbank mit Tisch. Der Herzegowiner kommt nämlich in seinem Hause-ohne Stuhl und Tisch aus und als Bett genügt ibm eine Decke und als Kissen sein mehr oder weniger gut Gewissen. Die Wohnungen ent sprechen keineswegs den Schönheiten der sie umgebende:. Natur. Mit Selbstbewußtsein führte uns der gastfreie Mann zu der modernen Sitzgelegenheit. Es war aber auch hier, an der Berglehne des Hum, ein stimmungsvolles Plätzchen. Zu unseren Füßen breitete sich das fruchtbare Polje — Feld — mit den üppigen Wein- und Tabakseldern aus, da zwischen das Silberband der Narenta und im Hintergründe türmten sich die mächtigen vegetationslosen hohen Karstberge auf, über das Ganze breitete sich der tiefblaue Himmel aus. Solche Schönheit habe ich mir nicht vorgestellt. Es werden mit dem Betrachten der Natur die in uns ruhenden Empfin dungen ausgelöst und freudig bewegt stimmen wir ein in die Worte: „Herrlich sind deine Werke, o Herr." Die Sklavenstellung der Frau trat auch hier noch in die Erscheinung. Von der Hausfrau wurden wir in demütiger Haltung begrüßt und nachdem sie uns den schwarzen Kaffee gereicht hatte, entfernte sie sich wieder; verstohlen beobach teten die Weiblichkeiten uns dann ans einiger Entfernung. Der Hausherr hatte mittlerweile eine Fülle der herrlichsten Früchte, faustgroße Granaten, Feigen und Weintrauben für uns auf den Tisch gelegt. Nur zu rasch verrann unter an regendem Gespräch die Zeit und die ersten Schatten der Dämmerung senkten sich schon leise auf das herrliche Ge lände, das feierlich und still vor uns lag, nieder, als wir den Heimweg antraten. Der gastfreie Bauer beschenkte uns mit den schönsten Früchten und gab uns noch ein Stück Weges das Geleit. Die süße Last, die uns der gute Mann aufgenötigt hatte, wurde uns auf dem anderthalbstündigen Marsche etwas unbequem, ich hatte ein wahres Monstrum von einer Weintraube, die an die 3 Pfund wog, zu tragen. Touristen, welche noch keinen Schlund- oder Karstflutz gesehen haben, ist der Besuch der 12—13 Kilometer von Mostar entfernten Bunaquelle bei dem türkischen Dorfe Blagaj zu empfehlen. Dergleichen Karstflüsse oder Bäche gibt es im Karstgebirge eine Anzahl. Ein Fluß oder Bgch verschwindet, um nach einem unterirdischen Laufe plötzlich ans dem Felsen hervorzubrechen; ich sah drei solcher Schlund flüsse. die sofort Mühlen trieben. Das Wasser der Buna- auelle entströmt einer Tropfsteinhöhle. Hier befindet sich auch das Grab eines mohammedanischen Heiligen. Ein Hodja — mohammedanischer Priester — hat, als Wächter dieses Grabes, jeden Abend einen Krug mit Wasser und ein Handtuch hinzustellen, damit der Heilige in der Nacht die rituellen Waschungen vornehmen kann. Der Hodja erklärt mit dem Brustton der Ueberzeugung, das — baumwollene — Handtuch sei jeden Morgen vom nächtlichen Gebrauche des Heiligen naß. Wer da aber weiß, wie hygroskopisch die Bsumwollfaser ist, der wird es nur erklärlich finden, wenn ein Handtuch, welches nachts über an einer stark ausdünsten den Wassermasse hängt, frühmorgens naß sein muß. Mehr mals hatte ich Gelegenheit, die große Naivität der abergläu bischen Mohammedaner zn bewundern. Ich sah nämlich in einer kleinen Moschee, in der auch ein Heiliger begraben lag, Bünde! weißer Tüchel, von denen einige mit geschmack vollen Stickereien versehen waren, an der Wand hängen, lieber den Zweck der Tüchel befragt, wurde mir das ähnliche Märlein wie an der Bunaquelle erzählt. Die Tüchlcin waren deswegen als Opfcrgaben von den Gläubigen gestiftet' worden, damit der Heilige, wenn er nachts aussteht und sich wäscht, etwas zum Abtrocknen bei der Hand habe. Die am Südende der Stadt gelegene staatliche Tabakfabrik kann man nach Anmeldung bei der Direktion besuchen, hier wird hauptsächlich Zigarettentabak und Zigaretten angefertiat. Die Mädchen, welche in ihrer malerischen Tracht einen hüb schen Anblick bieten, sind katholisch oder orthodox. Ter so konservative Mohammedaner läßt Frau oder Tochter nicht in die Fabrik gehen und sollte er noch so arm sein. Tie Mäd- eben sind mit Blumen geschmückt, ebenso sicht man ans den Arbeitstischen Blumen stehen. Ein grundverschiedener An blick gegenüber den Web- oder Spinnsälcn unserer Fabriken, es sieht so aus, als ob man hier nur so zum Zeitvertreib arbeitete.