1928 hatte der Musikpädagoge und Komponist Maurice Martenot das Gerät entwickelt. 14 an ein balinesisches Gamelan er innern soll. Der virtuose Klavierpart ist in vielen Tuttipassagen dicht mit dem Orchestersatz verwoben, doch verbinden ausgedehnte und bril lante Kadenzen die einzelnen Form teile miteinander, so daß man das Werk auch als monumentales Kla vierkonzert bezeichnen könnte. Das Klavier ahmt beispielsweise auch den Gesang der Vögel nach. Z. B. während des gesamten 6. Teils („Garten des Liebesschlum mers") spinnt es einen Kontrapunkt zum Vogelgesang der Holzbläser. Es wird gelegentlich sogar als Schlaginstrument behandelt oder bringt Farbe in den Orchesterappa rat, erzeugt also bestimmte Effekte. Eine ganz andere Rolle spielen die Ondes Martenot (Ondes = Wel len), das zweite Soloinstrument. Es handelt sich dabei um ein „künstli ches" Instrument, eines der ersten elektroakustischen Geräte, die für musikalische Aufführungen geeig netwaren. Durch Hochfrequenzge neratoren erzeugte elektronische Vibrationen werden über Lautspre cher hörbar gemacht, Tasten und Registerhebel erlauben es, immer neue Klangfarben zu schaffen. Ein einziger, kaum spürbarer Tasten druck genügt, um die Intensität von Ton und Klang vom fast lautlosen Pianissimo bis hin zum beinahe schmerzhaft klingenden Fortissimo zu führen und den Klangcharakter selbst völlig zu verändern. Gespielt wird auf einer Tastatur, einstimmig. Diese Ondes Martenots also spie len eine ganz besonders wichtige Rolle. „Man bemerkt sie augen blicklich in den Momenten höchster Begeisterung, wenn sie das Fortis simo mit ihrer ausdrucksvollen und sehr hohen Stimme dominiert. Aber sie wird auch bei den tiefen und zarten Tönen eingesetzt, bei ge dämpften Glissandi, wechselnden Klängen und Echothemen. ... Schließlich habe ich mich großzü gig der metallischen Töne bedient: Jedem Ton entspricht die metalli sche Resonanz eines im Lautspre cher plazierten Gongs, der ihn mit einem Kreis von Harmonien um ringt. Seltsam, geheimnisvoll, fast unwirklich in ihrer Weichheit, sind die metallischen Klangfarben ohne Zweifel die schönsten dieses Instru ments" (Messiaen). Wie bei allen Stücken Messiaens basiert auch dieses Werk auf einer rational vorgehenden und diszipli nierten Arbeitsweise, die eine Zu sammenfassung aller entstandenen Neuerungen bis in die vierziger Jahre darstellen könnte. Vor allem ist es der Rhythmus, der sich nun vollends von seiner traditionellen Funktion als Stütze melodischer Abläufe emanzipiert hat. „Nicht umkehrbare Rhythmen" gehören dazu. Das sind Rhythmusgebilde, die, vorwärts oder rückwärts gele sen, gleichbleiben oder sogenann te „rhythmische Persönlichkeiten", die verschiedene Verhaltensweisen wie Agression (angreifende Per son), Unterwürfigkeit (angegriffene Person) und Apathie (regungslose Person) repräsentieren, folglich beschleunigt oder verlangsamt wer-