DRESDNER O PHILHARMONIE I m Frühjahr 1914 hatte Sergej Prokofjew die Dirigier- und Klavierklasse des St. Petersburger Konservatoriums mit Glanz absolviert. Zu dieser Zeit aber war er in bestimmten Kreisen schon kein Unbekannter mehr, denn sowohl mit seinem er sten Klavierkonzert (1911/12) als auch kurz da nach mit seinem zweiten (1912/13) hatte er für regelrechtes Aufsehen gesorgt. Die Meinungen darüber gingen nicht nur beim Publikum, son dern auch in Fachkreisen weit auseinander. Eini gen war seine Tonsprache völlig unangepaßt, und sie rechneten ihn zum verhaßten „äußersten Flü gel der Modernisten“, anderen gefiel gerade sei ne „Modernität“, und man freute sich, daß er „in seiner Kühnheit und Originalität viel weiter als die zeitgenössischen Franzosen“ ging. Und so war ebenso von jubelnder Zustimmung die Rede wie von „musikalischem Dreck". Den jungen Kompo nisten aber schienen negative Äußerungen nicht zu beeindrucken, war er doch von seinem Weg überzeugt und wußte entscheidende Persönlich keiten hinter sich. Die prophetischen Worte des einflußreichen Kritikers W. G. Karatygins sollten sich bald schon bewahrheiten, geschrieben, als die übrige Petersburger Presse nach der skan dalösen Uraufführung des zweiten Klavierkonzer tes gegen Prokofjew heftig zu Felde zog: „Das Publikum hat gezischt. Aber das Ganze hat nichts zu bedeuten. Zehn Jahre später wird es das Gezische von gestern durch einmütigen Beifall für einen neuen berühmten Komponisten von eu ropäischem Rang wiedergutmachen.“ Immer häufiger tauchten jetzt Prokofjews Kom positionen in den Konzertprogrammen auf. Sein Name wurde Teil der Petersburger Salons und Theaterkreise. Und sogar Sergej Diaghilew, der später in aller Welt hochgeschätzte Ballett- Impresario, begann, sich für ihn zu interessieren und beauftragte ihn mit einer Ballett-Kompo sition („Ala und Lolly“). Das war insofern bedeut sam, als dieser Mann, selbst weder Musiker, Maler oder Dichter, auch nicht Tänzer oder Choreo- geb. 11. (23.) 4.1891 in Sonzowka (Ukraine); gest. 5.3.1953 in Moskau 1904- 1914 Studium am Peters burger Konservatorium: Komposition bei A. Lja dow, Instrumentation bei N. Rimski-Korsakow, Klavier bei A. Jessipowa, Dirigieren bei A.Tsche- repnin 1914 Londonreise 1918 Emigration, Amerika und zeitweilig längere Aufenthalte in Europa 1923 Paris, erneute Zusammenarbeit mit Diaghilew seit 1927 regelmäßige Besuche der Sowjetunion bis zur vollständigen Rückkehr 1936 1936 „Peter und der Wolf" 1948 „Formalismus- Beschluß" des ZK der KPdSU, verbunden mit Angriffen auf Prokofjew 1951/52 Siebente Sinfonie