Volltext Seite (XML)
I I \ 1 I Zur Einführung: „Gib ihnen, o Herr, die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" In dieser Bitte, die die Kirche seit ihren Anfängen vor den Thron Gottes bringt, drückt sich mehr aus als allein die Liebe, die die Verstorbenen auch über ihren Tod hinaus begleitet. Ihre Rjuhe hat Teil an der umfassende ren des ewigen Sabbat, auf den alles Lebendige zueilt. Ruhe in dem so verstandenen Sinne drückt die Sehnsucht nach höchster Vollendung aus, fn ihr hat die Schöpfung ihr Ziel erreicht: „Am siebenten* Tag ruhte Gott von allen seinen Werken, die er gemacht h^tte." Die Totenmessen der liturgischen Tradition sind deshalb im eigentlich theologischen Verständnis Ewigkeitsmessen. Deshalb rezitieren sie, verwoben in das Ordinarium der Messe, vor allem auch Texte, die sonst unter den „letzten Dingen" zur Sprache kommen. Dazu gehört insbesondere das „Dies irae" mit dem gewaltigen „Tuba mirum", durch dessen Fanfaren das Jüngste Gericht eingeleitet wird. Dieser Gedanke bestimmt aber auch den Gesang zur Opferhand lung wie besonders den Schlußteil: „Befreie mich, Herr Gott, vom ewigen Tod". Letztlich bitten die Totenmessen für das Leben der einzelnen wie für das der Schöpfung schlechthin. Zuerst aber für mich selbst: salva me! Es ist wohl immer so gewesen, das Zeiten tiefreichender gesellschaftlicher Krisen eine besondere innere Nähe zum Gedanken des Jüngsten Gerichtes verspürt haben. Es scheint so, als ob sich dieser Zusammenhang in unseren Tagen gerade wieder neu herstellt. In dieser Welt der Todes ahnung halten die Totenmessen den Blick unverwandt in die Zukunft gerichtet. Gottes Walten liegt nicht allein in der Vergangenheit. Gottes Walten eröffnet einen geschichtli chen Horizont, der alles Zeitliche transzendiert. Die Toten Wir danken für die freundliche Unterstützung der Aufführung durch: den Rendsburger Kulturkreis e.V. die Nordelbische Kirche j die Ministerin für Bildung. Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und die Bausparkasse Wüstenrot. Generalagentur Knut Bornhöft. Rendsburg messen bitten um Erlösung. Sie tun es in der österlichen Gewißheit, daß der Erlöser sie geben wird: „Herr, dann wolle der Welt verzeihen, treuer Jesu, Weltenrichter . . ." In der musikalischen Gestaltung gehört Verdis Messa da Requiem zweifellos zu den gewaltigsten Kompositionen dieser Art. Der Komponist hat das Werk dem Gedenken Rossinis widmen wollen, es dann aber erst zum Tode des bedeutenden italienischen Romantikers Manzoni vollendet. Am 22. Mai 1874 wurde es unter der Leitung Verdis in der Kirche San Marco in Mailand uraufgeführt. Als es wenige später in der Scala wiederholt wurde, erfaßte eine Welle de^^j Begeisterung ganz Europa. Hat es mit dem triumphalen Erfolg auf der weltlichen Bühne der weltberühmten Mailän der Scala die geistliche Heimat verlassen und sich in welt liche Theatralik verloren? Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts beginnt die Zeit der Ent fremdung weiter Bevölkerungsschichten von der Kirche. Wunderbarerweise blieben sie auf ihrem Weg in die Säkula- rität geistlich nicht verlassen. Die größten kirchenmusika lischen Werke der Zeit haben sie begleitet. Das Deutsche Requiem von Brahms, die Wiederentdeckung der Mat thäuspassion und Verdis Requiem - sie haben dazu beige tragen, daß Kirche und Konzertsaal beieinander blieben. Sie haben unüberhörbar deutlich gemacht, daß die großen Fra gen der Menschheit die Grenzen der Konfessionen und religiösen Gemeinschaften sprengen. Verdis Requiem gehört zu diesen allgemeingültigen Werken abend ländischer Musik, in denen die Kirche ihre geistliche und kulturelle Universalität mitten in der Welt unter Beweis stellt. Gerhard Jastraris^ Der Kantatenchor St. Marien dankt der Kirchengemeinde Neuwerk für die Möglichkeit, die heutige Aufführung in der Christkirche durch zuführen. Musikalische Veranstaltungen in der Rendsburger Marienkirche: Mittwoch, 19. Dezember 1990, 20 Uhr : Weihnachtskonzert mit dem Pembroke Mädchenchor Australien (Adelaide) Freitag, 1. Februar 1991, 20 Uhr: Beethoven: 9. Symphonie mit der Ode „An die Freude". Singakademie und Sinfonieorchester Stralsund, Leitung: Hans-Joachim Marx Sonntag, 24. März 1991: J. S. Bach: Johannes-Passion mit dem Kantatenchor Mittwoch, 19. Juni 1991: W. A. Mozart: Große Messe c-Moll mit dem Kantatenchor zur Eröffnung der Sommerkonzerte ’91 Sonntag, 3. November 1991: J. S. Bach: Hohe Messe h-Moll mit dem Kantatenchor St. Marien