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DRESDNER (J PHILHARMONIE lerische Herkunft vergessen, sein gesangsfreudi ges Heimatland Italien und die bedeutende Operntradition, die stets von der menschlichen Stimme ausging. Unter seinen Händen entstan den die großen, empfindungsdurchglühten me lodischen Bögen und die späterhin so berühmt gewordenen durchgestalteten Chor- und Ensem bleszenen. Hierin ist Verdi einen ganz anderen Weg gegangen, als er es beispielsweise Wagner bei seinen musikdramatischen Versuchen vor schwebte. Der Italiener kam vom Gesang her und machte dessen Melos zur Grundlage der Orche sterbehandlung, während der Deutsche, auf dem sinfonischen Prinzip aufbauend, auch die Sing stimmen instrumental führte. So ist es vor allem der Gesang, der uns bei der Oper Der Troubadour („II Trovatore“) in beson derem Maße berührt, um so mehr, als der recht diffuse Handlungsablauf den Regisseuren man cherlei Gedankensprünge abzuverlangen scheint, um dieses Werk auf der Bühne wenigstens eini germaßen verständlich zu machen. Da die Hand lung höchst unrealistisch und schwer zu insze nieren ist, steht die Musik tatsächlich mehr als der dramatische Handlungsablauf im Vorder grund. Es geht um Haß, der neuen Haß erzeugt und übermächtig wird. Es geht um Liebe, die kei ne Chance bekommt. Kämpfe finden statt. Wir erleben Gifttod und Brudermord, Zigeunerlager, Racheschwur und Scheiterhaufen - ein Drama elementarer menschlicher Leidenschaften, ein tragisches Spiel reiner Grundaffekte wie Liebe, Eifersucht und Muttergefühl. Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei weib liche Figuren und deren Beziehungen zu zwei Männern: Azucena, eine Zigeunerin, und die Hofdame der Königin, Leonora, dazu beide Gegenspieler, sowohl Rivalen aus Liebe als aus politischem Kalkül: der Troubadour Manrico und der Graf Luna. Eine Zigeunerin ist schuldig, ein Grafenkind verhext zu haben, und wird unschul dig verbrannt. Im Todeskampf fordert sie von ih- Im 11. Jahrhundert traten einige Ritter | erstmals als Dichter- | Sänger (Troubadours) in jenem Teil Südfrank reichs auf, in dem die „langue d'oc" gespro- j chen wurde, der | Provence. Ihre Art, zum Lobe der „Herrin" zu musizieren, verbrei- | tete sich über viele Länder Europas. In Nordfrankreich nannte man diese Sänger „Trouveres", l im Spanischen sprach man vom „Trovador" bzw. „Trobador", in j Italien vom „Trovatore“, die Engländer hatte ihre „Minstrelsänger" j und im deutschspra- | chigen Raum waren sie als „Minnesänger" bekannt.