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Hat sie keinen Liebsten, Hat dafür 'nen Gatten, Muß sie nicht, Rosen gleich, Welken und verblassen, Muß sie nicht, Rosen gleich, Welken und verblassen. Rose bin ich, Rose, Blühe nur als Mädchen, Hab’ ich einen Gatten, Muß die Rose welken, Hab' ich einen Gatten, Muß die Rose welken. Lebe wohl, lieb Ännchen, ’s wird dich wundernehmen: Alle zieh’n froh dahin, Du darfst nicht mitgehen, Alle zieh’n froh dahin, Du darfst nicht mitgehen. Lebe wohl, lebe wohl, ’s wird dich wundernehmen: Alle zieh’n von hinnen, Alle zieh’n von hinnen, Du darfst nicht mitgehen. Hei . .. Alle zieh’n von hinnen, Alle gehen, alle, Du, ja du bleibst hier. Heia .. . Eia, schlafe, schlafe, Kindlein, weißes Englein! Fliege mir nur nicht fort, Liebes Mägdelein, stirb nur nie! III. Burschentanz Junge Eiche, wachse noch, Tanze, Bursche, tanze doch! Junge Eiche bricht entzwei, Tanze, bis du jung und frei! Heia, Ziege, Ziegenbock, Wer da kann, der springe hoch! Springen wollt’ ich, war’s nicht wert, Bin gefallen auf die Erd’. Komm, Gesell, die Zeit ist aus, Treib' die Ziegen schnell nach Haus! Möcht’ sie treiben, wär's schon recht, Hätt' der Wolf mich nicht erschreckt. Heia . . . Hätt' der Wolf mich nicht erschreckt. Hei ho, . . . Junge Eiche, wachse noch, Tanze, Bursche, tanze doch! Juche! (Deutsche Übersetzung: Bence Szabolcsi) II. Wiegenlied Eia, schlafe, schlafe, Kindlein, liebes Mägdlein! Wird einst alt die Mutter, Wirst du sorgen dann für sie? Will für dich treu sorgen, Mutter, bin ich ledig; Heirat' ich aber einmal, Scheide ich von dir gar bald. Schlafe, schlafe, Liebchen, Schaff' mir nicht mehr Kummer! Willst bald ruhig schlummern. Mußt du recht schön still sein. Dunkel braust die Wildnis, Nur dein Hemdlein schimmert, Aus dem Walde winkt mir Nur dein leuchtend Hemdlein. Weißt, Mariechen war es, Die das Hemdlein nähte, Weiß aus Seide spann sie’s, Wo des Waldhains Laub grünt. Der Name des zu seinen Lebzeiten hochge ehrten und vielgespielten Komponisten Max Bruch ist heute eigentlich nur noch durch ein einziges Werk in den Konzertsälen leben dig geblieben: durch sein 1. Violinkon zert g-Moll o p. 26. Bruch, ein später Vertreter einer ganz vom Mendelssohnschen Ideal herkommenden Kompositionsrichtung, blieb trotz der 82jährigen Dauer seines Lebens unberührt von den gewaltigen musikalischen Veränderungen im Laufe dieser Jahrzel^k. Romantische Klangschönheit und formale FW beit waren das Ziel dieses Komponisten, der zwar nicht die Originalität einer starken Per sönlichkeit besaß, dessen Stil sich aber durch eine hervorragende Melodik, gediegene Kon trapunktik, vielgestaltige Instrumentation und einen direkt ansprechenden, schlicht-volkstüm lichen Ausdruck auszeichnete. Hauptwerke und Schwerpunkt des Schaffens des gebürtigen Rheinländers Bruch, der bereits mit elf Jahren zu komponieren begann, lange Zeit als ange sehener Dirigent in Deutschland und England wirkte, von 1891 bis 1910 eine Professur an der Akademie der Künste in Berlin innehatte, mit dreifachen Ehrendoktorwürden und vielen an deren hohen Auszeichnungen geehrt wurde und große künstlerische Erfolge verzeichnen konnte, waren seine zahlreichen großen Chorwerke mit Orchester (u. a. „Frithjof", „Schön Ellen“, „Odysseus“, „Das Lied von der Glocke“, „Achil leus”). Weiterhin schrieb er drei Opern (dar unter „Loreley” nach Geibel), drei Sinfonien, drei Violinkonzerte, mehrere andere konzer tante Kompositionen, von denen besonders sein op. 47, „Kol nidrei“ (Adagio für Violon cello auf hebräische Melodien) sehr bekannt wurde, sowie einige Klavier- und Kammermu sikwerke. Bruchs 1. Violinkonzert, das als einziges seiner W*ke die Zeiten zu überdauern vermochte, w^^e zwischen 1857 und 1866 komponiert und 1866 in Koblenz unter Leitung des Komponisten uraufgeführt. Der Solist der Uraufführung war der große Geiger Joseph Joachim, dem das Werk (wie Brahms' Violinkonzert) auch gewid met ist. Die dankbare und wirkungsvolle, echt geigerisch konzipierte Komposition hat durch ihre formale Ausgewogenheit, ihre jugendlich- musikantische Frische, ihre eingängige Melo dik und die Substanz und Brillanz insbeson dere des Soloparts, der dem Solisten in rei chem Maße Gelegenheit gibt, Virtuosität und gestalterische Fähigkeiten unter Beweis zu stel len, bis heute noch nichts von ihrer Beliebtheit bei Interpreten und Hörern eingebüßt. Die Bezeichnung des ersten Satzes mit „Vor spiel" deutet darauf hin, daß das Hauptge wicht des Konzertes im zweiten und dritten Satz liegt. Im knapp gehaltenen Anfangssatz, der mit einem Paukenwirbel und einer kleinen Ka denz des Soloinstrumentes einsetzt, wechseln lyrisch-elegische Momente mit stürmisch-leiden schaftlichen Partien, wobei rhapsodische De klamationen und zahlreiche kadenzartige Wen dungen und Einwürfe der Solovioline den prä ludierenden Charakter betonen. V^^im Mendelssohnschen Violinkonzert führt e^w modulierende Überleitung zum zweiten Satz, einem Adagio, das sich pausenlos an schließt. Dieser langsame Es-Dur-Satz, eine echte Romanze von schwelgerischer, einschmei chelnder Kantabilität, läßt das Soloinstrument die ganze Süße seines Tones entfalten. Neben dem empfindsamen Hauptthema wird ein von den Hörnern vorgetragenes und von solistischen Arabesken umranktes Seitenthema bedeutsam. Rassig-kapriziös und voller Schwung gibt sich das besonders wirkungsvolle, in Rondoform an gelegte Finale. Der zum Teil etwas ungarisch gefärbte Schlußsatz ist wieder außerordentlich virtuos und stellt ein Musterbeispiel für Bruchs effektvolle Verwendung melodischer und rhyth mischer Mittel dar. Alexander Borodin, bekannt vor al lem als Komponist der Oper „Fürst Igor", hat auch bedeutende Orchesterwerke geschrie ben, die sehr populär gewordene „Steppen skizze aus Mittelasien" und drei Sinfonien. Die 2. Sinfonie h-Moll wurde erst nach dem Tod des Komponisten bekannt. Er hatte an ihr in den Jahren 1869 bis 1876 ge arbeitet; 1877 wurde sie in Petersburg urauf geführt. Unter dem Namen „Heroische Sinfo nie“ hat sie sich schnell die Konzertsäle der ganzen Welt erobert. Ist dieser Titel berech tigt? Könnten wir ihn nicht aus der Thematik der einzelnen Sätze ablesen, könnten wir uns auf das Urteil Mussorgskis berufen, der die Sinfonie die „slawisch-heroische“ genannt hat, und auf die Bemerkungen eines so her vorragenden Kenners, wie es der russische Musikkritiker Stassow war, der geschrieben hat: „Von seinen herrlichen, ungewöhnlich kraftvollen, männlichen, leidenschaftlichen und hinreißenden Sinfonien ist die zweite, die in h-Moll, die größte. Ihre Bedeutung verdankt sie nicht nur dem starken Talent Borodins, sondern ohne Zweifel auch der Tatsache, daß sie einen nationalen und pro grammatischen Charakter hat . . . Ich möchte hier hinzufügen, daß Borodin mir des öfteren erzählte, er habe im Andante die Figur des .Bajan’ (alter russischer Sänger, Rhapsode), im ersten Satz eine Versammlung russischer Recken, im Finale die Szene eines Recken gastmahls beim Klang der Gusli und beim Jauchzen einer großen Volksmenge darstel len wollen.“ Der heldische Charakter des Werkes zeigt sich gleich im ersten Thema des ersten Satzes, das bestimmend wird für die ganze Sinfonie. Es wird von der Streichergruppe unisono gebracht. In der späteren Reprise wird das „Heldenthema" im „heldischen“ Aus druck noch gesteigert. Die Fortsetzung des Themas läßt die Verbundenheit mit der Volks musik erkennen. Desgleichen das von den Vio loncelli intonierte Seitenthema. Das Scherzo ist nach dem klassischen Schema dreiteilig. Das Trio (das nicht als solches gekennzeichnet ist) erinnert mit seinem orientalischen Ein schlag an die spätere „Steppenskizze”, aber auch an die bekannten Polowezer Tänze im „Fürst Igor“.