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MW DG Feierabend MW Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen volkszeitung Nr. W Sonntag den ft. Mai >913 Pfingsten. ^IfingsteO, du liebliches Lest! dein lichtes Sonnengold ^ Strömt über Fluren und Auen. 6) laß all die Wunder des göttlichen Geistes auch Uns erstrahlen und schauen! Entzünde in uns das Feuer beil'ger Begeistrung Wieder mächtig aufs neue! Belebe den Glauben und die Liebe und Hoffnung Und zur Airche die Treue. Laß uns verstehen, Geist Gottes, die Sprache der Schöpfung Als Gottes Offenbarung, Immer wieder betrachten mit Glauben und Ehrfurcht Zu unserer Erhebung. Auch ich will sein wie ein guter fruchttragender Baum In Gottes herrlichem Garten, Gib Wachstum, Gedeihen, laß tausendfältige Frucht Zur Ernte von mir erwarten. Und wie die Biene so fleißig will ich eilen! Wie rastlos sie schafft. Laß mich eintragen für die Zellen des Himmels! Gib dazu mir Ara ft! Und du Eiche des Waldes! du Sinnbild der AraftI Wie du fest in der Erde, So sei auch mein Glauben an Gottes Verheißung, Bis Schauen er werde! E. H. Ans das hochheilige Pfingstfest. Evangelium: Sendung des heiligen Geistes. Johannes 14, 83—31. Es ist heute ein schöner, hochfestlrcher Tag, an welchem der kaum zum Himmel aufgcfahrene Heiland das seinen Jüngern gegebene Versprechen erfüllte und ihnen den hei ligen Geist vom Himmel herabsandte. Im Geiste versetze ich mich in den Saal, wo die Apostel einmütig im Gebete versammelt sind. Nach der Ueber- lieferung ist es der Saal des Hauses, in dem der Heiland das heilige Abendmahl gefeiert hat und in dem die Wahl de - Matthias zum Apostel stattgefunden hat. Ich vernehme mit den dort Versammelten ein plötzlich vom Himmel her entstehendes Brausen, das gleich dem eines dahersahrenden gewaltigen Sturmwindes das ganze Haus erfüllt, ich sehe, wie vlötzlich zungcnähnliche, nach oben gespaltete feurige Flammen erscheinen und sich auf eines scden Jüngers Haupt niederlasscn. Ich fehc die durch die äußeren Zeichen angedeuteten wunderbaren Wirkungen — die versammelten Jünger sind erfüllt mit dem heiligen Geiste, entzlammt von dem Feuer der heiligen Liebe, das die früher in ihrer Seele noch zurückgebliebenen Schlacken der Eigenliebe auf- zebrt, ihre engen Herzen sind auf einmal wunderbar er weitert, sie sind mit himmlischer Weisheit angetan und legen ein lautes, begeistertes, feuriges Bekenntnis des Namens Jesu ab! sie sind in taugliche Werk- und Rüstzsuge Gottes umgewandelt. Wenn ich aber heute bei dem Wunder des ersten christ lichen Pfingstfestes mit meiner betrachtenden Seele ver weile, muß ich dann nicht angesichts dieser Wunder im Geiste aufjubeln und sc recht aus innerster Seele der Göttlichkeit meines christlichen Glaubens mich freuen? An Pfingsten feierten die Israeliten das Fest der irdischen Ernte und das Fest der Erstlinge, denn um diele Zeite wurde die mit Ostern beginnende Ernte abgeschlossen und jeder Hausvater opferte die Erstlinge seiner einge- ernteten Früchte im Heiligtums. Ein viel höherer und schönerer Erntetag als der rsralitischs ist dies erste Pfingst fest, und in einem viel höheren Sinne ist es ein Fest det Erstlinge. Was der Gottessohn selbst ausgesäet, was er durch seinen sauren Schweiß befruchtet, was er durch die mit seinem kostbaren Blute verdiente Gnade zur Reife gebracht, — die Frucht des heiligen Geistes, diese kostbare Gabe, diese wahrhaft himmlische und göttliche Frucht ernten heute die Jünger ein und sie werden dadurch die Erstlinge der Kirche Christi. Auch die Gesetzgebung auf dem Berge Sinai feierte man einst an diesem Tage. Aber was einst auf dem Berge Sinai geschah, das wurde an diesem ersten Pfingstfeste ver klärt und vollendet. Dort wurde das Gesetz auf steinerne Tafeln geschrieben, hier schrieb der heilige Geist selbst das höhere, vollkommene Gesetz Jesu Christi in die Herzen der Jünger, es ist das Ge setz der Freiheit, das nicht den Knechten, sondern den Kin dern Gottes gegeben ist; es ist das Gesetz der Gnade, das zu gleich die zu seiner Erfüllung nötige Kraft mitteilt, es ist das Gesetz der Liebe, das durch die Liebe, die der heilig«; Geist den Herzen einflößt, erleichtert, versüßt und er füllt wird. O lichter und schöner, den Tag auf Sinai noch weit überstrahlender Tag, an dem der heilige Geist dem neuen und vollkommenen Gesetze Jesu Christi gleichsam das Siegel aufdrückte, welche große Geheimnisse vergegenwärtigst du mir und welche Gefühle der Bewunderung, der Andacht, geistlichen Freude, der Dankbarkeit werden durch diese Ge heimnisse in meiner Seele wach gerufen! Eine Idee. Russisches Sittenbild von N. Tschernajew. Deutsch von C. Treller. Nachdruck verboten. „Arsen braucht wieder Geld, Iwan Konstantinowitsch," sagte Olga Petrowna zu ihrem Gatten, als sie mit ihm beim Frühstück saß. „Presbonschenski ist ein teures Regi ment." „Arsen braucht Geld," wiederholte er verdrießlich — „habe ich vielleicht Geld? Woher soll ich wieder Geld nehmen?" Olga Petrowna sah nach ihrer Gewohnheit in ihr Tee- glas, wenn Sorgen ihr Gemüt verdüsterten, sagte dann aber mit aufleuchtendcn Augen: „Iwan Konstantinowitsch. könnt- man nicht ein wenig Holz schlagen lassen?" „O, Duschinke, das geht nicht mehr, der Wald ist ent- holzt genug, es geht wirklich nicht." Niedergeschlagen schaute sie wieder in das Teeglas, denn ihr Arsen brauchte wirklich viel Geld. Der junge Herr, der bei der Garde diente, brauchte eigentlich immer Geld. Nach einiger Zeit sagte Iwan Konstantinowitsch trium phierend: „Olga Petrowna, ich habe eine Idee/'