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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 12. Dienstag, den 23. März 1852. Berauschtes. Dresden, 15. März. Am vergangenen Sonnabend Abend erschoß sich in Nr. 30 am See allhter der Schneidermeister Samuel Ludwig Lange, wie man sagt, in Folge destruirtcr Ver hältnisse. Man fand den Kopf ganz zerschmettert und von dem Knall waren sogar einige Fenster scheiben zerschmettert. Die Pistole ist warschein- lich mit Wasser gefüllt gewesen. Vergangene Woche hat sich ein Trainsoldat (Rekrut), um vom Militärdienst loszukommcn, ein Stück Zunge und dann auch noch das linke Ohr abgeschnittcn. Man sand den Unglücklichen im bewußtlosen Zustande und sagte ihn am Sonn abend todt, er lebt aber noch, doch wird er die Sprache wohl nie wieder erhalten. Brab schütz, 13. März. In verwichener Nacht wäre beinahe eine ganze Familie durch Er stickung mittelst Kohlendampfes um das Leben ge- komme». Der Besitzer der hiesigen Schenke, Au gust Voigt, schlief mit seiner Frau und icinen zwei Kinder» in einem neben der Schcnkstube befindlichen Zimmer, in welchem die Kochmaschi- nenthüre und die Einfeurung deS Stubenofens angebracht ist. Von hier aus war soviel Slick lüst ausgeströmt, daß die Schlafenden vielleicht alle erstickt wären, wenn Voigt nicht zum Glück zeitig genug erwachte, um mit Mühe Lärm zu machen. Durch schnell herbeigeschafften ärztlichen Beistand gelang es. Alle zu retten; sie befinden sich jetzt insgcsammt außer Gefahr. Möge auch dieser Vorfall dazu beitragen, in Bezug auf die Kohlenfeuerung mit nöthiger Vorsicht zu verfahren und die Maßregeln zu beachten, welche von der K. Kreisdircction alljährlich (s. Nr. 58 d. Blat tes vom v. I.) veröffentlicht werden. Nach den „Gränzbolen" beträgt der Papier bedarf Leipzigs mit 143 Buchhandlungen und zahl reichen Druckpressen etwa 15 Millionen Pfund jährlich. Der größte Theil davon muß aus Preu ßen, Baiern, Würtemberg und Baden bezogen werden, da die gejammten sächsischen Papiermüh len kaum 7 Millionen Pfund liefern können. Bremen, 12. März. (Wes.-Ztg.) Gestern Abend sind wir Zeugen eines Sc and als gewesen, welcher unerhört in den Jahrbüchern unsrer Stadt genannt werden darf. Eine Rottesgemeinen Pöbels, von Branntwein und Fanatismus berauscht, drang in die St.-Martinikirche, als in derselbe» gerade vom Pastor Wimmer der Abend-Gottesdienst ge halten wurde, und unterbrach die Predigt mit - wüstem Lärm, Geheul und Pfeifen. Die Ermah nung des Predigers, daß sie das Haus Gottes achten möchten, blieben wirkungslos, und als es gelungen war, einen Theil der Ruhestörer aus der Kirche hinauszudrängen, erneuerte sich der Lärm vor der Thür derselben. In die Klänge der Orgel und des Gesäuges der Andächtigen mischte sich das Wuthgebrüll des Haufens, welcher erklärte: „Wenn Dulon nicht mehr predigen soll, dann soll Wimmer auch nicht auf die Kanzel stei gen, u. s. w." Als der Wagen vorfuhr, der den Pastor Wimmer nach Hause führen sollte, riß man die Pferde von der Deichsel, unter Wiederholung derselben lebensgefährlichen Drohungen. Erst ziemlich spät ward durch Polizeimannschaft und ein von der Hauptwache entbotenes Pkquet del» Scandale ein Ende gemacht. Ob cs gelungen ist, einige von den Rädelsführern zu verhaften, haben wir noch nicht in Erfahrung gebracht; hof fentlich ist dies der Fall. In einem Dorfe in der Nähe von Königs berg wurde am 1. März eine sterbende Frau, welche Verlangen nach dem Prediger und dem heiligen Sacramente trug, dadurch mystificirt, daß ein leicht finniger Mensch einen Talar und Kragen impro- vistrte und der schwachen Person das heilige Mahl zu reichen sich erfrechte, und zwar in Grog. Die Anklage gegen den Spötter ist erhoben. (München, 29. Febr.) Gestern, Samstag Nachmittags um halb fünf Uhr, ereignete sich nahe der Logenhauser-Brücke das Unglück, daß ein Mensch mit einem Gespann Ochsen und Wa gen von den Wellen und der Strömung der Isar ergriffen und fortgeriffen wurde. Bald sah man nichts mehr, als die Köpf« der mit den Wogen und zertrümmerten Wagen kämpfenden Stiere — der Knecht verschwand in den Fluthen —, da auf einmal im Angesicht von Hunderten, die nicht ret ten konnten, stürzte sich ein Herr mit seine»! aus.-