ZUR EINFÜHRUNG Seine zahlreichen Konzertreisen führten Skrjabin auch nach Dresden 1. Sinfonie war die erste großan gelegte Partitur Arenski. Kurze Zeit nach Stu dienabschluß leitete er dort selbst eine Klavierklasse. Skrjabin unternahm sein Leben lang zahlreiche Konzertreisen als Pianist- meist als Interpret eigener Werke. Schnell machte er sich in den Musik zentren Europas einen Namen. Auch in Dresden hielt er sich auf, hegte sogar eine Weile den Plan, sich hier niederzulassen. Besonders faszinier te ihn die Gemäldegalerie: „Wenn ich hier lebte, ginge ich jede Woche hin, denn wenn ich mir einige Bilder ansehe, ist es, als hörte ich Musik." Skrjabins frühe Kompositionen stehen eindeutig in der Nachfolge Chopins und Liszts. Ungewöhnlich rasch und augenfällig vollzog sich aber seine künstlerische Entwicklung, fand er seinen eigenen Stil. Infolge persönli cher oder gesellschaftlicher Ereignis se ständig unter Spannung stehend, verwendete er mehr und mehr kom plizierte Harmonien und Akkord folgen, suchte auf melodischem und rhythmischem Gebiet nach Neuem. Er komponierte hauptsächlich für das Klavier. Sein Klavierklang gewann immer neue Farben durch Einbezie hung aller Klanglagen des Instrumen tes. Immer deutlicher trat auch der poetische Gehalt seiner Musik zuta ge. Mit der ersten Sinfonie schuf er schließlich seine erste großangeleg te Partitur mit klar ausgesprochener philosophisch-ethischer, weltanschau licher Konzeption. Fortan war Skrjabin in seinem Schaffen bestrebt, diese Ideen weiterzuentwickeln. Er sah seine Aufgabe nicht nur als Mu siker, sondern auch als Philosoph. Seine Musik sollte ein Aufruf zum Kampf um Glück und Freiheit sein: „Ich will den Menschen sagen, daß sie stark und mächtig sind", äußerte er einmal. Skrjabin nutzte alle sich in seinem Bekanntenkreis ergebenden Möglich keiten, sich mit Philosophie zu be schäftigen. Menschen unterschied lichster Anschauungen, Überzeugun gen und Nationalitäten zählten zu seinen Freunden und Schülern. Er besaß einen unermüdlichen Er kenntnisdrang und Interesse auch für soziale, ethische und ästhetische Pro bleme, war für viele Ideen offen. Daraus baute er sich seinen eigenen Traum. Als Konsequenz der Vorstel lung , er könne mit seiner Kunst die Menschheit erlösen, entstand schließ lich die Idee vom „Mystere". Hart näckig verfolgte er sie mit bewun dernswerter Ausdauer. Er sah in die sem „Mystere" ein synthetisches Gesamtkunstwerk, eine totale Kunst, wie er es nannte.Neben Hören und Sehen wollte Skrjabin sogar die Ge schmacks-, Tast- und Geruchssinne einbeziehen. Dieser Plan war natür lich nicht annähernd zu verwirkli chen. Ein Versuch in dieser Richtung stellt immerhin das Orchesterpoem „Prometheus" dar, in dem ein Farben klavier zum Einsatz kommt. Das syn thetische Gesamtkunstwerk sollte alle Gegensätze überwinden, das Be wußtsein erweitern, zur Ektase füh ren. Ekstase hieß aber für Skrjabin nicht „rauschhaft" oder „unbewußt triebhaft", sondern war eher eine wa che, nüchterne Begeisterung, stand