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O W M W Feierabend G W M W ! Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. 29 Sonntag den 20. Juli IM Der Arnder Lrebesz»flr«chten enn Kinder unfern Ncrraott lieben, vergessen sein Gebet sie nicht. Und um ihn niemals zu betrüben Versäumen sie nie ihre Pflicht. Wenn Kinder ihre Eltern lieben, So geht es ihnen immer gut; Und mag ihr Leben auch sich trüben. Sie stehn in Gottes Vaterhut. Wenn Kinder die Verwandten lieben, So teilen sie ihr lvohlcrgehn, Mitfühlend zärtlich ihr Betrüben, Erfreuend sich, sic froh zu sehn. Wenn Kinder ihren Lehrer lieben, Erfüllen sie nur ihre Pflicht; Die Blume wär im Keim geblieben, Besorgte sie der Gärtner nicht. Wenn Kinder die Geschwister (Gespielen) lieben. So stört nie Streit der Freude Lied, Und was das eine kann betrüben, Das fühlt das andre sogleich mit. Wenn Kinder arme Leute lieben. So fühlen sie des Wohltuns Glück. Und was sie an den Armen üben. Das gibt verdoppelt Gott zurück. Wenn sich die Menschen alle lieben. So ist der Pimmel auf der Welt, Die Seele strebt nach Hähern Trieben, Wenn auch der Leib in Staub zerfällt. Beitlia Gräfin Wnrmbrano geb. Nostitz 10. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Vom Pharisäer und Zöllner. Lukas 18, s—14. Es ist auffällig, daß der Zöllner im heutigen Evange lium, der fickt keiner guten Werke zu rühmen hatte, sondern viel Bö''es getan hatte, gerechtfertigt den Tempel verließ, während der Pharisäer, der sich keiner Sünde schuldig er klärte nnd wöchentlich bestimmte gute Werke übte, ohne die Gnade der Rechtfertigung nach Häufe ging. Sagt doch der Erzengel Raphael zu Tobias: Das Gebet mit Aasten und Almosen ist besser als Schätze von Gold anhäufen. Hat doch Christus selbst gefastet! Haben doch die Apostel und ersten Christen gefastet! Warum sah denn der Herr nicht gnädig auf das Fasten des Pharisäers? Wenn wir das sechste Kapitel im Evan gelium Matthäus lesen, so finden wir die Ursachen, warum das Beten, Fasten und Almosengebcn der Pharisäer Gott dem Herrn nicht wohlgefällig war: es fehlten ihren guten Werken die Bedingungen, ohne die sie keinen Wert und kein Verdienst haben in den Augen Gottes. Da leider auch un sere guten Werke oft dieselben Mängel haben, wie die guten Werke der Pharisäer, so wollen wir untersuchen, welche Ei genschaften die guten Werke haben müssen, damit sie Goit wohlgefällig und für uns verdienstlich seien. Wenn die guten Werke, als da sind Beten, Fasten, Al mosen und die ans ihnen hervorgehenden verdienstlich für uns sein sollen, so müssen sie zuerst unter dem Beistände und der Anrufung der göttlichen Gnade geschehen, denn soll das Werk eines übernatürlichen Lohnes würdig sein, so muh es nickt allein mit natürlichen Kräften, sondern unter Mitwir- l kung der übernatürlichen Gnade Gottes verrichtet werden. ' Dies bezeugt die allgemeine Kirchenversammlung von Trient, indem sie erklärt: Wenn jemand sagt, der Mensch könne durch seine Werke, die zufolge seiner natürlichen Ein- s'cht oder des Gesetzes geschehen, ohne die göttliche Gnade durch Jesum Christum vor Gott gerechtfertigt werden, der sei im Banne. Wenn jemand sagt, die göttliche Gnade durch Jesum Christum werde allein dazu gegeben, daß der Mensch leichter gerecht leben und das ewige Leben verdienen könne, gleichsam, als ob er beides durch den freien Willen ohne die Gnade, obgleich kümmerlich und schwer könne, der sei im Banne. Wenn jemand sagt, daß der Mensch ohne vorher gehende Eingebung des heiligen Geistes und ohne dessen Beistand glauben, hoffen, lieben oder Buße tun könne, wie es kein muß, damit ihm die Gnade der Rechtfertigung er teilt werde, der sei im Banne. (6. Sitzung, Kanon 1. L 3.) Daraus ersehen wir, wie viele Ursache wir haben, die Gnade lind den Beistand Gottes anzuruscn, wenn wir ein gutes, gottgekälliges und verdienstliches Werk verrichten wollen Damit die guten Werke Gott wohlgefällig und ver dienstlich seien, müssen sie ferner im Stande der Gnade ver richtet werden, denn die Todsünde macht den Menschen zu einem Feinde Gottes und Gott kann seinem Feinde den Himmel nicht als Lohn geben. Daß Gott an dem guten Werke des Sünders kein Wohlgefallen habe und nur das gute Werk des Gerechten gnädig ansehe, erhellt schon aus deni. was Gott über das Opfer Kains und Abels sagt: Ter Herr sah auf Abel und sein Opfer, auf Kain und sein Ovfer sah er nicht. Warum dies? Weil Abel gerecht und ein Freund Gottes war. Kain aber war 'ein Sünder und ein Feind Gottes. Gott sieht nämlich nicht auf die Person, son dern auf das Herz. Hat der Mensch ein reines Herz, so ist er ein Freund Gottes und seine Werke sind Gott wohlgefällig und einer übernatürlichen Belohnung würdig; ist aber sein Herz mit einer Todsünde befleckt, so ist das gute Werk Gott nicht an genehm und hat auf himmlische Belohnung keinen Anspruch. Wie wahr dies sei, mögen wir aus folgendem Beispiele er kennen. Ter Heiland saß eines Tages im Tempel zu Jeru salem dem Opferkasten gegenüber und sah, wie die reichen Juden ihre Gaben in denselben warfen; da sah er auch eine arme Witwe, die zwei Heller hincinwarf. Und er sprach: Wahrlich, sage ich euch, diese arme Witwe hat mehr hinein- geworfen als alle. Warum hat denn ihre kleine Gabe einen höheren Wert als die große der Neichen? Weil sie dieselbe darbrachte mit einem reinen Herzen, während dem Reichen diese Reinheit des Herzens abging; denn Gott, sagt der ehrwürdige Beda, sieht nicht auf die Größe der Gabe, welche geopfert wird, sondern auf das Gewissen dessen, der opfert; ist das Gewissen rein von Sünden, so ist ein jedes auch noch so unbedeutsame Werk Gott wohlgefällig und verdienstlich; ist es aber auch nur mit einer einzigen Todsünde befleckt, so haben selbst die größten guten Werke kerne Geltung vor den Augen GotteS und keinen Anspruch auf den ewigen Lohn des Himmels. Das ersehen wir auch aus eineip Beispiele, das der heilige Gregor von Nazianz erzählt. Zwei Brüder Gallus und Julianus, batten sich vorgcnommen, über dein Grabe des