dieser Sätze ebenso wie die Stilelemente des Jazz, den Maurice Ravel kurz zuvor auf einer USA-Tournee vor Ort kennengelemt hatte, entsprechen ganz der Mode der 1930er Jahre. Atemlos wie die Zeit ist auch diese Musik, ein jagendes Treiben ohne Unterlass. Ohne Unterlass? Das hieße den Mittelsatz zu übersehen. Und dieses langsame Adagio assai ist der längste der drei Konzertsätze, eine Art himmlisches Zentrum im irdisch-geschäftigen Rahmen, eine Kristallkugel zwischen Dampfmaschinen. Ravel hat diesen Satz angeblich »Takt um Takt« (Ravel) dem Mozart- Klarinettenkonzert entlehnt: Dem Mozart-Material unter legte Ravel eine eigentlich wesens- und taktartfremde Walzerbegleitung, die Schwerpunkte von linker und rech ter Hand verschieben und widersprechen sich. In dieser Konstruktionsform, schlichtes Material unverschmolzen zueinander gestellt, erinnert der Satz letztlich allerdings weniger an Mozart als an Erik Satie - er wirkt innig und autistisch zugleich. Wenn er vielleicht ein wenig skrupelloser gewesen wäre. Wenn er sich selbst nicht immer wieder so »dummdreist« gefühlt hätte. Wenn er nicht ständig die Ohren gespitzt hätte, ob er nicht den »Riesen [gemeint war Beethoven] hinter sich marschieren« hörte. Und wenn er sich nicht obendrein noch von seinen Kollegen hätte irritieren las sen. Wer weiß, das »Großprojekt Erste Sinfonie« hätte Johannes Brahms sicherlich geschlagene zwei Jahrzehnte eher vollenden können. Aber die Entstehungsgeschichte seiner ersten Sinfonie ist von vorne bis hinten eine Ge schichte von unerbittlicher Selbstkritik, von ungeheuren Ansprüchen, von Erwartungshaltungen und Erfolgsdruck. Kaum ein Komponist des 19. Jahrhunderts hat den Riesen Beethoven so sehr im Nacken gespürt wie Brahms. Relativ unbekümmert hatte etwa Robert Schumann im Januar 1841 seinen sinfonischen Erstling zu Papier gebracht. Quasi durch die Hintertür kam Felix Mendelssohn Bartholdy zu seiner ersten groß besetzten Sinfonie. Und selbst Bruckner war zwar bereits über vierzig, als er mit seiner ersten Sinfo nie in die Öffentlichkeit trat, hatte aber nicht ganz so lange über dem Werk gebrütet wie ungefähr zur selben Zeit Brahms. Sein »Ding«, wie Brahms die Erste immer wieder