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Ende Dezember 1782 schreibt Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater über einige seiner neuen Klavierkonzerte: „Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer, und zu leicht - sind sehr Brillant - angenehm in die Ohren - Natürlich, ohne in das leere zu fallen - hie und da - können auch kenner allein satisfaction erhalten - doch so - daß die nichtkenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum.“ Die Äußerung dürfte sich auch auf das Klavier konzert in A-Dur KV 414 beziehen, das wahrscheinlich im Herbst 1782 entstanden war. Sie zeugt davon, daß für Mozart Popularität Kunstfertigkeit einschloß. Die Musik sollte leicht ansprechen, verständlich sein, aber zugleich an spruchsvollem, tiefer eindringendem Hören Gewinn bringen. Im A-Dur-Konzert aus dem Jahr 1782 spielen die Bläser - lediglich Oboen und Hörner sind vorgeschrieben - eine untergeordnete Rolle; sie können sogar wegfallen. Im ganzen zeigt das Konzert mehr kammermusikalische als sinfonische Faktur. Gleichwohl kommt es zu lebhaftem, pointenreichem Konzertieren. Der erste Satz erhält durch seine Thematik den Charakter eines „singenden" Allegros. Die orchestrale und die solistische Themenexposition bringen zwei verschie dene Seitenthemen, die in der Reprise miteinander verbunden werden. Überhaupt überrascht die Reprise mit manchen neuen thematischen Zuordnungen.Die Durchführung gründet auf einem eigenen Thema, das in Moll steht und elegische Züge in den Satz trägt. Der Mittelsatz setzt mit einem gravi tätisch einherschreitenden Thema ein und wahrt diese Hal tung auch in seinem thematisch reichen weiteren Verlauf. Das Finale, ein Rondo, macht durch etliche komische Episoden schmunzeln. Schon in dem Refrainthema verbindet sich Zier lichkeit mit Keckheit. Das anschließende erste Couplet führt ein einfältiges Motiv unisono in Sequenzen ein, gibt ihm dann aber sogleich reizvolle harmonische Ausdeutung. Mozart jongliert virtuos mit der Form. Er stellt unerwartete Be ziehungen her. läßt hier Teile weich ineinander fließen, setzt sie dort in scharfen dialektischen Kontrast. Dabei beachtet er stets, daß die Vergnüglichkeit, die Unterhaltsamkeit sich mit inhaltlicher Bedeutsamkeit verbindet. Die Musik vermag unseren Charakter zu bilden. Ist dem aber so, so ist es klar, daß mir unsere jungen Leute darin unterrichten müssen. Schulkonzerte gehören zur Tradition der Dresdner Philharmonie. Die „Chronik des Orchesters 1870-1970“ berichtet, daß schon seit 1912 das damalige „Gewerbehausorchester“ regelmäßig unter Paul Büttner Konzerte für die Arbeiter jugend veranstaltete. In den 20 er Jahren wurden diese Konzerte unter Eduard Möricke erweitert auf die Schul jugend. Diese bahnbrechende musikerzieherische und soziale Tätigkeit des Orchesters wurde durch Rundfunküber tragungen in ganz Deutschland bekannt. Bald ahmten andere Städte das Dresdner Beispiel nach. Gleich in den ers^Bklonaten nacb^BL 2. Weltkrieg ge hörte die Jugend ersten Publikvl^'or dem die Phil harmonie wieder spielte. In den folgenden Jahrzehnten erfuhren die Schulkonzerte bei uns einen Ausbau wie nie zuvor: die Philharmonie hatte daran führenden Anteil. Be kannt ist das Wort von Prof Bongartz: „Wenn in jedem dieser Konzerte ein junger Mensch sitzt, der in 10 und 20 Jahren regelmäßig zu uns kommt, dann haben wir das Pub likum der Zukunft." 1971 würdigten wir das Orchester für 150 Schulkonzerte seit Gründung der DDR. Zum Tag des Lehrers 1975 wurde das Kollektiv mit der Dr.-Theodor- Neubauer-Medaille in Gold ausgezeichnet. 1980 erweiterte die Philharmonie ihre Mitarbeit um jährlich 8 Konzerte des Kinderchores ür 3. Klassen im Blockhaus, begleitet von Instrumentalisten des Orchesters. Dieses Programm „Laßt die Stimmen bell erklingen“, von Wolfgang Berger als Modellprogramm für vier weitere Chöre erar beitet, hat der Philharmonische Kinderchor schon fast 50 mal sehr erfolgreich gestaltet. Trotz weit gestiegej^tReisevc pflrhti^^^n gibt das Orche ster auch gegenwJ^^’in bi zwei ^■^„•rte im Schuljahr für die obersten Klassen; hinzu kommt seit 1977 jährlich ein Konzert für Lehrlinge. Den bedeutsamen Auftakt für die Schulkonzerte 1985/86 gab die Philharmonie mit einem Programm für die 11. und 12. Klassen im Rahmen der 6 Weltmusikwoche des Inter nationalen Musikrates im September. An den Abschluß der Saison setzt sie nun wiederum bahnbrechend ein heraus ragendes Ereignis: das erste .Schulkonzert für Pädagogen“ in der Geschichte der Dresdn r Schulkonzerte. Herzlichen Dank im Namen der Besucher! Aristoteles Heinz Linke Reinhard Seehafer wurde 1958 in Magdeburg geboren. Nach dem Besuch der Telemann-Musikschule in seiner Heimatstadt und der Spezialschule in Halle studierte er seit 1976 an der Hochschule für Musik in Leipzig Dirigieren bei Prof. Rolf Reuter und Klavier bei Prof. Karl-Heinz Pick. 1980 wechselte er an die Weimarer Musikhochschule über, wo er auch bis 1982 Konzerte und Opernaufführungen des Hochschulorchesters dirigierte. Daneben leitete er bis 1982 das Arbeitersinfonieorchester der Stadt Halle und besuchte Kurse von Kurt Masur. Otmar Suitner und Norman Shetler beim Internationalen Musikseminar in Weimar, 1981 erhielt er das Mendelssohn-Stipendium. Seit 1982 wirkt Reinhard Seehafer als Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin, an der er mit Puccinis „Madame Butterfly“ debütierte. Als Pianist wirkte er mit in Kammermusikabenden und als Liedbegleiter. Auslandsreisen als Pianist führten ihn nach Jugoslawien und Österreich. Reinhard Seehafer gastierte auch bereits an der Staatsoper Dresden und unterrichtet seit 1983 als Lehrbeauftragter an der Berliner Musikhochschule. Außerdem ist er Leiter des FDJ-Sinfonieorchesters aller Musikhochschulen der DDR. Bei der Dresdner Philharmonie gastierte er erstmalig 1984. Wir freuen uns, ihn in diesem Konzert in dreifacher Funktion erleben zu können: als Dirigent, als Solist und als Einführenden. Konzert für Pädagogen Voranzeige: Im Schuljahr 1986/87 wird die Dresdner Philharmonie folgende Schulkonzerte geben: - 8 Konzerte für 3. Klassen im Blockhaus - Haus der DSF mit dem Kinderchor und Instrumentalisten des Orchesters („Laßt die Stimmen hell erklingen“) Leitung und Einführung: Wolfgang Berger. Barbara Quellmelz - 1 Konzert für Kl. 11/12 am 16. 12.: Antonin Dvorak: 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ Leitung und Einführung: Georg Christoph Biller, Leipzig - 1 Sonderkonzert für Kl. 9-12 und Angehörige am 21. 4. Robert Schumann: Klavierkonzert Ludwig van Beethoven: 5. Sinfonie Leitung und Einführung: Volker Rohde. Dresden Solist: Petra Georgi, Dresden