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„Man lauscht nicht auf die tausend Geräusche der Natur, die uns umgeben, man ist nicht ge öffnet gegenüber dieser so verschiedenartigen Musik, die uns die Natur in einer solchen Fülle darbietet. Diese Musik umgibt uns, und wir haben mitten in ihr bis heute gelebt, ohne da von Kenntnis zu nehmen. Hier ist nach meiner Meinung der neue Weg . . ." Dergestalt erläu terte Claude Debussy das Wesen seiner Musik, die also empfangene Eindrücke, Im pressionen, wiedergeben will. Das, was den französischen Meister am stärksten fesselte, war das Ungreifbare, das Atmosphärische der Dinge, etwa Wechsel und Kontrast von Licht, »n und Geräuschen, kurz „der ferne Wi ll der Natur". Wahrhaftigkeit kennzeich net Debussys Stil, von dem der Komponist selbst sagte: „Ich habe ganz einfach meine Natur und mein Temperament sprechen las sen." Wie die impressionistischen Maler die feinen Linien zugunsten der Farbe zurücktreten ließen, gab Debussy die formale Symmetrik im Musikalischen auf und verabsolutierte die Farbwerte der Klänge, kombinierte die Klänge der Orchesterpalette nach seinem klangmaleri schen Instinkt. Debussys Musik wendet sich zu nächst weniger an den Verstand als vielmehr an die Empfindungswelt des Hörers, übermä ßige Dreiklänge, Septimen- und Nonenak korde, Quarten- und Quintenparallelen, die Verwendung der exotischen Ganztonskala — das ist Debussys Handwerkzeug. Die sinfonische Dichtung „La Mer" (Das Meer) entstand zwischen 1903 und 1905 und umfaßt - wie es der Komponist bescheiden ausdrückte - drei „esquisses symphoniques" (sinfonische Skizzen) mit bezeichnenden Über schriften. Die Komposition, wohl Debussys be deutendste Orchesterschöpfung überhaupt, hat nach Ausmaß und Konzeption sinfonischen Charakter, obwohl ihr sinfonische Dialektik, Antithetik einander widerstreitender Gedanken nur im Schlußsatz geläufig ist. Nicht um die Darstellung geistig-thematischer Konflikte geht es Debussy, sondern um das klangliche Erfas sen, Verwandeln unendlicher, aber flüchtiger Naturbilder. Musikalisch wiedergeben will er, wie er sagt, „die ganze Poesie der Nacht und des Tages, der Erde und des Himmels, wie sich darin die Atmosphäre beruhigt und im Rhyth mus zugleich auch das unaufhörliche Wogen schwingt", über das Meer, das er besonders liebte und das er in diesem Triptychon mit ma gischen, feinnervigen Klängen beschwört, äußerte er einmal: „Das Meer ist ein Kind, es spielt, es weiß nicht genau, was es tut ... es hat schönes, langes Haupthaar . . . und es hat eine Seele, es geht, es kommt, es verändert sich ständig . . ." Das erste Bild dieser wundervollen Tondich tung, betitelt „De l'aube ä midi sur la mer" (Von Tagesanbruch bis Mittag auf dem Meer), schildert — mit flimmernden Streicherfiguren — die Oberfläche des Meeres, die sich ständig ändert und doch immer wieder gleicht. Bläser motive malen die Impression eines Sonnenauf gangs. Die zweite Skizze „Jeux de vagues" (Spiel der Wellen) spiegelt Stimmungshaft das Hin- und Herfluten der Meereswogen. Der dritte Teil „Dialogue du vent et de la mer" (Zwiesprache von Wind und Meer) vermittelt den Eindruck von Sphärenmusik. In diesen un- gemein lebensvollen, dramatisch-aufbrausen den, die entfesselten Elemente charakterisie renden Klängen vermeint man tatsächlich die Überschrift nachzuerleben. Die Entwicklung des ungestüm-großartigen Schlußsatzes wird von zwei musikalischen Hauptgedanken getragen. VORANKÜNDIGUNG: Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Freitag, den 16. Januar 1937, 19.30 Uhr (Anrecht A 2) Sonnabend, den 17. Januar 1987, 19.30 Uhr (Anrech Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 18.45 Uhr Dipl.-Phil. Sabine Grosse 5. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Pavle Medakovic, SFR Jugoslawien Solistin: Pawlina Dokowska, VR Bulgarien, Klavier Werke von Wagner, Franck und Brahms Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1986/87 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-71-86 EVP -,25 M 4 . PHILHARMONISCHES KONZERT 1986/87