erschien, den er „hinter sich marschieren hört", müsse man nach ihm Sinfonien schreiben, die „ganz anders aussehen". Und deshalb versuchte es Brahms denn auch immer wieder und fand seine Mittel für einen eigenen Weg. Er blieb zwar einer überkommenen Tradition treu, bediente sich auch traditioneller Form ¬ modelle, unterschied sich aber insofern von Beethovens Art, Themen aufzustellen und zu verarbeiten, sie rhyth misch auszubeuten und motivisch zu zerklei nern, als er weitaus mehr Wert darauf legte, größere melo dische Zusammen hänge zu formen durch kleinste mo tivische Substanz, die oftmals einem Werk als Keimzelle vorangeht. Arnold Schönberg, der Zwölf toner, nannte dieses Kompositionsverfahren „entwickelte Variation" (und benutzte es selbst). Diese motivischen Beziehun- Der Komponist in seinem vierzigsten Lebensjahr gen innerhalb eines Werkes schlie ßen das Ganze zusammen, bilden eine geschlossene Form. Brahms gewann darüber hinaus seine Spannungsfelder aus wirklichen Raumbeziehungen, gegensätzlichen musikali schen Parametern, nicht so sehr aus kontrastie renden Themen in der Art seiner Vorgänger. Er setzte hoch und tief gegeneinander, weit und eng, dicht und locker, kammermusikalische Ele mente gegen orchestrale Ballungen und heroi sches Pathos gegen lyrische Versonnenheit. Er mischte Gefühle und Empfindungen, benutzte ebenso volksliedhafte Einfachheit wie kunstvolle