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^^ ^ ^ Feierabend MW GW Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. 3; ) Sonntag den 10. August IM Abend er Feuerglanz der Sonne mild und hold Umspült noch einmal das geliebte Tal. von dunklen Büschen tropft das letzte Gold, In vielen Fenstern blitzt ein Flammenmal. Bald kommt die vämm'rung leis im Florgewand Und hängt die Berge und den Himmel zu; Und tiefstes Schweigen schattet übers Land, Aus weißen Sternen rieselt Gottes Ruh. Peter Bauer. 13. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Heilung der zehn Aussätzigen. LukaS 17, 11—19 Danket dem Herrn, denn er ist gütig, und seine Güte währet ewig. Ps. 117,1.' Zehn aussätzige Männer begegneten Jesu, heißt es im heutigen Evangelium, und sprachen: „Jesus, Meister, er barme dich unser," — und Jesus heilte sie, aber nur einer kam zurück und dankte ihm. Zur Dankbarkeit gegen Gott fordert uns die heilige Schrift im heutigen Sonntagsevan- aelium und an anderen Stellen oft und wieder auf. Un endlich gütig tind liebevoll zeigt sich Gott gegen uns Men schen, und unendlich groß sind die Wohltaten, die er uns spendet, Wohl ist es wahr, daß er alles um seiner selbst willen rchuf und tut, allein es ist auch eine unumstößliche Wahr heit, daß ihn überall die Liebe zu seinen Geschöpfen leitet. — Für den Menschen hat er die Welt mit allen ihren Schön heiten erschaffen. Für uns Menschen leuchtet die Sonne am Himmel, für uns scheint der Mond, für uns glänzen die Sterne, für uns prangt dis Erde mit den Reichtümern ihrer Erzeugnisse, trägt der Baum seine Früchte, atmet die Blume ihren Wohlgeruch ans, zu unserem Nutzen wie zu unserem Vergnügen sind eine Menge Tiere ins Dasein gerufen wor den. Tu kannst dein Auge nicht öffnen, ohne Beweise von der Liebe deines Herrn zu sehen. An dir selbst schaust du eins Menge solcher Liebesbeweise, denn dein künstlich gebauter Leib, deine geraden Glieder, deine Gesundheit, dein Leben sind lauter Wohltaten Gottes. Er hat dir übrigens eine un sterbliche, nach scincni Ebenbilde geschaffene Seele einge- haucht. Gott hat aber nicht bloß für die Menschheit die Welt erschaffen, er erhält sie auch zu ihrem Besten. Ja, er hat noch mehr getan, er hat uns in seinem eingeborenen Sohne das Teuerste und Liebste gegeben, was er in seiner Allmacht besaß. Ter Sohn Gottes hat die menschliche Natur ange nommen und ist uns in allein gleich geworden, ausgenom men die Sünde, er bat unsere Mühseligkeiten auf sich ge nommen und ist um unserer Sünde willen am Kreuze ge storben' für uns hat er die Kirche gegründet und >!e mir so vorzüglichen Heilsmitteln ausgestattet. In dieser Kirche leben wir, während Millionen Menschen von ihr ausgeschlos sen sind, und wir werden durch ihre Gnade stark und kräftig in der Tugend. Was uns Gott aus Erden gibt, ist im Verhältnis zu dem, was er uns im Jenseits geben will, nur ein geringer Teil. Zu ihm sollen wir in den Himmel kommen und aller Freuden teilhastig werden - »nt ihm herrschen. Um dazu zu gelangen, verleiht er uns seine Gnaden und stellt gleich sam die Engel in unseren Dienst, damit sie uns vor der Sünde bewahren. Und haben wir das Unglück gehabt, in solche zu fallen, so will er sie uns nach seiner großen Barm herzigkeit wieder verzeihen. O, wie oft hat er uns nicht schon vor dem Abgrunde der Hölle bewahrt! Wer könnte so viele und große Wohltaten erwägen, ohne mit innigstem Danke gegen den Geber erfüllt zu werden? Darum sagt ein Kirchenlehrer: „Wenn du den Himmel mit seiner Pracht oder die Erde mit ihrer Schönheit anstehst, ja, wenn du dich betrachtest und nicht von wärmstem Danke gegen Gott erfüllt wirst, so sage nicht mehr, daß du mensch liches Gefühl habest. Jedes Geschöpf ruft gleichsam dem Menschen zu- .4.eeipe et reckck«! — empfange und gib? Empfange, sagt zum Beispiel das Feuer, von mir Wärme und Licht, aber gib auch, das heißt statte dafür deinem und meinem Schöpfer Dank ab." Rausch Don S. Barinkay, München Nachdruck verboten Der letzte E-Dur-Akkord der „Meistersinger" war ver klungen. Ein Beifallstumult setzte ein, wie man ihn nach Wagner-Aufführungen beinahe gewöhnt ist. Der feierliche Glanz der Festwiese, die stille, weise Hoheit Hans Sachsens, die Schelmerei seines behenden Lehr- gesellen David, dre tragische Komik Beckmessers, das in himmlischer Liebesscbwingung strahlende Paar — Gesang oder Bild oder alles vereint — hatten jedes Herz gemeistert Und er. der Jüngling mit der flaumigen Oberlippe und dom Nenommierzwicker auf der unentwickelten Nase, mit dem Schein glücklicher Unbekümmertheit auf der Stirne und dem Blendlicht des ungezügelten Enthusias. mus in den Augen — er klatschte wie rasend. Mit den flachen Händen erst daß es knallte; mit hohlen Hand flächen dann, daß es dicke, akustische Schläge gab. Sein Beifall war ein spezieller. Dieses Evchen! Ach dieses Evchen! Bis an die niedere Wand ging er vor, die das Orchester vom Parkett trennte. Ucber die hing er mit dem Oberleib und klatschte mit einer Leidenschaft, die be merkt wurde, auch von ihr. der cs galt. Ein Blick traf ihn und ein Lächeln und sein Eifer wurde zur Trunkenheit. Er war der einzige, der zum Schluß nocki im Raume stand und die Hände wie wütend bewegte, und er war der letzte, der ging, mit zurückgewandtcm Gesicht Dieses Evchen! Ach Gott dieses süße Evchen! Wal waren daneben die anderen, was daneben alles andere? Sie, die Königin, die Umgebung überragend! Sie, der Reflektor, Licht ausströmend, wohin er sich drehte! Sie. der KuluiinationSvunkt des Gesamten! Sie, die eine und keine vor und neben ihr! Sie einzig und allein die eine Fräulein Rosa Fried im alltäglichen Leben. Er aß nicht mehr diesen Abend und er schlief nicht Er schwamm in Empfindungen und er flog von der Einbist dungskraft beflügelt, in Träunwn, die kein Ende, kein Ziel, keinen Zweck und keine Vernunft batten. Dieses Evck'en! Ach. dieses wundersüßc Evchen! Vor dieser Aufführung war er ein Mensch gewesen, ein simpler Mensch nicht besser nickst schlechter als die Masse: