Karneval im Rheinland und anderswo .Warum ist es am Rhein so schön?', fragte bereits 1928 ein bekanntes Volkslied und gab selbst an erster Stelle den Grund an: .Weil die Mädel so lustig und die Burschen so durstig.' Sind sie das nicht anderswo auch? - mag man erwidern. Das sind sie wohl, aber zur soeben begonnenen fünften Jahreszeit sind die Menschen am Rhein nun mal ganz besonders lustig und durstig - zumal im Köln-Düsseldorfer-Raum. Dort hätte auch niemand etwas dagegen, bereits im Dezember schon ein wenig zu schunkeln. Dass also durch dieses Programm voller karnevalesker Romantik ausgerechnet der Rhein mitten hindurchfließt, hat seine Berechtigung. 1850 zog es auch Robert Schumann in diese närrischste deutsche Region. Im April des Jahres ernannte ihn die Stadt Düsseldorf zu ihrem neuen Musikdirektor. Ein öffentliches Amt! Wie lange hatte Schumann gehofft, durch die Übertra gung eines solchen sich der Anerkennung sicher zu wissen, die er so schmerzlich vermisste. Gesundheitlich angeschlagen, depressiv verstimmt, irritiert von den Vorgängen der Revolu tion in Dresden, machte sich Schumann nur allzu gerne auf den Weg an den Rhein. Ob ihn auch der rheinische Karneval reizte oder doch eher abstieß? Man weiß es nicht. Tragisch bleibt seine Verbindung zur fünften Jahreszeit allemal, denn ausgerechnet am Rosenmontag 1854 stürzte er sich in den Rhein, um seinem Leben und Leiden ein Ende zu bereiten. Man rettete ihn, und mutmaßlich geleitete ihn eine Horde Narren zurück in die Wohnung an der Bilker Straße. Vierton-Faschingstreiben Das Maskenspiel der Karnevalsjecken müsste Schumann zu anderen, lebensfroheren Zeiten in seinem Leben allerdings gefallen haben. Liebte er es doch, musikalisch in andere Rollen zu schlüpfen, ein Alter Ego sprechen zu lassen und sich Charaktertypen auszudenken. „Carnaval" heißt sogar sein Werk, in dem er es dahingehend richtig bunt treibt. Fünfzehn Jahre bevor er ins Rheinland zog, hatte er zur Karnevalszeit den Zyklus für Klavier komponiert und darin seiner ehe maligen Verlobten Ernestine von Fricken ein musikalisches Denkmal gesetzt: Ihre Familie entstammte der böhmischen Stadt Asch, deren Buchstaben - in die Töne A-Es-C-H übersetzt - das musikalische Ausgangsmaterial der 22 kurzen Charak-