den Sinfonien 2 bis 4) zu einer Überhöhung des rein Sinfonischen geführt hatte. Noch einmal benutzte er dann das Wort in einer Sinfonie, sogar in starkem Maße. Das geschah in seiner gigantomanischen 8. Sinfonie, der „Sinfonie der Tausend“ (1906), seinem „ma- gnum opus“, in dem „das Universum zu tö nen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Plane ten und Sonnen, welche kreisen“ (Brief Mahlers an Mengelberg). Dort fordert er ein Riesenorchester, acht Vokalsolisten, Knaben chor und zwei gemischte Chöre. Vorerst fürchtete er sich, eine neunte Sinfonie zu schreiben, weil manch ein Komponist - Beethoven, Schubert, Bruckner - danach ih re Feder für immer niedergelegt hatten. Mahler komponierte 1907/08 statt dessen „Das Lied von der Erde“, sein persönlichstes Werk bis dahin, wie Bruno Walter meinte. Aber dieses Jahr 1907 erwies sich für den Komponisten als geradezu schicksalshaft. Seine fünfjährige Tochter Maria Anna starb, ihm selbst wurde ein unheilbares Herzleiden diagnostiziert, Intrigen in der Wiener Oper konnte er nicht mehr ertragen. Er ging nach New York, litt dort aber unter Angstzustän den und Depressionen. Kein Wunder, daß Todes- und Abschiedsgedanken ihn be schäftigten und in seinen Kompositionen deutlich werden sollten. Im Sommer 1909 arbeitete Mahler an einem neuen Werk. Es sollte nun doch seine Sinfo nie Nr. 9 werden, die er auch, trotz aller Be denken, so zählte, denn seine eigentliche Neunte war ja schon das resignierend wir kende „Lied von der Erde“. Und es sollte sei ne letzte Sinfonie werden. Von einer zehn ten existiert nur das berühmte Adagio und ein als Skizze überliefertes Scherzo.