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DRESDNER PHILHARMONIE In all seinen Kompositionen scheinen gewisse vi suelle Anregungen, Eindrücke und Formvorstel lungen eine äußerst gewichtige Rolle gespielt zu haben. Strawinsky verstand seine eigene Musik als etwas Körperhaft-Begreifbares, die in einem Bewegungsspiel mündet und als eine schlichte Aufeinanderfolge von Spannung und Entspan nung zu verstehen ist. Seine Musik ist das Pro dukt einer kunstvollen Stilisierung, sie ist bildhaft und tänzerisch, auch wenn er selbst einst mein te, seine Musik sei „unfähig, irgend etwas aus zudrücken“. Und so ist es wohl kaum ein Wunder, daß gerade sein kompositorischer Weltruhm mit Ballettmusik begann, mit „L’oiseau de feu“ (Der Feuervogel, 1910) und „Petruschka“ (1911), also mit der Charakterisierung von Personen oder Situationen in bewegten Bildern, einem Schema, dem er zeitlebens folgte, auch in seinen Sin fonien und Konzerten, sogar in seiner Kammer musik. Der junge Strawinsky konnte von einem ausge sprochenen Glücksfall reden, in St. Petersburg auf den Förderer neuer Kunst und späteren Ballett- Impresario Sergej Diaghilew getroffen zu sein (1909). Dieser Mann hatte damit begonnen, die russische Kunst, vor allem Musik und Tanz, mit seinen „Ballets Russes“ in die Welt zu tragen und sich wie kaum jemand sonst für junge, begabte Künstler einzusetzen und sie durch Aufträge zu fördern. Sowohl „Der Feuervogel“ als auch „Pe truschka“ waren das Ergebnis solcher Förderung und brachten dem Komponisten riesige Erfolge in Paris. Auch in späteren Jahren, als er längst nicht mehr fördernde Hilfestellungen benötigte und be rühmt war, beschäftigte er sich noch mit dem Ballett. Hinzu kam, daß ihn immer wieder Auf träge erreichten, die er auch - teilweise wenig stens - anzunehmen geneigt war. So entstand im Jahre 1936 Jeu de cartes (Das Kartenspiel) im Auftrag des neugegründeten „American Ballet“. Strawinsky sagte gern zu. Als Sujet für die Arbeit Seit 1906 war Sergej Diaghilew als Vermitt ler russischer Kunst im westlichen Ausland unterwegs, reiste seit 1909 mit seinem „Russischen Ballett" durch Europa und Amerika und erlangte innerhalb kürzester Zeit Weltruhm. So arbeitete er auch mit Strawinsky zusammen, dessen Ballettkompo sitionen anfangs Diaghilews Truppe nachhaltige Erfolge in Paris bescherten, und beauftragte weitere hoffnungsvolle Komponisten mit neuen Werken, darun ter Satie, de Falla, Poulenc, Auric u.a„ ebenso Prokofjew. Diaghilew fand schließ lich auch bei anderen Künstlern wie Cocteau als Autor und namhaf ten Malern wie Picasso, Matisse, Rouault, Utrillo, Chirico aufge schlossene Partner. Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten