Landes gegangen. Schostakowitsch blieb in seinem Vaterland und unterwarf sieb schließlich einer Doktrin, sicherlich nicht nur aus reinem Opportunismus, lind dennoch wurde er von der Partei gemaßregelt und mußte sogar mehrfach versuchen, seinen Kopf aus einer bereits geknüpften Schlinge zu ziehen. So ging er in eine innere Emigra tion und spielte - das ist sehr wohl zu ver muten - die Rolle eines „Gottesnarren“, der hinter der Maske der Einfältigkeit die Wahr heit zu verkünden versucht. Er wollte, muß te überleben und durfte sich, um vor sich selbst zu bestehen, dabei nicht verraten, sei ner eigenen Linie nicht untreu werden. Das war schwierig. Und so entstanden immer wieder Werke, die ihn dennoch zu einem der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit machten und ihn zu einem wichtigen Reprä sentanten der vielschichtigen und wider sprüchlichen Musikentwicklung im 20. Jahr hundert werden ließen. Schon frühzeitig, als 19jähriger, machte Schostakowitsch auf sich aufmerksam. Mit seiner 1. Sinfonie am Leningrader Konserva torium, einer Staatsexamensarbeit (1925), erreichte er rasch eine ganz ungewöhnliche Berühmtheit in seiner Heimat, die bald schon über die Grenzen hinaus reichte, als sich Bruno Walter, Leopold Stokowski oder Arturo Toscanini für dieses Werk einsetzten. Doch der junge Mann hatte Zweifel an sei ner Berufung zum Komponisten, war noch unsicher über seinen weiteren Weg und ar beitete einige Jahre lang nur als Pianist. Er komponierte zwar, wenn auch wenig, schuf aber in dieser Zeit die späterhin sehr erfolg reiche Oper „Die Nase“ (1927/28). Freunde machten ihm Mut, glaubten an sein Talent, geb. 12. (25.) 9.1906 in St. Petersburg; gest. 9.8.1975 in Moskau 1919 Studium am Petrograder Konserva torium 1926 Uraufführung der Ersten Sinfonie (Diplomarbeit) 1930 - 32 „Lady Mabeth von Mzensk“ (UA 1934) 1936 Beginn einer Kampagne gegen Schostakowitsch (Prawdaartikel „Chaos statt Musik“) 1937 - 41 Professur für Komposition (Leningrader Konservatorium) 1939 - 48 Mitglied des sowj. Komponisten verbandes 1941 Siebente Sinfonie („Leningrader“) 1943- 49 Professur am Moskauer Konserva torium 1948 erneute Kritik der Partei am Schaffen 1959 USA-Reise (Delegation sowj. Komponisten)