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O W Feierabend > Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 1 Sonntag den 5. Januar M3 Besuch «rin A>erhiracht»krrj»z>lern. (Zum Dreikönigsfest) r^oll Dank und Mitleid wieder ^ Mein Nerz dich, Lindlein, grüßt, Hier, wo die zarten Glieder Das rauhe Holz umschließt; Du hast kein Bett, kein Stüblein warm, Du liegst so hart, du bist so arm. — Leis tönt's zurück: Sei stille! was einst geschah an mir War Gottes weiser Wille. Gern nehm' ich jetzt von dir Was du mir in den Brüdern gibst, Erkennend dran, wie du mich liebst. Kann ich für deine Ehre Sonst nichts tun? Lindlein sag'! wie jene weit vom Meere Dem Sterne zogen nach. Bin ich bereit, mich dir zu weih'n Und keine Müh' für dich zu scheu'n. Sanft mahnt der Gottesknabe: So denk' der Dankespflicht! Bring' treu Gebet und Gabe Mir um des Glaubens Licht Für ferne Heidenvölker dar. Die Götzen opfern am Altar. In meiner Liebe Fülle Lieg' ich im finstern Land In Brots- und Weineshülle, Des Lebens Unterpfand, Mft mehr noch als im Stall verkannt. In Hütt' und Höhle dort verbannt. Und muß voll Sehnsucht warte» Bis man mein Haus gebaut, Bis Wildnis wird zum Garten Und Glaubensmorgen graut. Bis ich die Herzen, frei vom Wahn, In Lhristenherzen wandeln kann. Hilf lösen, ach, hilf retten, Dir Sklavenfessel quält! Brich durch Gebet die Letten» Die Satans Vxfer hält! In Windeln ward ich eingeengt, Hab' alle Bande so gesprengt. Denk' auch der Marterqualen, Der armen Lleinen Not, Die, ausgesetzt, verfallen Dem grausen Hungertod. V kauft fie los! Erbarmet euch! „Denn ihrer ist das Himmelreich!" Hab' Dank für deine Lehre! Und für das Arbeitsfeld Die Boten segne, mehre. Die geh'n in alle Welt. Gib. daß durch Fleiß und Eifer wird Bald eine Herde und ein Hirt! Heut', da Vertreter kamen Der Heidenwelt zum Stall, Bitt' ich in Christkinds Namen: Beglückte Christen all Helft, unterstützet die Mission Um überreichen Gotteslohn! G gib du selbst de« Segen Geliebtes Jesukind! Nimm huldvoll hier entgegen Der Lieb« Angebind': Gebet und Spende», Dpfer auch. Nimm Myrrhe, Gold und weiheranchi D- E- - ^ Sin«!«- »ch da Kkfchieitug »es Km». Evangelium: Rückkehr nach Nazareth LukaS 2, 42—82. Jesus, unser Wegweiser, Wanderstab und Reiseziel inr Jahre 1913. Glückseliges neues Jahr! — so tönt es heute aus Mil lionen Munde. Es ist eine schöne Sitte, am NeujahrSmor- gen einander diesen Gruß zuzurufen. Wir stehen am Ronde zweier Jahre und blicken dem scheidenden Jahre 1912 noch. Wie ein kummervoller Mensch an dem Ufer eines reißenden Stromes fitzt und in seine Fluten hinabstiert, welche oben sein Kostbarstes verschlungen, was er besessen, so blicke« wir am Gestade des Zeitenstromes der letzten Welle des dahin» geflossenen Jahres noch, welche das Kostbarste, was der Mensch auf Erden besitzt, die Zeit nämlich, und die Zeit vo« einem ganzen Jahre, unwiderruflich mit sich fortgerissen hat. Wehmut befällt uns dabei, und wir wenden uns um. blicken vorwärts in das neue Jahr, um womöglich einer freundlichen Aussicht uns zu erfreuen. Wer es ergeht uns nicht besser. Ein undurchsichtiger Schleier entzicht unsere« Blicken, was die Zukunft in ihrem Schoße birgt. — So ist trotz aller freudigen Wünsche der Neujahrsmorgen ein ernster, ein bedeutungsvoller für den Christen, der an Rechenschaft und Ewigkeit glaubt, ein wehmütiger für die Seele, die sich auf sich selbst besinnt. Da hat denn die Kirche an diesem Morgen uns an einen Name« erinnert, der Ver trauen in die Zukunft einflößt, der freundlichere Ausblicke eröffnet, der als Leitstern für das zu durchwandernde Jahr uns dienen soll, der Name Jesus. „Als aber acht Tage um waren, ward ihm der Name Jesus gegeben," Luk. 2, 21, auf daß er einem jeden für die Wanderung durch das neue Jahr bezeichne den Wegweiser, den Wanderstab und das Reiseziel. Wer in den öden, von Menschen nur spärlich bewohnte« Gegenden schon gereist ist, wen sein Weg auf unwirtliche Pfade und finstere Wälder geführt, der hat es erfahren, wie erfreulich es für den Wanderer ist, wenn Wegweiser ange bracht sind, an Lenen er sich orientieren kann. Und wer in dem Getriebe der Menschenwelt sich umgesehen, die vielfach verschlungenen Wege sich betrachtet, auf denen der Mensch so leicht auf Irrwege gerät, wo dicht neben dem geraden der Rechtschaffenheit auch die Schleichwege der Ungerechtigkeit herlaufen, neben dem dornigen der Entsagung auch der rosenbestreute der Sinnlichkeit sich hinschlängelt, und neben dem schmalen Wege des Lebens die breite Straße des Ver derbens sich bemerklich macht, wo es oft plötzlich aus heiteren Gefilden des Glückes, in die finsteren Schluchten des Un glücks hineingeht, der muß wünschen, daß ihm ein untrüg-. licher Führer für seine Wanderung durchs Erdental mit- gegebcn werde. An dem Eingänge der 365tägigen Wande rung setzt die Kirche dir als Wegweiser den Namen Jesus. „Folget ihm nach," so lautet ihr Ruf, „denn er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben."