spöttisch als das „Mächtige Häuflein“ be zeichnet. Zu diesen Neuerern stieß sehr bald ein junger Mann, ein Beamter des za ristischen Staates, der sehr gut Klavier spielte. Das war Modest Mussorgski. Er kam aus einer wohlhabenden Gutsbesitzer familie, die 1849 nach St. Petersburg über siedelte, war Klavierspieler aus Leiden schaft, mußte aber - wie es sich für einen Sohn aus solchem Hause gehörte - eine standesgemäße Offizierslaufbahn einschla gen. Am Sitz des Zaren, dem einzigen Ort im damaligen Rußland, der eine größere musikalische Ausstrahlung hatte, begegnete er in dieser Zeit Balakirew. Das war für den Musikbegeisterten eine Art Initialzün dung, sich in einer, ihm möglich erschei nenden Form der Musik zu verschreiben. Doch das Leben hatte andere Pläne mit ihm. 1858 schied er zwar, um sich ganz der Musik widmen zu können, aus dem aktiven Dienst aus, doch wegen der Auflösung der Leibeigenschaft (1861) durch Zar Alexander II. versiegten die benötigten Einkünfte aus dem elterlichen Gut. Mussorgski mußte seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Er fand 1863 eine untergeordnete Anstel lung als Beamter, die ihm nebenher ge nügend Zeit für seine musikalischen Ambi tionen ließ. Unter Anleitung Balakirews entstanden erste Kompositionen, die aber noch keineswegs befriedigen konnten. Seine Lieder aber aus dieser Zeit, meist humori stisch-satirische Darstellungen, in denen die besungenen Charaktere mit kurzen, knap pen Zügen gezeichnet werden, ließen so gleich aufhorchen und gelten heute als groß artige Kompositionen, als Meisterwerke. Der Zyklus „Die Kinderstube“ (1868/72) ist ein Beleg für einen musikalischen Realis mus, wie es ihn vorher nicht gab, schon gar