Zum Programm DRESDNER O PHILHARMONIE A ls die Universität Breslau im März 1879 Johannes Brahms den Titel eines Ehren doktors verliehen hatte, eine Auszeichnung, die dem Meister viel bedeutete, wollte er sich natür lich gebührend bedanken. So komponierte er ei ne Konzertouvertüre, die ihm aber für diesen freudigen Anlaß zu ernst geriet. Er nannte sie „Tragische Ouvertüre“ und schrieb - dies sei der Vollständigkeit halber erwähnt - ein neues Werk, die „Akademische Festouvertüre“, der ein zün dender Erfolg beschieden war. Die düstere Zwil lingsschwester aber blieb seither ein Werk für Kenner, die ihren Brahms hauptsächlich von sei nen tiefernsten Seiten lieben. Anders verhielt es sich mit seinem Doppelkon zert, komponiert im glücklichen Sommer 1887 an den herrlichen Ufern des Thuner Sees in der Schweiz. Es ist eine geistvolle Komposition von sinfonischem Format mit viel Raum für solistische Entfaltung. Obwohl es weitaus seltener als ande re Konzerte des Meisters aufgeführt wird, offen bart es eine Fülle mannigfaltiger Schönheiten und steht unbestreitbar gleichberechtigt neben den anderen großen Orchesterwerken von Brahms und verfehlt nicht seine Wirkung. Und am Schluß des Programms steht die 1. Sin fonie von Brahms, ein Werk des Dreiundvierzig jährigen. Erst nach langem mühevollen Ringen mit der sinfonischen Form konnte der Komponist sich dazu bekennen, endlich eine Sinfonie fertig gestellt zu haben und dieses Werk in die Öffent lichkeit entlassen. Heute gehört diese Sinfonie nicht nur zu den immer wieder gern gehörten Brahmswerken, sondern mit zu den am meisten aufgeführten Kompositionen überhaupt, ist es doch ein Werk von größter Meisterschaft und höchstem Anspruch. Das gesamte Programm ist Bestandteil eines kurz vorher absolvierten Gastspiels (22./23. Januar) in Salzburg (Großes Festspielhaus).