Werkeinführungen Verlauf es zu orgiastischen Ton- und Akkordrepetitionen und wilden klanglichen Überlagerungen kommt. Sergiu Celibidache bezeichnete den Kopfsatz als „das Schwierigste in der ganzen sinfonischen Literatur“. Das Allegretto in a-Moll beginnt und schließt jeweils mit einem Quart ¬ werfen“ (Robert Schumann). Das Finale (Allegro con brio) geht in seiner Radikalität noch über den Kopfsatz hinaus. Die Akkordrepetitionen führen zu teilweise abenteuerlichen Dissonanzen. Gleichzeitig verstärkt Beetho ven den Höreindruck durch Sforzati auf den unbetonten Zählzeiten. Vieles Sextakkord ohne Auflösung. Zwischen diesen „unerhörten“ Rahmenak korden erklingt einer der bemerkenswertesten Sätze aus Beethovens Sin an Beethovens 7. Sinfonie muss damals nicht nur verblüffend, sondern geradezu verrückt gewirkt haben: die Übersteigerung des rhythmischen fonien: ein ergreifender Trauermarsch, der durch die ständig variierte Wiederholung der Kernfigur eine beinahe hypnotische Wirkung entfaltet. Nach dem entrückten Schluss des Allegretto holt das stürmische Presto in F-Dur den Hörer auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit der Betonung des Auftakts stört Beethoven empfindlich das Rhythmusgefühl. Die übliche Dreitei- ligkeit des Scherzos erweitert er zur Fünf teiligkeit. Humorvoll zeigt sich Beethoven am Ende des Satzes: Das letzte Presto scheint mit einem charakteristischen Hal teton in einen sechsten Abschnitt über zuleiten. Tatsächlich erklingt kurz dessen Motiv, das sich jedoch sofort nach Moll wendet, bevor ihm durch fünf Tuttischläge der Garaus gemacht wird: „Man sieht den Komponisten ordentlich die Feder weg- Ludwig van Beethoven (Joseph Karl Stielers) Elements bis an die Schmerzgrenze, die bewussten Verstöße gegen Konventionen, die überstark kontrastierenden Sätze. Ge rade deswegen ist die „Siebte“ ein bahn brechender Schritt, ohne den Beethovens Spätwerk undenkbar wäre. Richard Wagner fasste die Sinfonie als dionysischen Tanz auf: „Aller Ungestüm, alles Sehnen und toben des Herzens wird hier zum wonnigen Übermuthe der Freude, die mit bacchantischer Allmacht uns durch alle Räume der Natur, durch alle Ströme und Meere des Lebens hinreißt, jauchzend selbstbewusst überall, wohin wir im küh nen Takte dieses menschlichen Sphären tanzes treten. Die Symphonie ist die Apo theose des Tanzes selbst.“ Robert Waltemath