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W Feierabend 88 Airterhaltrrngs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitrrng Nr. 37 Sonntag den September W3 Das vergekkiche Pochen mich auf, du Wakdeekau», Mein« Schritte schsn ermatten (Und Lee Äöends erste Schatten Greiten sich alrmaßkich aus. (jn Ler Fahren Dämmernacht Grüßt so traut dein k-kk' Gemäuer — Hegt Lein Herd ein gastkich Feuer? — Aremand, scheint es, hakt die Wacht. Auf das Pochen meiner Hand Gikt nur Antwort dumpfes Hakten! — Müde muß ich weiterwaKen Durch das dunkke Wakdeskand. Än dein Herz, dein hartes, auch Hak' ich in der Pein des LcKens Änaekkopft so ganz vergeken«! — Wich durchweht'« wie cis'ger Hauch . » . Hättest Lu Loch ausgemacht! — Wich erfaßt ein schwer Ermatten Pnd der Schwermut tiefste Schatten Droh n mit sterneksser Pacht. . . Franz Jos. Zlatnik 18. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Heilung des Gichlbrüchigcn, Matthäus, 9, 1—8. Unter Len mancherlei Täuschungen, womit die Men schen in betreff ihres sittlichen Wertes sich selbst hintergehen, gehört auch die, daß nicht wenige sich schmeicheln, frei von der Sünde, gerecht vor Gott und der Welt zu sein, so lange sie ihre Hände nicht befleckt haben, d. h. so lange sie äußer lich die sündhafte Tat nicht begehen, mag im übrigen das Herz der Tummelplatz arger Gedanken sein, welche die Seele mit Lust beherbergt. Doch auch der innere Mensch, und gerade auch der innere Mensch steht unter Gottes Gesetz und soll ihm huldigen. Es nützt darum auch nichts, sich hinter dem landläufigen Sprichworts zu verschanzen: Gedanken sind zollfrei. Das irdische Tribunal, die irdischen Richter sind freilich ohnmächtig gegenüber den Gedanken, aber Gott der Herr geht ins Gericht mit ihnen. „Warum denkt ihr Böses in eurem Herzen?" So spricht, wenn auch sanft und schonend, so doch voll nachdrücklichen Ernstes, Jesus zu den Pharisäern. Ja, die Beherrschung böser Gedanken ist unsere Pflicht, und diese Pflicht wollen wir heute unserer eigenen Seele recht einschärfen. Wenn kleine Kinder mit Feuer spielen, und es gerät da bei ein Hans in Brand, werden wir sie da dem Unter suchungsrichter als Brandstifter übergeben, haben sie schwer gesündigt? Wenn ein Wahnsinniger einen Totschlag begeht, vollbringt er da eine schwere Sünde? Nein! Warum nicht? Weil er nicht den gehörigen Verstand besitzt. Nun gut. Wenn nur das Sünde ist, was mit Verstand geschieht, dann ist auch nur dort Sünde, wo ein böser Gedanke dabei ist. Der böse Gedanke ist geradezu die Seele der Sünde und der Maßstab der Sünde. Wenn die Erkenntnis und der Wille fehlen, dann fehlt der bösen Tat die Schuld. Also der böse Gedanke ist gar kein Nebending, er ist eine Hauptsache. Es kommt zunächst sehr viel darauf an, wie einem eine Sache vorkommt. Auf die Vorstellung und Einbildung folgt das Gutachten des Verstandes oder das Urteil, auf dieses folgt ein Wohlbehagen oder Mißfallen; dann regt sich der Wille, und auf diesen folgt die Tat. Das geht freilich oft unmerklich stufenweise weiter. In der Glut -er Sonnen hitze merkt mancher nicht, daß ihn eine Mücke gestochen hat. bis nicht eine Geschwulst oder Beule entstanden ist. So auch, wenn einer zurückdenken will, was der erste Ursprung, die erste Veranlassung gewesen, daß er in ein wahres Laster leben hineingeraten ist, da wird er auch ein solches Tierlein oder Mücke finden, oder eine ganze Anzahl von ihnen, ich will sagen: eine Reihe unreiner Gedanken, die er nicht bald ausgeschlagen, an denen er seine Belustigung gehabt hat. Aber wer wird denn so viel Aufhebens machen wegen eines bösen Gedankens? Nicht wahr? Wer wird denn so viel Aufhebens machen wegen eines Stotzes oder Hiebes? Wohl, die Verwundung infolge des einen Stoßes oder Hiebes ist tödlich, das Uebel ist unheilbar; aber wer wird mit dem so viel Aufhebens davon machen, es war ja nur ein Stoß oder Hieb? — Nicht wahr? da sind wir auf falscher Fährte, und wir müssen sagen: Wenn sich nicht Glied an Glied reihen soll zur unheilvollen unzerreißbaren Kette, da darf ich als erstes Glied eine böse Gedankenreihe nicht in die Hand nehmen. Wenn sich der Funke nicht entzünden soll zu un zerstörbarem Feuer, da muß ich den glimmenden Funke» austilgen. Siehe den ersten getöteten Menschen, den Abel, in seinem Blute da liegen! Wie ist das gekommen? Der erste Gedanke des Neides wurde von Kain nicht unterdrückt, sondern groß gezogen, und nun hat dieser Gedanke den Brudermord geboren. Siehe da ein Elternpaar mit ge brochenen Herzen! Die erste Regung der Widerspenstigkeit in der Seele ihres Kindes, Gedanken, deren Abbild sich um Mund und Augen spiegelte, ließen sie unbeachtet und unbe straft; vom Kinde ließen sie sich dann tyrannisieren, und nun weinen sie über seine Herzlosigkeit und Entartung. Es ist schon so: Die bösen Gedanken, wenn sie freiwillig beher bergt und gepflegt werden, sind selbst bereits Sünde und werden der Nnkrautsamen neuer Sünden. Also mahnt uns darum Gott durch den Propheten Jsaias: „Schaffet die bösen Gedanken aus eurem Herzen!" Welche besonderen Pflichten haben wir nun den bösen Gedanken gegenüber? Das wollen wir aus einem Gleichnisse erkennen. Wir nehmen an, eine Frau ftndet in ihrem Hause auf dem Tische einen Brief. Ihre Magd hat ihn hingelegt, und an der Adresse erkennt die Frau die Schrift eines gottlosen Menschen, der ihrer Ehre nach strebt. Was geschieht nun, da die Frau diesen unheimlichen Brief findet? Einer von den folgenden vier Fällen ge schieht gewiß: Entweder fängt sie an, mit der Magd zu schmähen, daß sie sich erkühnt, ein solches Schreiben dahin- zulcgen, und sie zerreißt und verbrennt den Brief ungelesen und uneröffnet, oder sie liest das Schreiben aus Vorwitz, hat aber Verdruß und Mißfallen daran, oder sie liest es mit Lust und Wohlgefallen, hat aber nicht den Willen, die böse Tat selbst zu begehen, oder endlich, zur Lust an dem sündhaften Gedanken gesellt sich noch die Begierde. Das ist das Schicksal der bösen Gedanken in unserer Seele, mögen es nun rachgierige, neidische, unkeusche oder andere böse Gedanken sein. Denn was ist so ein Gedanke anderes als ein heimlicher Brief des Teufels, in welchem er von dir begehrt, du sollst eine Untreue begehen wider Gott, den