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OM Feierabend Unterhaltungs-Beilage dev Sächsischen Volkszeitung Nr. 4 Sonntag den 26. Januar M3 praktisches Lhristentam. Zum 22. Januar. anz unverschuldet war ein Mann mit lveib und Kind in tiefste Not geraten, Daß m n davon mitleidig schon in der Gesellschaft sprach. Ls gibt zum Glück, zur Ehre für die Menschen hinreichend noch Lr barmen, Das sich nicht bloß begnügt mit dem bekannten: oh und ach! Und bei dem Fest im Hanse eines Lords ward auch davon gesprochen. Und Mitleid und Gefühl klang aus den Reden auch heraus. Doch dabei blieb's und niemand sprach davon dem Armen beizustehen. Lin ältrer Herr wird tief verstimmt und Unmut furchet seine Stirne kraus Noch niemand regte sich, dem Mitleid Ausdruck auch zu geben. Da nimmt er einen tiefen Teller von dem Tisch und nun erhebt er sich, Legt Gold und Silber reichlich ein und geht von einem zu dem andern Und spricht: „Groß ist Ihr Mitleid mit dem Armen, sehe ich Und mit viel bedauern Sie das Unglück dieses ärmsten und schuld losen Mannes." Und reichlich flössen jetzt die Gaben. Der arme Mann kam wieder jetzt zu seinem Ligentum. was nützt das Reden und das Jammern? Damit wird einem Armen nie geholfen! Tut stets wie jener Lord! Man nennt es seit geraumer Zeit, wie Sankt Vinccnz tat, das xrakt'schc Lhr stentum. E. H. Sonntag Seragesima. Evangelium: Gleichnis vom Läemann. Lukas 8, 4 — 15. „Der Samesagt der göttliche Heiland bei der Er klärung der Parabel, die das heutige Sonntagsevangelium bildet, „der S »ne aber ist das Wort Gottes!" Welche Wunder hat dieser himmlische Samen nicht auf Erden hcr- vorgebracht! Wie ein Ackerfeld liegt die Erde da, bereit, den fleißigen Arbeiter mit hundertfältiger Frucht zu lohnen. Die Apostel und ihre Nachkommen haben das wohl ver standen: kein Land, keine Stadt ist der Boten des göttlichen Säemanns beraubt geblieben, seit das Evangelium seinen Siegeslauf auf Erden angctreten hat. „Im Angesichte aller Nationen hat Gott seine Gerechtigkeit offenbart", wie es in den Psalmen heisst. Das Wort Gottes hat die Götzenbilder umgestürzt, hat die Orakel verstummen und das Feuer der Opferaltäre erlöschen lassen. Das Antlitz der Erde hat sich erneuert, seit das Wehen des heiligen Geistes über dieselbe dahingcgangen ist, die Herrschaft der Sünde und des Vaters der Lüge, des Teufels, ist aus derselben gebrochen, seit Clnistus der Herr seine Jünger ausgcsandt hat, allen Völkern die Wahrheit seiner Lehre zu verkünden. Nickt ohne blutiges Ringen hat das Wort Gottes die Welt über wunden, erst nach Jahrhunderte langem Kampfe stieg das Christentum aus der Grabkammer der Katakomben als Sieger hervor und pflanzte das Zeichen der Erlösung, daS Kreuz, auf die Krone eines Nero und Diokletian. Wenn wir die ersten christlichen Zeiten durchforschen, so steigt noch unsere Bewunderung vor den Erfolgen der Predigt des göttlichen Wortes. Alle die Tugenden, für die der Heiland ein so leuchtendes Beipiel gewesen, traten qn die Stelle der heidnischen Laster: Geduld, Sanftmut. Nächstenliebe waren die Grundzüge im Leben der ersten Christen. Warum, w fragen wir uns selbst allen Ernstes, trägt das Evangelium heutzutage so wenig Früchte? ES fehlt uns nur zu oft die gläubige Hingabe an das Wort Gottes. Weit entfernt, die Hauptsache in unserm Leben , die Religion sein zu lassen, betrachten wir häufig unsere heilige Religion und die von ihr auferlcgten Verpflichtungen als etwas Unbequemes, uns in der Verfolgung der zeitlichen I Interessen Behinderndes. Kein Wunder, daß die An- ' hörung des Wortes Gottes lästig ist und darum ohne Frucht bleibt. Dann aber fehlt auch vielen Christen die Reinheit der Gesinnung beim Anhören desselben. Nicht die Predigt suchen sie, sondern den Prediger, nicht das Verlangen nach Erbauung treibt sie in die Kirche, sondern Neugierde. Wie kann da das Wort Gottes Wurzel fassen, wo der Boden so ungeeignet ist? Und wie viele sonst gutgesinnte Christen j gibt eS nicht, die ihre Eigenliebe bis unter die Kanzel mit bringen, die taub für die Lehren der Evangeliums bleiben, weil sie in verblendeter Selbstgefälligkeit an sich selbst nichts zu verbessern finden. Darum bleibt es auch bei diesen wahr: „Nur den Demütigen schenkt Gott seine Gnade!" Zwischen Joch und Ach'n. Tiroler Bergbauerng'schichteln von HanS Schrott-Fiechtl. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Moanst, i bin lappet? Daß sie's guat moant, woatz i. Dadafür kauf i mir aber nix nit." „Sei doh nit so! Tua ihr ihr'n Willen." „Weg'n der Heirat? — Na. Nie. Die ih amal nimm,, Bäuerin, dös muaß oane sein, völlig a bessere. Dieselb muß mi nit lei gern hab'n, oh na, dis muß mi begreifen, die muaß meine Fehler trag'n, grad so wie meine Tugenden. Sonst is 's nix nit. Gib dir koa Müah, Bäuerin, hörst —" „Du Kath'." wendet er sich ans Dirndl, — „hast cs g'hört, was i euch neuli no nachblasen Hab?" „Ja, guat aa noh. Aber was heilig's is 's, scheint mir, nit g'wes'n." „Dem Pfarrer hat's aa nit gölten, dasselb Lied. Weißt, wic's heißt? — Ah, das ist dir gleich, gelt." „Schön war'S!" „Schon reckt, Kathl, und pfüat Gott." „Geb, du dein Mnatterl den G'fall'n, Franzl," bittet s Dirndl. „Du du sagst das, Kath'I Na!" — und zornig stößt er ihre Hand zurück, die sie ihm zum Abschied bieten wollte Dann rannte er heimwärts. — Zu Haus herrschte er sein Mnatterl an: „Den Dor schlitten müaßt's Enk scho selber von Obing holen, Muattcrl, mir is er z' schwer. Derstcht's?" Dann geht er in seine Kammer und fangt an zu blasen, ein Lied nach dem andern, bis er ruhiger wird. Tie Kathl hat ihm nachg'schaut, dem rennenden Buam, die längste Zeit, dann setzt sie sich auf die Hausbank und sinniert und trachtet. Der Wind trägt die vollen Töne des Flügelhorns herauf zu ihr und das stört sic im Trachten, aber es beruhigt. Da kommt's Psarrervaterl daher. Sie waren immer gute Freunde, das lebfrische Dirndl und er. So folgt er