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WH Feierabend W Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 9 Sonntag den 2. März W3 Das Unvergängliche. ard dir ein Blumenstrauß geschenkt. So acht' an ihm auf diese drei: Auf seine Farben, seinen Duft, Und auf die Liebe, die dabeil Der Farben Schönheit schwindet bald, Und auch der Duft in kurzer Zeit; Die Liebe, die den Strauß dir gab, Besteht durch alle Ewigkeit. So wird, was hier dein Auge steht, Auch hier zu Asche einst und Staub; was unsichtbar im Kerzen lebt, wird nimmermehr des Todes Raub! I. Bergmann. Vierter Fastensonntag. Evangelium: Tie wunderbare Brotoermehrung. Johannes 6, 1 —1b. Das in dem heutigen Evangelium erzählte Wunder der Speisung der Fünftausend hatte außer dem zunächst lie genden Zwecke, die göttliche Macht des Herrn zu bezeugen, auch noch den, in symbolischer Weise auf die unendlich wunderbare eucharistische Speisung der durch Christus Er lösten hinzudeuten. Jesus speist Tausende mit Brot, aber er nimmt dieses Brot nicht von anderen, sondern bringt es wunderbar hervor durch seine göttliche Allmacht. Er ist sa daS lebendige Brot, das vom Himmel auf die Erde herab- gekommen ist, in ihm und von ihm ist Brot für die ganze Gemeinde der Gläubigen bereitet bis zu der Zeiten Ende. Freilich ist hier weniger das Brot für den Leib gemeint, als vielmehr das Brot für die Seele. Von Jesus wird unsere Seele in ihrer Art gerade so genährt, wie der Leib von der sichtbaren Speise, also genährt und gestärkt in ihren Kräften zu einem gesunden und tätigen Leben. Die Seele hungert nach der Wahrheit, Christus befriedigt diesen Hunger, in dem er sich selbst darbietet: „Ich bin die Wahrheit," so spricht er. „glaube an mich als den Sohn Gottes, nimm hin aus meiner Hand den Schlüssel zu all den geheimnisvollen Fra gen. dis deine Seele bewegen, glaube an mich und meine göttlichen Lehren und du wirst deinen Hunger nach Wahrheit gestillt sehen." Die natürliche Speise nährt nicht nur den , Körper, bewahrt und erhält ihn, damit er nicht zugrunde gehe, sie kräftigt und stärkt ihn auch; ebenso wirkt auch das Himmclsbrot. welches Christus der Herr selbst ist, an der Seele. Die Seele ist schwach und hinfällig in der Verfolgung des Weges, den Gott ihr vorgezeichnet hat: Christus stärkt sie mit seiner Gnade. Sie ist mutlos und traurig, da nabt ihr der Herr als himmlischer Tröster. Wer hätte es nicht schon an sich selbst hundertmal erfahren, wie unsere Seele nur gesättigt und befriedigt werden kann durch übernatür liche Nahrung: den geoffenbarten Glauben und den Trost, der aus dem Herzen Gottes selbst fließt? Werfen wir einen Blick auf die gesättigte Menge im heutigen Evangelium! Sie besteht aus Leuten, die nicht nur aus Neugierde, sondern auch aus höheren Beweg gründen dein Herrn nachzogen: um seine Worte zu hören, seine Wunder zu sehen, ihre Kranken ihm zur Heilung vor» zuführen. Sie waren sorglos gewesen und sie hatten sich nicht mit Speise vorgesehen; sie wird ihnen in wunderbarer Weise gereicht zum Lohne für ihr treues AuSharren beim Heilande. Die Menge suchte das Reich GotteS, denn sie glaubte an den Herrn. Die Speisung betätigte daS Wort, das der Herr an einer anderen Stelle mahnend zu dem Volke gesprochen hatte: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles übrige wird euch zugegeben werden." Möge es auch für uns eine Mahnung sein in den zeitlichen Geschäften nicht aufzugehen und die Sorge für daß Reich Gottes und die Rettung unserer Seele dabei nicht außer acht zu lasten! Zwischen Joch und Ach'n. Tiroler Bergbauerng'schtchleln von Hans Schrott-Fiechtl. Fortsetzung. Nachdruck verbot«». Zwei große Tränen rinnen der Burgl über dis Wangen. Nach ein' Zeitl, das ihren Erinnerungen ge- gölten hat, fahrt die Bäuerrn wieder fort: „Du bist das reichste Dirndl weitum, kriagst amal das größte Hoam in der ganzen Gegend und an Haufen Geld, mehr wie zehn andere miteinander. Laß alles lieg'n und steh'n. wenn d' den nit kriagst, den d' gern hast, rat i dir^ woaßt, weil ih's probiert Hab, Burgl." „I spür's ja selber, Muatter," redet 's Dirndl Weh» mütig. — „Gelt, du hilfst mir?" „So gut i grad kann, Burgl. Mehr wie Schlag gibt er mir nit." „Schläg — der Vater —?" Die Bäuerin nickt nur und da fahrt das Dirndl auf, zornrot im ganzen G'sicht: „Nachher, Muatter, nachher laß mih zuschau'n, hörst! — Das gang mir noh ab! Wenn er das probiert, dann könnt's sein, lernt er mih kennen . . .!" „Burgl," mahnt die Bäuerin, die Entrüstete, — „es ist dein Vaterl, du kannst da nix nit machen! Verstehst!" Verblüfft schaut die Burgl auf und wie ihre Augen denen der Bäuerin begegnen, da wird das Dirndl stiller Der ruhige Blick in dem ergebenen G'sicht der Bäuerin macht das Dirndl Nachdenken und sinnieren. Auf einmal leuchtet's in dem jungen Gesicht auf und wie ein Blitz huscht ein Gedanken aus ihren Braunaugen, und fast lustig klingt's, wie die Burgl tröstet: „Oh mei, Muatterl, wirst seh'n, das wird alls nit halb so arg. wie's herschaut. Ein bißl Pfiffigsein ist da oft mehr wert wie alls andere." Dann sind die beiden wieder ihrer Arbeit nach. — Aber lang hat das nit dauert, da kommt ein Gendarm daher: „Sechs Guldenstückcln hält i da," sangt derselb an. — ..und falsches Geld is s. Der Vorstand möcht's aufg'halten, bis cs der Rattenberger Richter einfordert. Leicht find't er selber noh ein paar." Damit stapft der Gendarm weiter.