Notizen zum Programm Beethovens "imperiales" fünftes Klavierkonzert Nur knappe eineinhalb Jahrzehnte hindurch, zwischen 1795 und 1809, beschäftigten Beethoven seine fünf Klavierkonzerte, gerade so lange, als er für seine Zeit und ihre Gesellschaft komponierte. Er war noch nicht 40, als er sein fünftes und letztes Konzert für Klavier und Orchester schrieb. Es muss wohl die zunehmende Verein samung des ertaubten Meisters sein Interesse und Bedürfnis an virtuoser Konzert musik zugunsten der verinnerlichten Sonaten, Symphonien und Streichquartette zurückgedrängt haben. Man schrieb das nicht nur musikgeschichtlich bedeutsame Jahr 1809 - Haydns Todesjahr - als Beethoven sein fünftes Klavierkonzert in Es-Dur op. 73 in Angriff nahm; fertig wurde es Anfang 1810. Die Originalhandschrift der Partitur liegt in der Preußischen Staatsbibliothek. Beethoven widmete das Konzert - wie schon das vorangegangene - dem Erzherzog Rudolf von Österreich, einem seiner verständnis vollsten Gönner, der auch ein guter Pianist war. Kurz zuvor hatte der Erzherzog gemeinsam mit den Fürsten Lobkowitz und Kinsky vereinbart, Beethoven ein jähr liches Einkommen auszusetzen, um ihn damit in Wien zu halten. Beethoven hat sein Es-Dur-Konzert nie öffentlich gespielt, vermutlich aber im Hause des fürstlichen Widmungsträgers. Die erste öffentliche Aufführung fand 1811 im Leipziger Gewandhaus statt, wo Friedrich Schneider den Solopart spielte. In Wien präsentierte Karl Czerny das Konzert im Kärntnertortheater. Das nach Umfang und Substanz gleichermaßen imposante Werk krönt den Typus des großen klassischen Klavierkonzertes. Das Werk beginnt mit einem vom ganzen Orchester intonierten Fortissimo-Auftakt in Es-Dur, worauf der Solist mit einer auf wärtsstürmenden, brillanten Passage antwortet. Das wiederholt sich dreimal, bevor das Orchester nun das marschartige Hauptthema formuliert. Seiner durchaus heldi schen Geste steht die sanfte h-Moll-Lyrik des Seitenthemas gegenüber, und nicht nur dieses Gegensatzpaar, sondern vor allem der technisch und musikalisch gleichermaßen kühne Dialog zwischen dem bravourösen Soloinstrument und dem Orchester steigert die Spannung des Kopfsatzes zu bis dahin ungekannter konzer tanter Dramatik - wobei aber dem Klavier immer wieder auch Gelegenheit zu delikatesten Pianopassagen gegeben ist! Ein völlig anderes Klangbild bringt der versonnene Mittelsatz in der „fernen“ Tonart H-Dur, von den Streichern con Sordino fast wie ein Choral angestimmt. Im Pianissimo, aber „expressivo“ antwortet das Klavier, und auch in der allmählichen Gefühlssteigerung wird das zarte Gespinst dieser verhangenen Stimmung nie zer rissen. Wie von ferne kündigt sich das Finale an. Diesseitig-volkstümlich gibt sich Beethoven in diesem tanzlustigen Rondo im Sechsachteltakt. Auch das kantable Seitenthema bleibt der neugewonnenen Heiterkeit treu. Wer würde da noch die Form verfolgen? Doch sie ist - dem klassischen Sonatensatzthema entsprechend - ein Meisterstück für sich. Eine von Vitalität sprühende Coda, ein scheinbar ermatte ter und dann nochmals kraftvoll aufleuchtender Schluß führen das königliche Konzert glanzvoll zu Ende.