Höhe und Ende gefunden habe und jetzt nur durch das Musikdrama abgelöst werden könne, Brahms hingegen meinte, daß die überkommenen musikalischen Gattungen und Grundformen in ihrer Eigenart gepflegt werden müßten und neu zu erfüllen seien. Das schließt natürlich Lied und Chorwerk ein, obwohl hier Textvorlagen notwen dig wurden und eine Wort-Ton-Beziehung mit entsprechender Ausdeutung vorgegeben er scheint. Für Brahms aber war gerade das Lied, das Volkslied ein Quell aller Musik. Dessen Tonfall und Duktus waren seine Inspirationsquelle, und die Orientierung am klassischen Modell wurde sein Bestreben. Durch sein intensives Studium der alten Meister - Brahms war zeitweise Mitheraus geber der Bachgesamtausgabe - erlernte er viel von deren handwerklichem Geschick. Mit Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert fühlte er sich innerlich verwandt. Da Beethoven ihm als „Riese“ Franz Liszt sammelte während seiner Wei marer Zeit (1849-1861) bedeutende Musiker als Mitstreiter um sich und förderte dadurch Auf führungen beispielswei se der Programmsin fonie, wie sie Berlioz entwickelt hatte, und des Musikdramas (Wag ner). Diese Gruppe, anfangs „Zukunfts musiker" genannte gab sich den offiziellen Beinamen „Neudeutsche Schule" und trat gegen die Musik „Konserva tiver" auf, die sich aus drücklich der klassischen Tradition verpflichtet fühlten (Mendelssohn, Schumann, Brahms).