nen anderen Orten im Rheingau. Die Arbeit ging ihm rasch von der Hand, das war im Sommer 1883. Und im Dezem ber dieses Jahres führten die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Hans Richter das Werk im Musikver einssaal vor - bis auf die Wagnerianer - großartig jubelndem Auditorium zum erstenmal auf. Einen Monat später diri gierte Brahms selbst seine neue Sinfonie in Berlin, wenige Wochen später lei tete Franz Wüll- ner in einem großen „Berliner Philharmoni schen Konzert“ die Sinfonie, Brahms spielte sein zweites Kla vierkonzert. Kurz darauf bereiste Brahms Deutschland und Holland, wo er als größter lebender Sinfoni ker geehrt wurde. Während die Streicher im Kopfsatz das fallende Hauptthema intonieren, steigen die Bässe und die Posaunen aus der Tiefe mit dem Kernmotiv an: „f-as-f“ kontra stieren sie das „f-a-f“ der hohen Strei cher. Volksliedhaft und innig verläuft der folgende Satz, der umgeformt nach wenigen Takten das Kernmotiv erklin gen läßt. Von der Willkür des Dirigenten hängt das im charakterlich schwebende Cellothema des dritten Satzes ab, Anmut und Traurigkeit verinnerlicht diese stockende Melodie. Ebenso geheimnisvoll hebt der Finalsatz an, mit schleichender Unruhe gehen Streicher und Fagotte im Unisono. Damit das „Frei“ aus dem Leitthe ma zum Zuge kommt, erhält sich die Stim mung dieses Satzes mit einem prächti gen dritten Thema in den Celli und den Hörnern. In den Oboen flammt das leib haftige Leitthe ma nochmals I auf, bevor sich die Sinfonie ins Pianissimo lang sam zurückzieht. Antonin Dvorak, ein Brahmsfreund und kun diger Kollege, fasste in einem Brief an den Verleger Simrock den großen Reiz dieser Sinfonie zusammen: „Es ist eine Stimmung darin, wie man sie bei Brahms nicht oft findet! Welch herrliche Melodien sind da zu finden! Es ist lauter Liebe und das Herz geht einem dabei auf. Denken Sie an meine Worte, und wenn Sie die Sinfonie hören, wer den Sie sagen, daß ich gut gehört habe.“ Bülow und Brahms