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p—— W W O W : Feierabend W O ^ Nnterhaltrrngs-Beilage der Sächsischen volkszeitung Nr. äs Sonntag den 3. August M3 Dev Schnitter urch des Achrcnseldes weites Meer Ging ich heute hin im stillen Tale. Lieh', da schritt ein Schnitter vor inir her, Seine Sense blitzt' im Sonncnstrahlc. » In dem goldnen Korn verlor er sich, lind ich eilt' ihm nach init raschen Schritten. Als ich näher kam. lag Strich an Strich, Lagen tausend kialme schon geschnitten. Tausend Halme lagen wegentlang Auf dem Felde schon im Sonnenblinkcn ... And mein Herz, es sprach erzitternd bang: Sich'! So rasch muß Achr' um Aehre sinken. Sieh', so rasch geht durch die bunte U?elt Auch der Tod. der Menschheit Saat zu mähen. Tausend Leben liegen hingcfällt, Ehe wir nur wenig Schritte gehen . . . 12. Hon Mg nach Pfingsten Evangelium: Tcr barmherzige Samariter. Lukas 10, L3 —37. So jemand sagt, er liebe Gott und hasset seinen Bru der, so ist er ein Lügners denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie will er Gott lieben, den er nicht sieht? sagt der heil. Johannes. Weit, wie die Kraft reicht, will die Liebe zu Gott sich tätig erweisen, wird sie stille stehen, wo im Gebiete des Wobltnns ihre Tätigkeit am herrlichsten sich bezeigen kann? Wie Gott wirkt und segnet, will sie wirken und segnen, wird sie enden, wo das schönste Feld der Wirk» 'amkeit und des Segens stch ihr öffnet? Was ihr dein geringsten ans meinen Brüdern getan, das habt ihr mir ge tan, sprach der Erlöser, kann eine willkommenere Gelegen heit innerer Liebe zu Gott geboten werden, als daß wir den Brüdern tun, was wir Gott nicht tun können? In dem Beisiüste von dem barmherzigen Samariter zeigt uns der Erlöier. wie wahre Gottesüebe in der Nächstenliebe sich be währt. War es Eigennutz, der den Samariter trieb, dem unglücklichen Gen'.ip,bandelten, den er am Wege fand, veizn- süben? Aber dein armen Wanderer vor Jericho, den die Näuber geplündert, war nichts geblieben, das er seinem Netter bieten konnte, als ein Herz, und ob dies Herz wahrer Dankbarkeit fähig war, wüßte der Mann aus Samaria nicht, fragte auch nicht danach. Dder war es Ehrgeiz, der ihn bei dem leitete, was er tat? Aber in der Einsamkeit öffnet sich kein Mund für laute Beifallsbezeugringen und es kann einer der» anderen nicht verkünden, was Verdienstliches geschehen sei. Es war das liebende Herz, das liier in der Wüste Gute? tat und der Gedanke: so will es Gott, Lernen wir daraus, nicht Wirkung des schmerzlichen Eindruckes, den der Anblick eines Armen, eines Elenden, eines Leidenden auf uns macht, nicht eine Folge der Selbstliebe, die Gegendienste und Veigeltnngen erwartet und wünscht, nicht eine Frucht der Eitelkeit und Ehrsucht, die von anderen gerühmt und geprie sen sein will, darf unsere Nächstenliebe sein: wie der Apostel ^agt' Aus reinem Herzen, aus gutem Gewissen, aus unver fälschtem Glauben geht sie hervor, sie ist heilig in ihrem Duell. Ter Unglückliche in unserer Erzählung war ein Jude. Tie Männer seines eigenen Volkes, die Genossen seines eige nen Glaubens, Priester und Lcvit, sind an ihm vorüber- geganaen. Ein Mann aus jene»! Stamme, den die Inder: verachteten, der» sie verfolgten, mit dem sie keine Gemein schaft haben wollten, ein Samaritan errettet ihn. Warum? Weil die Liebe ihn leitet, die nicht wie der Schriftgelehrte im Evangelium, ausweichend tragt: Wer ist mein Nächster? Tie allen Menschen ihre Teilnahme und ihren Beistand zu- wendct. wie sic kann, und dem Unglücklichsten, als dem Nächsten, am liebsten und eifrigsten. Lernen wir daraus, wie wahre Nächstenliebe nicht sondert oder ausschlietzt, wie üe gleich der Sonne, die der Herr o.ufgehen läßt über Ge rechte und Ungerechte, und den: Regen, den er niederfallen laßt über Gute und Böse, ihre Segnungen allen zuwendet, und mit Freudigkeit zuwendet, die ihrer bedürfen. Sie ist umfassend in ihrer Wirksamkeit. Ter Samaritan begnügt sich nicht, den Unglücklichen zu verbinden, Del und Wein in seine Wunden zu gießen, ihn auf sein Lasttier zu heben und unbekümmert um die Verzögerung seiner Reise, unbekümmert um die Gefahr, die der längere Aufenthalt in der Wüste ihm selbst bereitete, in die nächste Herberge in Sicherheit und Pflege zu brin gen. Er verweilt bei ihm bis zum anderen Tage und noch, da er abzureisen sich genötigt sieht, übergibt er dem Wirt das nötige Geld, empfiehlt den Kranken feiner getreuen Sorgfalt und verspricht ilun, alles zu erstatten, was er über das Gegebene noch verwenden werde. Ta raus lernen wir, wie wahre Nächstenliebe Beschwer den nicht scheut, wie sie bis zur Selbstüberwindung sich an- strengt, wie sie selbst fremde Kräfte für ibre Zwecke zu ge winnen weiß, wie sie Gegenwart und Zukunft, höhere und niedere Bedürfnisse nicht ans dem Auge läßt und sich nim mer genug tut. Sie ist aufopfernd in ihren Erweisungen. Tas beißt den Nächsten lieben, wie sich selbst. Solche Liebe aber kann nur ans der Liebe zu Gott hcrvorgchen, wie sie hinwiederum die Liebe zu Gott unterhält. Aus der Liebe Gottes, sagt der heil. Greaorius, geht die Nächstenliebe hervor und durch die Nächstenliebe wird die Liebe zu Gott genährt. Besteht nun darin da? Wesen der wahren, christlichen Liebe, wir müssen erschrecken vor unserer Kälte und beken nen. wir sind noch weit, weit davon, daß wir wandelten in der Liebe Jesu Christi! Was ist's worauf die Liebe der Menschen sich am meisten erstreckt? Ein Name, der oft kaum unser Grab überdauert: ein Titel der eitel in der Luit verballt. ein wenig Metall, das keinen anderen Wert bat, als der Walm ibm gibt, ein üüchtiger Sinnengcnutz, der mit der Stunde entflicht, die ibn uns bot: eine schöne Form, die zerfallt, wie der Kamst des Todes sie anwcbt. In der Kreatur erschöpft sich unsere Liebe und für GoE bleibt weder Raum noch Sinn. Tarinu lernen wir lieber, nur wer liebt, wird angezogen von dem. der aus Liebe zu uns am Kreuze starb. Liebend nur sind wir Kinder Gottes und Erben seines Reiches, wer keine Liebe hat, kenn Gott nicht. Venn Gott ist die Liebe. Das Luftschiff as ist uns denn das Luftschiff nütz'? Es mächlc einen fast empören: Raum haben wir's. ist das Geschütz Schon da, cs wieder zu zerstören! I. Bergmann