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10 — Wer die Dirndln sind einmal die Krone der Schöpfung ' und so hat die Zenzi das Paket schon ausgemacht gehabt. Wie die zwei noch so wüst schreien. „Saxera, grad nett is er, der Beutel!" ruft sie und hält einen bunten, zierlich gestickten Tabaksbeutel in die Höhe. Daran war ein kleiner Zettel befestigt: Dem wackc- ren Lebensretter aus Fels und Eis! — stand daraus. „Da ist auch was drin." meinte sie dann. „A Papier!" Und sogleich fängt sie an zu sleen: „Kaufbrief — Kaufbrief — Kaufbrief — Franz Moor- haget — Kaufbrief Wieshof — und Kreszenzia Lambacher. Heiliger Gottschristiwillen, dös bin ja ih! — Franzl, der Wieshof g'hört uns, Franzi!" Ganz aus dem Häuschen ist das Dirndl. Ter alte Sepp begreift's nicht und der Franz ebenfalls nicht. Erst die Wrrtin inacht der Sache eine Ende. Sie ,st eine der- ständige Frau und macht dem Franz schnell klar, daß der Berliner Fabrikbesitzer den Wieshof, der gerade zum Der- kauf steht, erworben und ihm und seiner zukünftigen Frau geschenkt hat. Abends setzen sich die beiden Glücklichen hin und schrei ben einen Dankesbrief. „Wia wir dös verdiant haben selb woatz i nit. Wohl tausendmal is 's zahlt. Lös bissel Müah. Wir danken halt recht schön und werden schon aa was beten und fl-stßi. Wenn's Ihr wieder ins Zillertal kommt's. nackier bleibt Ihr im Wieshof." — Tee Franz Moorhager hat jetzt schon eine ganze Schar von Kindern, ist aber noch immer einer der besten Führer des Zillcrtales. denn sein schmuckes und fleißiges Weib weiß den Hof gut zu versorgen, wenn er nicht daheim ist, und das Führen hat ihm Glück gebracht, meint er. TaS gäbe er nicht auf. Zwischen Joch und Ach'n. Tiroler vergbaurrng'schichteln von HanS Schrott.Ficchtl. Nachdruck verboten. Tic Spektakelmachcr. 1. „A Schand is 's, Buam, wahrhaftig'» Gott a Schand!" sagt der Heisenbua, wie er vom Militär zurückgekommcn ist und grad zum Feld- und Wiesenumgang (Fronleichnams- prozesslon) zurecht kommt, nach der Kirch auf der Kirchgasse. „Wieso, Franzl?" fragen die Kameraden erstaunt. ..Alles richtet der Herrgott so schön her. alles, und öS tut's mx nit. Nit amal a Musi (Musik) habt's. So was soll a christlicher Umgang sein, — daß 's cnk nit schämt, wundert mi frei." „A Musi? — Is no nia eine g'wei'n daherin." „So, nia eine g'wesen is? Ja. die neue Bruck hat doh früher g'macht wer'n müssen, bevor'S euch freuen habt können." Wie das spitzig klang! Die Buam schütteln die Köpf. „Wahr is 's," sagt der Wandl Mart aus dem Heini- weg. „und wahr es 's — 'baut hat's z'erst müssen sein, die neue Bruck!" Sein Bruder nickt und meint nur: „Selb is g'wiß." — Andere beschäftigen sich auf ihrem Heimweg auch mit der Frage und kamen bald schnell, bald langsam alle, alle zur gleichen Uebcrzeugung: lind erst nit schleckst tät's lein, a eigne Musi! Zu Urach so hieß das kleine Bergdörsel mit an die zwanzig Bauernhäusern, hoch droben im Berg stundweit weg von den anderen Leuten, wurde in dieser Woche von den Buam nir anderes mehr g'red't, wie von der Mnü. Ein jeder hat sein Gcldbeutlem. sein kleines ledernes, un zählige Male ernsthaft hin und her gewendet, und jeder ist die nächsten Tag dahergegangen wie wenn ihm die große Lahn mitten über n Kopf obcnaus gefahren wä»! Die Uracher Dirndln müßten blind g'wesen sein, wenn sie nit g'merkt hatten daß was in der Luft liegt. Und blind waren sie nit, die Uracher Dirndln, ganz und gar nit. Aber g'wußt haben alle miteinander halt doch nix. Eine ausgenommen, die Kathl z' Obing. Aber die iagts nix, — mei, ist völlig kein Ehristenmensch so was — nit? Und das kam so. daß die Kathl da mehr wußt wre dis andern. Der Heiscn Franzl ist ihr denselben Sonntag beim Stiegl begegnet und hat ihr's gesagt, daß nix nit is z' Urach ohne Musi. Der Kathl ihre Brüder haben auf der Nacht so am Herd davon g'redet, daß a eigne Musi da völlig was nett's wär, — aber wo lernen? „Lapp," sagt die Kathl, — „wo der Heiscn Franzl Füh rer g'wesen is bei der Kaiserjägermusi z' Wien. Da fraget a Kuh lang, weil's dumm is, die — Kuh." So wurde die Kathl Mitglied der konstituierenden Ver- sammlnng in Urach, die den Zweck hatte, eine Verschwörung ins Leben zu rufen, von einer Tragweite, die. heute wohl noch niemand ahnte Die Kathl gab auch einen zweiten guten Rat und was mehr war, sie hielt ihn auch als glän- zendes Beispiel hoch. Sie meinte nämlich, so eine Sache lei wie eine bessere Liebschaft, die, wenn's alle Leut wissen, a recht a dumm's G'spusi wird. „Hast leicht reden, Kathl," meint einer ihrer Brüder, — „als ob ma d' Musi stadt (still, ohne Laut) lernen kunnt" „Mei," sagt die Kathl. — „stad lernen, dös verlangt niemand. Eeht's außi in unsern Stadel, den auf der Lerck- wies'n moan i, da scid's um und um ganz alloan." „Wahr is," meinen die Buam. Und so ist's halt kommen, daß nach vier, fünf Wochen von Wien vier großmäckstigc Kisten einlangten. Die Bötin bat s' mit ihrem Esel gar nit können bringen. Ist der Sbinger Mart extra auf die Bahn g'fahren drum. „Tic Instrumenten sein da!" hat's am andern Tag g'heißen, und blißt und glanzt hab'n s' schon in der Sonn. — mei Liaber, grad fürkommen ist dir, der Herrgott dent mit'm Finger draus. Schön, schön, grausig schön! Und eine Freud haben sic g'habt, die Uracher Buam' Ter halbe Himmel ist ihnen nit so schön fürkommcn. Ter .Weisen Franzl freist, der hat glei Woltern ein args Fegseuer draus g'macht. „Nit anrührcn," sagt er — so einer, nit? ! — nit anrührcn. bis ihr nit die Noten kennt." Selb ist weiter hart g'wes'n, aber er bat g'sagt, wenn s' nit folg'n, nachher tät er nit mit. Also haben die Buam halt g'solgt. Wie oft unter der Wochen sich aber der ein . und der andere heimlich zum Lcrcbwiesstadl g'schstcben bat. i grad die wunderschönen Instrumenten anzuschaucn, das, ! wer das wüßte! Mei, wie anders wär's nit aus der Welt. wenn die Menschen auch wie z' Urach die Buam manches , Mal einen Blick in den Himmel tun könnten. — Tie Buam babstr in etwa drei Wochen schon die Noten lönnen und das is viel, — denn was G schriebnes lesen, selb wird doh a Kunst sein, nit? Und nachdem ist richtig s Blasen angangen. Tas bat ! waS braucht! Jede Nackt bis tief, tief gegen Mitternacht war große musikalische Reunion im Lerchwic-Sstadel. lind an Eifer hab'n die Buam g'habt, noh übers Hcuzich'n ist dersclb gangen. So ist's Winter worden und kalt, aber das ; macht dob nir nit. s Lichtmeß war schon vorbei, da sagt der alte Pcderdauer ^ zu seinem Buam einmal: „Hart glaab'n tna ih's, Sepp. daß du io a Wciberleutiger (einer, der den Törslerinnen i nackstäuit) bist, — bab nie früher was g'spürt." „Jb. Vater, was fallt Enk ein! Tic Wciberleut iein alle wia's Kindermuaß. Bald selb frisch guat war, ait ist'S z' boaß. und bald's kalt is. is nimmer zum mög'n," mal der Sevvl draui.