Komponist seiner Heimat einen nationalen Ton beizusteuern. Nielsen war ein ungemein vielseitiger Kom ponist. Neben sechs Sinfonien schrieb er Chorwerke, Kammermusik und Lieder und sogar zwei Opern, die in seiner Heimat ei niges Aufsehen erregten. In Deutschland (1890) hatte er Werke von Wagner und Brahms kennengelernt. Die beeindruckten ihn sicherlich, machten ihn aber keines wegs zu einem - wie auch immer gearteten - Anhänger des einen oder anderen Ton schöpfers. Nielsen wahrte immer eine gewisse Unabhängigkeit. Anders als sein gleichaltriger skandinavischer Zeitgenosse Jean Sibelius, dessen introvertierte, eher grüblerische Kunst die Weite der finnischen Landschaft zu spiegeln scheint, war der Sinfoniker Nielsen ein extrovertierter, vita ler Musiker. Er ging schon frühzeitig auf spürbare Distanz zu einer schwelgerisch unreflektierten Romantik. Sorgsam vermied er jede sentimentale Anwandlung, was ihm den Ruf einbrachte, in seiner Kunstaus übung unterkühlt zu erscheinen. Im Einfa chen suchte er der exzessiv wuchernden Harmonik seiner Zeit zu begegnen, einem ausufernden Subjektivismus, einer unkon trollierten Gefühlswallung einen Widerpart zu bieten. „Es ist mein Ideal, eine Musik schreiben zu können, die wie ein reines, scharfes Schwert ist, schneidend und leicht faßlich.“ Eine treffendere Metapher für das Grundcharakteristikum der Musik dieses Komponisten als seine eigenen Worte läßt sich schwerlich finden. Sie erinnern an Jean Sibelius, der seine 6. Sinfonie klares, kaltes Frühlingswasser nannte im Vergleich zu den bunten Cocktails seiner Kollegen. Wie sein finnisches Gegenstück hatte Nielsen es vor allem in Deutschland schwer, sich geb. 9.6.1865 in Narre Lyndelse (bei Odense auf Fünen); gest. 3.10.1931 in Kopenhagen 1879 Mitglied einer Militärkapelle 1884 -1886 Studium in den Fächern Violi ne und Komposition am Konservatorium Kopenhagen 1886-1905 Geiger am Hoforchester 1908 Leitung des Hoforchesters 1915 -1927 Dirigent der Kopenhagener Musikvereinigung und Kompositionslehrer am dortigen Konservatorium 12