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- W W ^—V O M AnLerchaltnngs-Beilage -er Sächsischen Voikszeitrrng Nr. Z3 Sonntag den t?. August M3 181S - MS UN zündet an die Freudenfeuer Und laßt sie leuchten lichterloh! Ls grüßen euch die großen Tage, Die Tage: Leipzig — Waterloo! Und schart euch um die deutsche Fahne, Sie führt zum Siege in der Schlacht! Du deutsches Volk, du Volk in Waffen» Wie hast du Großes doch vollbracht! Und warst so klein in Zank und Hader, Dum Völkersxott sankst du herab! Du grubst, o Schmach vergangner Zeiten, Lebendig selbst an deinem Grab. Ls fiel vom Blitz des kühnen Korsen Die deutsche Liche in den Staub, Und Throne dann für seine Sippe Die schnitzle er vom frevlen Raub. — Wie, äffst du jetzt noch fremden Sitten Den Briten und den Franzen nach? Gb es uns Deutschen je an Größen lin Kunst und Wissenschaft gebrach? (!) Schmach doch allen, die noch grollend Zur Seite ehrvergessen stehn! Sie müßten ob der großen Tage Als Deutsche doch vor Scham vergehn! Ulein Deutschland groß, du Volk in Waffen, Du wirft nicht mehr der Feinde Spott! Du kennst das Wort: „Wir fürchten keinenl Bur einen: Das ist unfern Gott!" — Run mögen Freudenfeuer leuchten, Sie mögen leuchten lichterloh! Ls grüßen ja die großen Tage, Die Tage: Leipzig — Waterloo! Und jetzt erbrauset Siegeshvmnen vom deutschen Rheine bis zum Belt: Deutschland, Deutschland, über alles, lieber alles in der Welt! E. H 14. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Sorget nicht ängstlich! Matthäus 6, 25. Betrachtet die Lilien ans dem Felde, wie sie wachsen, sie arbeiten nicht nnd spinnen nichts und doch sage ich euch, daß selbst Salomon in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, wie eine von diesen; wenn nun Gott das Gras auf dein Felde, welches heute steht und morgen in den Lfen geworfen wird, also kleidet, wie viel mehr euch, ihr Klein gläubigen? Matthäus 6. 23—30. Welche Sprache könnte anziehender, lieblicher und schöner sein? Der Heiland ver weist uns hier auf die Natur, als die Werkstätte des göttlichen Wirkens und Waltens und er zeigt uns, wie Gott selbst bei den geringsten und wertlosesten Geschöpfen nicht allein für Las Notwendige, sondern auch für das Ueberflüssige für Schmuck und Schönheit sorgt. Er nennt absicktich eine Blume, die ohne Zutun des Menschen wächst. Wie schön ist auch die Vergleichung mit Salomon, diesem Könige, der durch Pracht und Glanz alle Könige übertraf! In all seiner Herrlichkeit, auf dern höchsten Gipfel seiner Macht war er nicht gekleidet wie eine dieser Lilien. Die Schönheit der Lü'iin kann durch die Kunst wohl nachgcahmt, aber nicht er- r .rcht werden. „Welche Seide," sagt mit Recht der heilige chieronnmuS, „welcher Purpur der Könige, welche Malerei, welche Stickerei kann mit den lebendigen Blumen verglichen Werden; was leuchtet so rot wie sine Rost, was ist so weiß wie eine Lilie?" Und welche Schönheit liegt endlich nicht auch darin, daß der Heiland das, was er eben, um die Schön» heir und den Schmuck hervorzuheben, Lilien nannte, mit Gras nezeichnet, rim die Nutz- und Wcrtlosiaünt hervorzu- hebcn, und beifügt: „Sie sind Gras auf dem Felde, welche? heut-.' blüht und morgen in den Ofen geworfen wird." Er zieht nun selbst den Schluß, daß eine ängstliche Sorge um das Irdische mit dem Glauben an Gottes °llw Utende Voisthnng nicht vereinbar sei und daß die. -oe'chs sich ihr- übe Unsen, üch auf gleiche Linie mit den Heiden stellen die Gott nicht kennen: „Sorget also nicht ängstlich und saget nicht, was werden wir essen, was werden w:r trinken, oder womit werden wir uns bekleiden? Denn nach allem diesem krachten die Heiden. Denn euer Dater weiß, daß ihr alles dessen bedürfet." — Höre es, besorgte Menschenseele, es spricht dies zu dir nicht nur dein Herr, nicht nur dein Gott, sondern dein Vater. — Der heil. Chrysoslvmus setzt als er klärende Worle hinzu: „Wenn du sagst, ich muß um etwas Notwendiges besorgt sein, so sage ich vielmehr umgekehrt, weil es etwas Notwendiges ist, deshalb eben brauchst du nicht besorgt zu sein Wäre es etwas UeberslussigcS so dürftest du nicht das Vertrauen aufgeben, sondern Gewährung er warten: da cs aber etwas Notwendiges ist, darfst du um so weniger ängstlich besorgt sein, denn wo gibt eZ einen Vater, der seinen Kindern nicht einmal das Notwendigste gebe?" — Gott ist dein Vater, vertraue auf seine allwaltendc Vor. sehung! Das Ausrufrmgszeichen Eine Skizze von Anton Tschechow. Aus dem Russischen übersetzt von C.Treller. Nachdruck verboten Ter Kollegien-Asscssor Jcfim Fomitsch Perekladin ging beleidigt, ja erbittert zu Bett. Als seine Frau ihn fragte, warum er so übler Laune sei, schrie er sie an: „Laß mich in Ruh!" Die Sache war nämlich die. Er war eben von einem Besuch gekommen und hatte dort sehr viel Unangenehmes nnd Kränkendes an hören müssen. Man sprach dort zuerst nur von der Not wendigkeit der allgemeinen Bildung, kam dann aus den niedrigen Stand der Bildung unserer Beamten, und hier war es, wo man, wie es so in der Gesellschaft vorkoinmt. vom Allgemeinen anfs Persönliche überging. „Sie znm Beispiel, Jefim Fomitsch," sagte ein junger Mann zu Perekladin. „Sic haben ein anständiges Amt — und was für eine Bildung haben Sic genossen?" „Gar keine. Es wird aber auch keine Gelehrsamkeit von uns verlangt. Nur richtig schreiben, das ist alles," sagte kurz der Gefragte. „Nun wo haben Sie denn richtig schreiben gelernt?" „Das ist Gewohnheit. Wenn man vierzig Jahre im Dienst ist, begreift man vieles. Erst war es gewiß schwer, ich machte auch viele Fehler, aber dann gewöhnte ich mich so nach nnd nach richtig zu schreiben nnd jetzt geht es sehr gut." — „Aber die Interpunktion?" „Auch an die habe ich mich gewöhnt, ich setze dis Zeichen richtig." „So, so," sagte der junge Mann ganz verlegen.